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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Taomae lächelte; es war ein melancholisches, verschattetes Lächeln, das ihm zu sagen schien, dass es keine Wiederholung dieser erregenden erotischen Stunden mehr geben würde. Die Spiegelin begann sich zu verändern und zu ihrem ursprünglichen Aussehen zurückzukehren.
    Kennst du die Umgebung? Haben deine Sonden die Steuerzentrale gefunden? Wann erreichen wir sie, wenn wir nicht rennen? Ist dieser Wald gefährlich für uns?
    Ich habe das Regularium gefunden. Es ist kein Oberflächenbauwerk, sondern – was nicht überraschen wird – eine trichterförmige, wenn auch durch hohes Alter beschädigte Anlage. Ihr werdet etwa einen Tag brauchen, um die Steuerzentrale zu erreichen. Hoffentlich wird unsere Verbindung nicht mehr gestört.
    Puc verschwand, nachdem er grüßend sein fast leeres Glas geschwenkt hatte. Routh umarmte seine Gefährtin; er war mehr als erleichtert, dass sein Implantmemo ihm wieder zur Verfügung stand.
    »Hast du noch schlafen können?«, fragte er und blickte in die Augen der Spiegelin. »Ich bin einigermaßen ausgeruht. Wir haben einen ganzen Tag, um zum Regularium zu kommen.«
    »Ich weiß. An vieles, was uns begegnen wird, habe ich eine schwache Erinnerung. Das heißt, ich weiß vielleicht, was es bedeutet. Aber, Shamsur – der Sog meiner Herkunft wird stärker. Ich werde wieder zu einer Vae-Vaj. Dies wird schmerzlich sein, vielleicht unschön, und lange dauern.«
    Routh küsste sie auf die Stirn und bückte sich nach seinem Tornister. Nachdem er die Gurte des schweren Wasserbehälters festgezogen hatte, nahm er die Hand der Spiegelin und zog sie mit sich. Er nahm den Weg nach rechts, am Ufer entlang auf das Tor zu.
    »Seit heute morgen weiß ... nein, ahne ich es«, antwortete er in erzwungener Ruhe. »Trotzdem hat uns das Schicksal zwei lange, wunderbare Nächte geschenkt. Du und ich, wir werden sie niemals vergessen.«
    Taomae nickte, und der Griff ihrer Hand verstärkte sich. Das Flugwesen auf dem Kopf der Statue hatte sich nicht gerührt. Wahrscheinlich war es aus Bronze oder einem ähnlich »ewigen« Metall. Nach fünfzig Schritten meldete sich wieder Puc.
    Geh besser davon aus, dass auf dem Weg zur Steuerzentrale viele Fallen eingebaut sind und Anlagen, die Wächterfunktionen haben. Sie sind einer der Gründe, deretwegen die Coccularen diese Zone mit einem strikten Tabu belegt haben. Sayporaner-Technik wirst du schwerlich finden. Wahrscheinlich besitzt deine Begleiterin einen Teil des sogenannten Rassegedächtnisses, das ebenso wahrscheinlich Schwarmwissen war. Aber die gesamte Oase ist ein Relikt der Vergangenheit.
    »Fallen und Wächter also«, bemerkte Routh. Die Suche nach Anicee und der Weg zu seiner Tochter waren bisher beschwerlich und weit gewesen, und alles deutete geradezu zwanghaft darauf hin, dass sich in naher Zukunft nichts daran ändern würde.
    Einige Atemzüge lang dachte Shamsur Routh darüber nach, welch aufsehenerregende Reportagen, Schilderungen und Berichte, wahrhaftig exotisch und aus abenteuerlich fremden Welten, er nach Terrania City zurückbringen und veröffentlichen könnte – wenn ihm jemals die Rückkehr gelang. Aber ab jetzt suchten Taomae und er bei jedem Schritt mit argwöhnischen Blicken den Boden vor sich ab. Er entsicherte den Reizfluter und steckte die Waffe wieder in die Brusttasche seines leidlich gesäuberten Overalls.
    »Wenn du eine Falle witterst – warne mich rechtzeitig!«, sagte er. »So kurz vor dem Ziel sollten wir nicht aus Unachtsamkeit scheitern.«
    »Ich tue mein Bestes«, antwortete sie, ließ seine Hand los und bückte sich, um einen langen Holzsplitter aufzuheben, den sie vor sich ausstreckte. Sie waren langsamer geworden, gingen aber noch nebeneinander.
    Ein Pfad war ebenso wenig zu erkennen wie andere Wegzeichen, aber in der unmittelbaren Nähe der Baumstämme schien das Fortkommen am ungefährlichsten zu sein. So erreichten sie zuerst eine Holzbrücke über einen breiten, aber flachen Bach, der in den See mündete. Taomae packte Routh am Mantelärmel und zog ihn zur Seite.
    »Was ... warum nicht ...?«
    »Glaub mir, wir waten besser durch den Bach.«
    Als sie die Mitte des Wasserlaufs erreicht hatten, teilte sich die Brücke der Länge nach. Die Hälften kippten knarrend nach oben, aus dem Boden zuckten unterarmlange metallene Dolche in die Höhe, an denen das Wasser wirbelte. Ein Teil des Wassers verschwand in großen Löchern, die sich zwischen den mörderischen Spitzen gebildet hatten.
    Routh fluchte, dann stöhnte er:

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