Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
bescheidener Kreativität hatten neue Verkaufsmethoden ins Spiel gebracht. Sie hatten begonnen, ihre Produkte aggressiv zu bewerben und die Preise zu drücken. Hatten erklärt, dass eine neue Zeit angebrochen sei, in der die Masken-Ästhetik keine Rolle spielte und die Funktionalität erhöht werden sollte.
    Wie sehr sie sich doch irrten! Die Lirbal hatten stets einen Sinn für Schönheit gehabt. Doch diese widerlichen Kerle, denen einzig und allein am Profit gelegen war, sprachen ihnen diese Gabe ab. Sie lenkten die Käufer vom Wesentlichen ab und machten ihm eine nicht zu unterschätzende Zahl potenzieller Klienten abspenstig.
    »Nun?«, fragte der Beamte. Er stützte sich mit seinen Händen auf den fein säuberlich polierten Tresen und hinterließ deutlich sichtbare Abdrücke seiner Handschuhe. »Sind wir uns einig?«
    »Ich werde mich um deine Maske kümmern.« Fartokal wandte sich ab. »Ich kann dir für die Zeitdauer der Reparatur einen Ersatz mit ähnlichen Funktionen anbieten ...«
    »Ich würde gerne etwas Besseres ausprobieren. Eine Maske der oberen Preiskategorie. Vielleicht entscheide ich mich ja irgendwann einmal für eine Adgerce.«
    »Diese Modelle sind leider nicht zum Verleih bestimmt.«
    »Ich denke doch. Muss ich dich denn wirklich noch einmal an meine Position erinnern? Daran, wie sehr ich dir helfen oder schaden könnte?«
    Fartokal zwinkerte Tränen der Wut weg, die zugeschaltete Augenlidbelüftung half ihm dabei. Niemals, niemals, niemals würde er sich in Gegenwart dieses armseligen Geschöpfs seinen Zorn anmerken lassen!
    »Die da könnte mir durchaus gefallen.« Der Beamte legte seine Finger auf ein protzig wirkendes Modell, dessen Wert gewiss mindestens dem dreifachen Jahresgehalt des Mannes entsprach. »Ich probiere sie mal an.«
    Verschmutzte, behandschuhte Finger tasteten suchend über die Ränder der Maske. So lange, bis sie den Aktivierungsmechanismus gefunden hatten und das Hightech-Gerät ansprang.
    »Ich bitte dich, geh vorsichtig damit um!«
    Nägel fuhren über eierschalenfarbene Intarsien entlang des Nasenbereichs und hinterließen winzige Kratzer. Der Schaden mochte sich wohl nur dem Fachmann und Liebhaber auf den ersten Blick erschließen – doch er war da. Fartokal würde mehrere Durchgänge an den Poliermaschinen verbringen müssen, um die Spuren der nachlässigen Behandlung zu beseitigen.
    »Ja, sie gefällt mir.« Der Beamte hielt die Maske prüfend gegen das Licht. »Wenn sie nun auch noch ausreichend dicht abschließt ...« Er nahm sein defektes Gerät ab, legte es sorglos auf dem Tresen ab und blickte Fartokal mit nacktem Gesicht an.
    Tiefe Strahlungsnarben zeigten sich rings um den Mund, die Gewebeschäden waren nur mangelhaft chirurgisch behandelt worden. Das Haar war viel zu dünn für einen Mann seines Alters, und an den Schläfen zeigten sich Spuren der Verunreinigung, die darauf hindeuteten, dass er es mit der Masken-Hygiene nicht allzu genau nahm.
    »Was starrst du mich so an?«
    »Ich überlege, ob wir uns schon einmal begegnet sind.«
    »Das bezweifle ich. Wir bewegen uns in ganz anderen gesellschaftlichen Kreisen.«
    Porpyrim Andergas. Der Bastard des Erzherzogs Yola. Ein nicht anerkannter Sohn des Hauptbeauftragten der Heimatreinigung. Gut versorgt, aber nicht sonderlich, wie man hört. Immer für einen Aufreger gut, immer mit Skandalen in den Bildberichten hiesiger Schmuddelblätter vertreten. Er mag zwar nicht erbberechtigt sein und wird niemals in einen der Paläste einziehen dürfen – aber er genießt dennoch den Schutz seines Vaters.
    »Was ist nun? Pass mir das verdammte Ding endlich an!«
    Fartokal griff vorsichtig nach der Adgerce-Maske. Er ertastete die bieg- und formbaren Teile am Abschluss und bog sie so zurecht, dass sie harmonisch auf Porpyrims Gesicht sitzen mussten. Er tat dies mit der Routine eines langen Lebens, das er mit nichts anderem als mit der Maskenschöpfung zugebracht hatte.
    »Wenn du erlaubst ...« Sachte legte er die Adgerce auf das vernarbte Gesicht seines Gegenübers. Der Mann atmete tief ein und gab damit zu verstehen, dass er niemals zuvor ein derart teures Modell angelegt gehabt hatte. Die Software billiger Masken benötigte ein Weilchen, bis sie die Sauerstoffversorgung, die Filterfunktion und die Belüftung in Gang brachte. Die Adgerce hingegen hatte längst und ohne Hautkontakt mit dem neuen Träger ihre Arbeit aufgenommen. Sie funktionierte augenblicklich.
    Fartokal hatte das Gesicht gut vermessen. Wie immer. Entlang

Weitere Kostenlose Bücher