PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
hinein.«
Routh richtete sich mit schmerzenden Muskeln auf und kletterte über das Rad hinunter. Er half Taomae, bis sie neben ihm stand und im kühlen Windhauch schnupperte, der aus dem Wald kam.
Das Gerippe war halb im Sand versunken, aber zwischen den Rippenbögen und der Wirbelsäule, die wie weiße Gitter wirkten, lag ein ausgetrockneter Tausendfüßler. Ein Gluor, dessen Körpersegmente verdorrt und geschrumpft, gleichsam mumifiziert waren, kaum kürzer als sieben Meter.
Der Anblick dieses toten Wesens, förmlich eingeschlossen und gefangen zwischen den urzeitlichen Knochen, erschreckte und entsetzte Routh und Taomae. Schweigend starrten sie die Knochenbögen und die mächtigen, ausgebleichten Wirbel an, dann drehte sich der Terraner herum.
»Fahr zurück nach Copürn-Khlat, tapferer Pahklad«, rief Shamsur Routh, brachte ein Grinsen zustande und legte die Hand auf den Griff der Waffe. »Wir kommen gut ohne deine Hilfe zurecht, denke ich. Wir beide fürchten uns nicht vor dem Regularium.«
»Es wird euch umbringen!«, versicherte Pahklad. »Ihr seid schon tot, grausam und qualvoll gestorben – ihr wisst es nur noch nicht.«
»Das werden wir noch sehen!«, schnarrte Routh, nahm 1113 Taomae an die Hand und ging mit ihr auf eine Stelle zu, an der sich zwei Fädenvorhänge, die im Wind gleichmäßig schwankten, lautlos berührten. Binnen weniger Schritte – Routh bemühte sich, Pahklad und alles, was mit den Erlebnissen der vergangenen Tage zu tun hatte, so schnell wie möglich zu vergessen – traten sie in eine völlig andere Welt ein.
»Es ist so still, Shamsur«, sagte Taomae verwundert. »Und es riecht so gut. Wird jetzt alles besser? Ja, ich kann dich unterstützen.«
»Sehen wir weiter. Wir müssen das letzte Licht ausnützen.«
»Vielleicht eine Stunde. Eher weniger. Das Regularium erreichen wir heute nicht mehr. Aber hier ist es auszuhalten.«
Als sie weitergingen, im roten Licht des Abends, berührten die weichen, seidigen Fäden der Pilzvorhänge ihre Köpfe, Schultern und Nacken. Es war wie ein freundschaftliches Streicheln.
Der Boden bestand aus feinem, hellem Sand. Hand in Hand schritten Routh und die Vae-Vaj geradeaus und merkten, dass die Schäfte der Bäume weiter auseinanderwichen, je mehr sie sich dem Mittelpunkt der Oase näherten.
Minuten später, in zunehmender Dunkelheit, sahen sie um sich herum und über ihren Köpfen kleine Lichter umherschweben. Routh blieb stehen und stellte fest, dass zwischen den Bäumen eine angenehme, halb kühle, halb warme Temperatur herrschte, ein wohltuender Gegensatz zu der Hitze und der nächtlichen Kälte der Wüste.
Taomae zeigte auf einige der Lichter und sagte mit einem schwachen Lächeln: »Es sind Schwirrglüher. Ich erinnere mich. Sie leuchten die ganze Nacht.«
»Die Oase scheint voll von ihnen zu sein. Wie weit ist es wohl bis zum Regularium?«
»Wir schaffen es nicht vor der Dunkelheit. Wir müssen wieder im Sand schlafen, wie vorgestern.«
»Sind wir gewohnt. Es gibt Schlimmeres.«
Dunkelrotes Licht flutete durch die Lücken zwischen den Stämmen und verwandelte die Fädenvorhänge in wehende Rotschleier. Die vielen Schwirrglüher beleuchteten den Boden und die Umgebung.
Nach ungefähr hundertfünfzig Schritten zwischen Baumstämmen und mannshohen, bearbeiteten Steinen kamen sie an einen großen Tümpel, dessen Wasser, soweit sie es erkennen konnten, klar und sauber war. In der dunklen Oberfläche spiegelten sich die vielen Lichter der leuchtenden Hinterleiber der Insekten und erinnerten Routh an einen bizarren Reigen der Sterne.
Taomae zeigte darauf, stieß einen langen Seufzer aus und blieb am Rand des kleinen Teiches stehen. »Probier. Es sollte gut zu trinken sein.«
Routh kniete sich an den Rand des Tümpels, schöpfte Wasser mit der Hand, probierte es und nickte zufrieden. Das Wasser war kühl und erfrischte augenblicklich.
»Ich fülle am besten zuerst meinen Tank auf. Ich glaube, hier bleiben wir.«
Taomae setzte sich und entledigte sich schweigend der Stiefel. Routh nahm den Tornister vom Rücken, zog den Thermomantel aus und leerte den Inhalt des Tanks in den Sand, dann tauchte er den Tornister unter und wartete, bis er vollgelaufen war.
Die Klänge der Kunstsonne waren verhallt, der Wind fuhr, kaum zu spüren und kaum hörbar, wie ein ferner Hauch über die Köpf der Asmorishen. Die Stille beruhigte und machte schläfrig, ebenso wie die Wärme zwischen den Gewächsen. Routh verschloss den Tank, schaufelte mit den
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