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PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Fartokal in die Vorratskammer. Der Vorrat an Filtern, Dimms, Saugsocken, Chlor- und Jodtabletten sowie elektrostatischen Neutralisatoren ging allmählich zur Neige. Er würde eine größere Bestellung aufgeben müssen, an diese monopolkapitalistischen Verbrecher der »Heimatreinigung«, die mehrmals innerhalb kurzer Zeit die Preise für die überlebensnotwendigen Arbeitsgeräte und Ersatzteile erhöhten.
    Er zog die UV-Filter hoch und wagte einen Blick nach draußen. Die Sonne ging eben auf. Rotgelbe Schlieren zeigten sich hinter den Zwiebeltürmen des Palastviertels. Partikelwolken wurden mit den stürmischen Morgenwinden über die Plätze und durch die Straßen der Stadt gefegt. Sie glitzerten unheilvoll.
    Fartokal seufzte. Die Geschäfte würden schlecht gehen an diesem Tag. Die Wetter-Spezialisten der Heimatreinigung prophezeiten stürmisches Wetter und gaben die Empfehlung aus, die Wohnhäuser und Bunkeranlagen tunlichst nicht zu verlassen.
    Fartokal Ladore hätte gar nicht aufzusperren brauchen. Er mochte ein anerkannt guter Maskenschöpfer sein – doch an einem Tag wie diesem würde sich kaum jemand in sein Geschäft verirren.
    Er zog die Maske zurecht und schüttelte den Kopf. Allein der Gedanke, zu Hause zu bleiben und den Tag mit Müßiggang zu verbringen, bereitete ihm Schmerzen.
    Er war mit seiner Arbeit verheiratet. Er verstand die Maskenschöpfung als Herausforderung an seinen Intellekt. Seine Findigkeit und sein Verständnis für die stetig wechselnden Anforderungen, die das Leben auf Lirbe mit sich brachte, hatten ihn zu einem der geschicktesten und gefragtesten Maskenschöpfer des Planeten werden lassen. Der Beruf war sein Leben. Er hatte sich niemals für Vertreter des anderen Geschlechts interessiert, auch wenn Dutzende Damen des Höheren Standes ihm unzweideutige Angebote gemacht hatten.
    Die Ladenräumlichkeiten waren sauber, alle Filter gewechselt. Es wurde Zeit, dass er die Schauräume dekorierte.
    Fartokal folgte bei der Auswahl der Masken seiner Intuition, wie immer. Er räumte die klinisch sauberen Tresore leer, unterzog seine Ware einer an und für sich nicht mehr notwendigen Kontrolle und einer Ultraschallreinigung und legte sie Stück für Stück vor sich hin.
    Da war das brokatbestickte und mit Tiefzirkonen belegte Modell »Adgerce«. Die Edelsteine leuchteten in kräftigem Grün. Adgerce war in Kreisen des niederen Adels ein besonders beliebtes Modell. Es wirkte elegant, war aber bei Weitem nicht so kostspielig wie Masken der »Upgerce«-Serie.
    Ja. Drei von ihnen, ins rechte Licht gerückt, würden ihre Wirkung auf Passanten nicht verfehlen – falls es welche geben würde.
    Willkürlich wählte er einige Stücke aus den unteren Preiskategorien aus, um sie in der »Schmuddelecke« unterzubringen. Diese Dinger, auch wenn sie keinesfalls zu seinen Lieblingen zählten, bezahlten die Rechnungen.
    Neugierige Normalsterbliche, die von seinem Ruf als exklusiver Maskenschöpfer geblendet waren und bloß mal den teuersten Laden der Stadt von innen sehen wollten, ließen sich gern blenden. Sie entdeckten die Masken in der Schmuddelecke, meinten ein Schnäppchen zu machen und kauften einen Aludur-Verschnitt oder einen etwas aufgepeppten Komtabel-Plastigonar, um im Freundeskreis damit prahlen zu können, Kunde bei Fartokal Ladore zu sein. Sie gingen dabei an finanzielle Schmerzgrenzen – und oftmals darüber hinaus.
    Um Masken zu erstehen, deren Gewinnmargen erfreulich hoch waren, während die wahrhaft exklusiven Modelle manchmal nur wenig Geld brachten. Zumal es die Mitglieder des Geldadels vorzüglich verstanden, Preise zu drücken.
    »Ein Hoch auf die arbeitende, rechtschaffene Bürgerschaft«, murmelte Fartokal, während er die letzten Modelle in den Auslagen verstaute und die Beleuchtungskörper justierte.
    Es war fertig. Wie immer deutlich vor der eigentlichen Ladenöffnungszeit.
    Er nahm eine weitere Strahlungsmessung vor, entriegelte die Tür, schaltete die Sicherungen ein und zog seine Geschäftsmaske über, tunlichst darauf bedacht, dass ihn niemand dabei beobachten konnte.
    Wer soll mir schon dabei zusehen? Die Straßen sind leer. Jene armseligen Streuner, die in den Schatten der Gebäude Zuflucht gefunden und sich den Unbilden des Wetters ausgesetzt haben, werden sich kaum für die Vorgänge in meinem Geschäft interessieren.
    Benlie Arcenthea huschte draußen vorbei und winkte ihm grüßend zu, den Rüschenkragen aufgestellt wie immer, mit panisch wirkenden Blicken wie

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