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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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wandernden Kunstsonne! Das Sirren des Gestirns war nicht laut, aber durchdringend und angenehm; trotz des Umstandes, dass Routh allein war, faszinierten ihn die Umgebung und ihre Fremdartigkeit. Die geringere Schwerkraft machte das Vorankommen leichter, aber es waren weder Pfade noch Gebäude zu sehen, auf die Rouths Wanderung sich richten konnte.
    Eigentlich hatte er in dieser Wüstenei kein Ziel. Vor ihm erstreckten sich Hügel, kleine Wälder aus merkwürdig aussehenden Gewächsen und unregelmäßige ebene Flächen. Alle Bäume und viele Felsformationen waren nach rechts geneigt. Im Gegensatz zum Landstreifen außerhalb des Schirms waren nicht alle Geländemerkmale und nicht jeder Stein von einem schwarzen Überzug bedeckt.
    Routh ging weiter, erkletterte einen Hügel aus Geröll und Steinbrocken und blieb auf dem höchsten Punkt stehen.
    Er fand einen großen Felsbrocken, der wie eine zerbrochene Säule aussah, und setzte sich. Schweigend sah er sich um. Er fühlte sich verloren und glaubte von Zeit zu Zeit, er würde von Unsichtbaren beobachtet. Alle Dinge warfen kurze, scharfe Schatten von stumpfem Schwarz. Die Umgebung strahlte eine Art erhabene Trostlosigkeit aus. Ihre Leere beeindruckte ihn, und er glaubte, in einer unberührten Urlandschaft zu sein, die er hier auf diesem Stück schräg schwebender Wüste nicht annähernd vermutet hatte.
    Die Onuudoy scheint sich nicht bewegt zu haben. Sie nimmt wohl noch immer Wasser auf. Wann würde die Fahrt nach Anboleis anfangen? Zum Kontinent Saylomin?
    Er wusste ebenso wenig eine Antwort darauf wie Puc.

4.
    In der Einsamkeit der Wüste
     
    Routh strich sein Haar, das an der Stirn und an den Schläfen klebte, mit den Fingerspitzen zurück und löste die Trageriemen des Tornisters. Am Tank des Wasserbehälters war ein Schlauch mit einem Mundstück am Ende festgeklemmt.
    Als Routh daran sog, öffnete sich das Ventil, und er kostete das kühle, frische Wasser. Es schien Kohlensäure darin gelöst zu sein, denn es prickelte auf der Zunge und im Gaumen. Routh hob die Schultern und schob das Schlauchende wieder in die Klemmen.
    »Und jetzt?«, überlegte er laut. Die Weite der Wüstenlandschaft schluckte seine Worte.
    Wieder sah er sich um, drehte sich auf seinem steinigen Sitz und spähte in alle Richtungen. Abgesehen von kleinen Staub- oder Sandwirbeln gab es keine Bewegungen. Nur das metallische Singen der Sonnenmelodie blieb. Also lauerten an diesem Ort keine Tiere oder Angehörige der vorgeblich aggressiven Völker.
    »Soll ich weitergehen? Tiefer hinein? Was finde ich dort, was es nicht auch hier gibt?«
    Nach einigem Nachdenken entschloss er sich, zwei oder mehr Stunden lang weiter vorzudringen. Vielleicht hob die Onuudoy während dieser Zeit ihre Ecke aus dem See und setzte sich endlich über das Bax-Meer nach Saylomin in Bewegung.
    Puc. Aktiv! , dachte er und betrachtete die Miniatur im Smoking. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum Puc ausgerechnet dieses archaische Kleidungsstück trug. Auch dafür gab es, wie für so vieles, keine Erklärung, die seine journalistische Neugierde befriedigte.
    »Ungefähr fünf Stunden oder etwas mehr gibt es noch Sonnenlicht«, sagte er, mehr im Selbstgespräch als zum Implantmemo. »Ich weiß nicht, wie lange der Flug – die Fahrt – dauern wird. Aber ich muss die fliegende Landschaft auch wieder verlassen, wenn wir am Ziel sind. Was rätst du?«
    Wenn die Breite der Onuudoy 75 Kilometer beträgt, befindet sich das Zentrum in allen Richtungen in knapp 40 Kilometern Entfernung vom Rand. Das entspricht theoretisch acht Stunden Fußmarsch; wahrscheinlich mehr, denn das Gelände ist schwierig. Ob du hier nahe des Randes bleibst oder zum Mittelpunkt vordringst, ist unter dem Aspekt der Gefährdung gleichgültig. Die kämpferischen Wüstenbewohner, sicherlich nomadisierende Wesen, dringen wohl auch bis hierher vor.
    »Keine beruhigende Aussicht«, sagte Routh. »Vielleicht verfügen die Wüstennomaden aber auch über Siedlungen, Städte, Brunnen ...?«
    Durchaus möglich. Immerhin bist du bewaffnet und nicht schutzlos. Ich schlage vor, du gehst noch einige Zeit weiter und suchst einen sicheren Platz zum Schlafen. Wann die Landschaft sich vollgesogen hat und die Fahrt beginnt – es ist für mich nicht zu errechnen. Auf deinem Weg wirst du einigen Gefahren durch Wüstenbewohner begegnen; sie sind, wenn du dich richtig verhältst, nicht lebensbedrohlich. Ich versuche, sie rechtzeitig zu erkennen. Die Suche ist nicht

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