PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
umkehren sollen, als es noch möglich war«, sagte er niedergeschlagen und sah zu, wie sich die Wegschale dem Strudel näherte, der sich am unteren Ende des Traktorfeldes gebildet hatte. Der Durst der Onuudoy war beträchtlich, sagte er sich und machte sich nach einem langen Blick auf das Visier des Junkers bereit. »In der Hitze und im Wind, die zu erwarten sind, werde ich wahrscheinlich schnell trocken. Alles für Anicee – sag dem Ziehvater, dass ich so mutig war wie niemals zuvor.«
Der Junker steuerte die Wegschale bis an den Rand der Wassersäule. Das Zischen, Brodeln und Brausen waren so laut, dass sie seine letzten Worte mühelos übertönten. Routh bewegte sich aus der tiefsten Stelle der Schale zum Rand, zog sich hoch und nach vorn und machte sich zum Absprung bereit. Nicht nur die Reise mit Vae-Bazent, sondern allein schon die Annäherung und die Besteigung der gekippten Scholle waren außerordentlich riskant.
Mein entlegenes Ohr hat deinen voraussichtlichen Weg geprüft. Es besteht keine Lebensgefahr. Die Oberfläche der fliegenden Landschaft entspricht einer ungastlichen, überaus trockenen Wüste. Die angekündigten Bewohner habe ich noch nicht entdeckt.
Puc, paramechanisch mit Rouths Hippocampus und etlichen anderen Gehirnzentren verbunden, schwieg, als sei er erschöpft oder restlos betrunken. Das Implantmemo versteckte sich wieder im mikrobiopositronischen Schutz des kleinen Apparats an Rouths Handgelenk und war verschwunden. Hatte es sich schon immer so merkwürdig verhalten? Routh erinnerte sich nicht ...
Es gelang Routh, auf dem Rand der flachen Schale zu knien und die Arme auszustrecken; der Roboter hielt ihn am Tornistergriff fest. Er konnte und wollte nicht mehr zurück. Es war zu spät; alle Vernunftgründe, die ihn hätten zurückhalten können, hatten sich angesichts dieser fremdartigen Ungeheuerlichkeiten um ihn aufgelöst. Er dachte nur noch an Anicee und daran, dass er in dieser gischtenden Wassersäule ertrinken konnte.
»Bereit, Ziehsohn?«
»Bring mich näher heran! Noch einen Meter!«, rief Routh unterdrückt in Saypadhi. Eine Sekunde lang bedauerte er, dass er nichts von dem, das er erlebte, dokumentieren und für andere – für wen eigentlich? Etwa für die Nachrichtensendungen Terrania Citys? – kommentieren konnte. Unwichtig. Er musste überleben. Vor ihm tobte das aufwärts schießende Wasser. »Ich werde Dindirri und dich nie vergessen. Chourtaird am allerwenigsten. Los!«
Von der Außenseite der Wassersäule prasselten Tropfen in Rouths Gesicht und gegen seine Brust. Sie liefen im Inneren der Schale herunter; als deren Rand die Säule berührte, sprang Shamsur mit ausgestreckten und ausgebreiteten Armen vorwärts. Noch bevor er ins Wasser des Sees stürzte, erfasste ihn der rohrförmig modifizierte Traktorstrahl und riss ihn mit unwiderstehlicher Kraft nach oben.
Augenblicklich wurde er durchnässt und versuchte, sich nicht zu überschlagen. Der Ruck, mit dem er sich dem oberen Ende der Wassersäule näherte, dauerte keinen Atemzug lang. Zusammen mit der Wassermasse erreichte er eine der runden Öffnungen und verschwand für eine Strecke von wenigen Metern in der Dunkelheit einer Röhre oder Kaverne. Dann wirbelte ihn das Wasser in eine Zisterne, in der er untertauchte und mit wenigen Schwimmstößen auf eine Steintreppe kam, die aus der nassen Dunkelheit in die heiße Helligkeit der Saumregion hinaufführte.
Routh stolperte triefend nass, keuchend und nach Luft ringend vorwärts. Die schwarz beschichtete, schräge Fläche vor ihm war etwa zweitausend Meter breit. Routh stand ungefähr in der Mitte zwischen dem Rand der Kuppel und der Abbruchkante der fliegenden Landschaft mitten im starken Wind.
Der Wind war eiskalt.
Routh hielt sich nicht damit auf, an den Wasservorrat zu denken, über den die fliegende Landschaft inzwischen verfügen musste, oder daran, dass es für die Onuudoy problematisch sein konnte, an einem anderen Haltepunkt den Durst mit Meereswasser zu stillen. Sein Ziel war die Oberfläche unterhalb der Schutzkuppel. Als er sich halb herumdrehte und in die Richtung der Kuppel marschierte, zog er eine breite Spur Wasser hinter sich her.
Die fliegende Landschaft hing schräg über dem See; Routh bewegte sich geradeaus, als würde er an einer Hügelflanke weder aufwärts noch abwärts wandern. Manchmal rutschte er im Sand oder Geröll aus und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Schemenhaft erkannte er unter den rot
Weitere Kostenlose Bücher