PR 2642 – Der Maskenschöpfer
gut behandeln musste.
Sie waren Geister. Solche, die einen beschützten. Die ihnen seit der Zeit der Katastrophen beistanden, um ihnen Kraft zu schenken, sobald sie den Mut verloren und an den Widernissen eines Lebens auf einer verseuchten Welt zu verzweifeln drohten.
»Ich bin Viele«, gab der Escaran eine rätselhafte Erklärung ab. »Ich bestehe zumindest aus vier Teilen. Aus vier Geistern, die wiederum andere angezogen haben und die mich nun ergänzen.«
»Aha.«
»Ich beobachte dich. Wie alle anderen Geschöpfe innerhalb der Reichweite meiner Sinne. Nicht alle sind von mir erfüllt. Noch bin ich nicht so weit, dass ich euch zur Gänze mit mir verbinden kann. Doch es wird nicht mehr lange dauern, bis ich euch alle erfasse. Bis wir zusammengehören.«
Fartokal verstand immer weniger. Er lag tatsächlich in einem Fiebertraum, oder? In einem Delirium, das womöglich mit einem viralen Infekt in Zusammenhang stand. Hatte er die morgendlichen Reinigungsarbeiten nicht gründlich genug vorgenommen? Trug Porpyrim Andergas die Schuld?
»Ich spüre deine Zweifel. Sie sind unberechtigt. Ich möchte bloß dein Bestes.«
Der Felide öffnete sein Maul und ließ gewaltige Reißzähne erkennen. Sein Schwanz peitschte unruhig über den Sims.
»Ich möchte in Ruhe gelassen werden. Ich habe Arbeit zu erledigen.«
»Dein Werk ist vollbracht. Es gibt nichts mehr zu tun.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ich bin gekommen, um dir ein besonderes Angebot zu machen. Um dir die Unsterblichkeit zu verleihen.«
»Das hört sich verlockend an. Aber ich fühle mich, ehrlich gesagt, in meinem derzeitigen Leben sehr wohl.«
»Obwohl du nie den Mut aufbrachtest, Bernlie Arcenthea um eine Verabredung zu bitten? Obwohl die Geschäfte schlecht gehen?«
»Woher weißt du ...«
»Ich bin dein Harmoniebewahrer. Ich bin enger mit dir verbunden, als du glaubst.«
»Verschwinde aus meinen Gedanken!«, schrie Fartokal. »Du hast kein Recht, darin herumzuschnüffeln!«
»Reg dich nicht auf. Sonst wird es schmerzhaft.«
»Möchtest du mir etwa drohen? Ich bin sehr wohl in der Lage, mich zu verteidigen. Selbst gegen ein Wesen, wie du es bist.«
Der Löwe gähnte gelangweilt und begann damit, seine felligen Pratzen abzuschlecken. »Du magst ein ausgezeichneter Maskenschöpfer sein – aber mit der Realität kommst du nicht allzu gut zurecht.«
Fartokal beherrschte sich mühsam. Er war müde, seine Brust schmerzte. »Würdest du bitte endlich Klartext reden?«
»Gern, Fartokal Ladore. Ich bin gekommen, weil ich dich an der allumfassenden Harmonie teilnehmen lassen möchte. Ich werde deinen Geist, deine Vitalkraft in mich aufnehmen. Ich werde dich als meinen Avatar nutzen und dich am Wissen anderer teilhaben lassen.«
Fartokal setzte sich auf seinen Stuhl, erschöpft von dem verwirrenden Zwiegespräch. Der Löwe sprang vom Sims herab und berührte dabei mit dem Drachenschweif eine Udgerce-Maske. Sie fiel zu Boden, die marmorierten Einlegearbeiten rings um die Augenfelder zerbarsten.
»Du ruinierst mich«, ächzte der Maskenschöpfer.
»Es spielt keine Rolle mehr.« Der Löwe berührte ihn mit seiner feuchten Schnauze. »Du stirbst, mein Freund. Die Begegnung mit Porpyrim Andergas hat dein Herz derart überbeansprucht, dass du dich nicht mehr erholen wirst. Es tut eben seine letzten Schläge.«
»Ich ... Aber ... wieso ...«
»Der Tod von euch Kurzlebigen ist ein ungewöhnliches Phänomen, mit dem ich mich seit geraumer Zeit auseinandersetze. Der körperliche Verfall muss mit seltsamen Begleiterscheinungen einhergehen. Mit Belastungen der Psyche. Nicht wahr?«
Fartokal schwieg und konzentrierte sich auf sein Innenleben. Tatsächlich. Da waren unglaubliche Schmerzen in seiner Brust. Eine Kurzatmigkeit, die er niemals zuvor verspürt hatte. Schwäche. Müdigkeit.
Gleichgültigkeit.
»Oh«, sagte er.
Verstehst du nun?
Die Stimme des Löwenflüglers war nun direkt in seinem Kopf zu hören.
Fartokal versuchte zu antworten, doch er scheiterte. Nicht einmal seine Lippen gehorchten ihm mehr. Er fühlte, wie Sabber aus den Mundwinkeln drang und sich entlang der Unterkante der Geschäftsmaske verteilte.
Ich nehme dich mit mir. Wir werden eine schöne gemeinsame Zeit verbringen.
Benlie ...
Ich werde sie womöglich eines Tages ebenfalls zu mir holen. Du wirst dich mit ihr unterhalten können. Auf eine direkte Art und Weise, die du niemals für möglich gehalten hättest.
Das Geschäft. Die verborgten Masken. Porpyrim, dem ich so gern noch
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