PR 2642 – Der Maskenschöpfer
sie bleibt dir. Das muss ein wahres Wunderding sein. – Bleib ruhig liegen. Wir bringen dich rüber in unser Schiff. Mann, hast du ein Glück gehabt! Die Schreiberlinge werden sich um deine Geschichte reißen, und der König wird dir einen Empfang bereiten, wie es ihn seit Morrcetas Zeiten nicht mehr gegeben hat!«
»... Morrceta ...«
»Ja, genau der. Der hätte sich auch niemals erträumen lassen, dass wir so rasch und so weit ins Weltall vordringen, hm?«
Fartokal Ladore fühlte sich angehoben. Er wurde auf eine Liege geschnallt, und derart trug man ihn aus dem Schiff, das während der Rettungsarbeiten provisorisch abgedichtet worden war und nun aufgegeben wurde.
Nichts funktionierte mehr an Bord des Raumers. Das Raumschiff war tot. Nur er lebte noch.
*
Er durfte sich eine Weile am Ruhm ergötzen, den er sich durch seine vorgebliche Heldentat verdient hatte. Doch bald vergaß man das Schicksal des Korburem Prydi und redete nur noch von Sinn und Wert der Masken.
Masken, die schon seit mehreren Gai wertvolle Dienste leisteten. Doch das Abenteuer des einsamen Raumfahrers, der dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen hatte, ließ die Maskenforscher rotieren. Sie ersannen neue praxisnahe Einsatzmöglichkeiten, machten sie komfortabler und passten sie im Erscheinungsbild verschiedenen Modeströmungen an.
Fartokal Ladore wurde irgendwann von TANEDRAR zurückgerufen, um weitere Aufträge zu erfüllen und Reisen in die entlegensten Sternenbereiche der vier Galaxien anzutreten. Immer kehrte er mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen zurück, nicht immer hatte er der Superintelligenz Gutes zu berichten.
Es gab Völker, die sich der Vereinnahmung durch TANEDRAR widersetzten. Sie wehrten sich gegen die Mentalsplitter, die die Superintelligenz in immer größeren Mengen verteilte. Manchmal war sie versucht, Gewalt anzuwenden – doch die Geduld erwies sich als stärkeres Charakteristikum.
TAFALLA ist der Störfaktor, stellte Fartokal fest. Er ist ungeduldig und duldet keinen Widerstand.
In der Tat hatten die vier Wesenheiten immer wieder Auseinandersetzungen, die das geistige Gebilde zu sprengen drohten. Der Erste bremste, der Zweite wollte zu rasch vorwärts, der Dritte ergriff Partei, während dem Vierten alles herzlich egal war.
Im Jahr 03D-46F-3F00 Adoc-Lian – dies entsprach ungefähr dem Jahr 3903 vor Christus in terranischer Zeitrechnung – siedelte Fartokal Ladore ein weiteres Mal in den Körper eines Lirbal über, und er empfand gelinde Erleichterung über diesen Transfer.
Er wurde in den Körper Jasorg Hallijas versetzt, eines Maskenschöpfers ...
*
Lirbe war zum Zentrum eines bedeutenden Sternenreichs geworden. Von den Sünden der Vorväter war fast nichts mehr zu bemerken. Der radioaktive Fallout war eingedämmt worden, Viren- und Bakterienstämme längst bekämpft und ausgerottet.
Jasorg Hallija war ein mittelmäßig begabter Maskenschöpfer; allerdings nur so lange, bis Fartokal die dominante Rolle in seinem Geist übernommen hatte. Dann änderte sich alles.
Seltsam, dass Morrceta und Korburem Prydi im kollektiven Bewusstsein des lirbalschen Volkes so sehr verankert geblieben waren. Phantastische Erzählungen, die nichts mehr mit der wahren Geschichte der beiden Männer gemein hatten, waren im Umlauf. Sie hatten in die Geschichtsbücher ebenso Einlass gefunden, wie sie als Sagen oder Märchen tradiert wurden.
Fartokal tat alles, um in der Rolle als Jasorg Hallija seinem Volk einen weiteren Schub in die gewünschte Richtung zu geben. Bald schon galt er als der Maskenschöpfer, der Trends schuf und die Funktionalität der Masken weiter verbesserte.
Er sorgte dafür, dass sie als Symbole des sozialen Status angesehen wurden oder als Modeartikel galten. Vorgeschaltete Holobilder waren verpönt, nur eine gegenständliche Maske galt als ehrliche Maske.
Die multifunktionellen Geräte, meist bis über die Ohren reichend, saugten sich selbstständig an der Haut fest und bestanden aus einer Vielzahl technischer Komponenten. Sie versorgten den Träger nicht nur mit Atemluft, sondern maßen seine Gesundheitswerte an und gaben Alarm, sobald Gefahr nahte. Sie besaßen mitunter integrierte Positroniken, die sich als Dialogpartner anboten und bei der Arbeit als Entscheidungshelfer tätig waren. Manche hochgezüchtete Exemplare hatten flexible Mundstücke und boten unter anderem eine »Mundschleuse«, mit deren Hilfe im Vakuum sogar gegessen und getrunken werden konnte ...
Der Phantasie
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