PR 2643 – TANEDRARS Puppe
das tue ich nicht, Myrja. Du hättest auch gekämpft. Er hob die Hände, massierte den schmerzenden Hinterkopf. »Also, was haben wir deiner Meinung nach übersehen?«
Es surrte und knackte leise, als der Roboter die Kopfsektion nach hinten abknickte – das stilisierte Gesicht richtete sich auf die Decke aus, als würde ein Mensch den Kopf in den Nacken legen und nach oben schauen. »Ich kenne den Bauplan dieses Beibootes. Direkt über uns befindet sich eine Verpflegungssektion.«
»Eine ... Küche?«
»Du bist Koch. Ich dachte, dir ist die Bedeutung des Wortes ...«
»Ja, verdammt!« Endreas sprang auf. Ihm war völlig gleichgültig, ob Küche nun das hundertprozentig zutreffende Wort war oder nicht. »Ist das dein Ernst? Und diese Küche liegt innerhalb der Zeitblase?«
»Das vermag ich nicht zu sagen.« Der Roboter klang fast ein wenig beleidigt, hielt Endreas wohl für begriffsstutzig. »Du wirst dich mit eigenen Augen überzeugen müssen.«
»Aber wie? Wie sollen wir ...« Er brach mitten im Satz ab und starrte ebenfalls nach oben, als er verstand. »Ein Durchbruch? Du sprichst davon, die Decke zu durchbohren? Aber wie dick ist die Schicht vor dem nächsten Deck? Was liegt dazwischen? Metall? Versorgungsleitungen? Wie willst du durchbrechen?«
Im Bauchraum des Roboters schob sich eine Klappe beiseite. »Ich habe es schon einmal angedeutet. Ich wurde für eine Vielzahl von Dienstleistungen konstruiert und vereine zahlreiche Sonderfunktionen in mir. Im Notfall diene ich auch als Reparatur- und Rettungseinheit mit der Möglichkeit, Verschüttete aus Trümmern zu befreien. Mir steht ein ganzes Arsenal an Werkzeugen zur Verfügung.«
Endreas versuchte, in das makabre Loch in der Körpermitte seines Begleiters zu schauen, doch es fiel kaum Licht hinein. »Jetzt musst du nur noch eins sagen.«
»Und das wäre?«
»Tritt bitte beiseite.«
»Wieso?«
Der Koch hob die Schultern. »Das hast du gesagt, ehe du den Eingang in dieses Quartier aufgebrochen hast.«
Der Roboter schwieg ein paar Sekunden. In dieser Zeit fuhr ein biegsamer, an einen Metallschlauch erinnernder Tentakelarm aus der geöffneten Klappe. Die Spitze rotierte wie ein Bohrer. Auf einem Antigravfeld schwebte die Maschine in die Höhe.
»Du täuschst dich. Meine Programmierung sieht Tritt bitte zurück vor. Also ... tritt bitte zurück.«
Endreas wusste nicht, ob er lachen oder den Kopf schütteln sollte. In der nächsten Sekunde ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen, als sich die Spitze in die Metalldecke bohrte.
*
Mittlerweile bildete er sich den Durst nicht mehr nur ein. Endreas' Mund war trocken, die Zunge ein dürres Etwas, das wie tot hinter den Zähnen lag.
Der Roboter bohrte seit etlichen Minuten an dem Loch und brach schließlich bis ins darüber liegende Deck durch. Er zog den Bohrarm in seinen Leib zurück und kündigte an, stattdessen eine winzige Kamera einzusetzen. Ein zweiter Arm fuhr auf die bekannte Weise aus, schob sich in den nur wenige Zentimeter durchmessenden Durchbruch.
Gleich darauf flammte mitten im Raum ein Holo auf, das zweifellos den Raum über ihnen abbildete.
Der Roboter hatte sich nicht getäuscht; die Daten seines internen Lageplans entsprachen der Wirklichkeit. Das dreidimensionale Abbild zeigte einen Küchenraum samt Kochstelle und einer Sammlung von Töpfen und Pfannen. In Regalen darüber lagerten Behälter mit Nahrungsmitteln; auf dem Boden standen ganze Kanister voll Wasser.
Am liebsten wäre Endreas aufgesprungen und losgerannt, doch der einzige Weg dorthin führte buchstäblich durch die Decke. »Wie lange wirst du brauchen, um einen Durchbruch zu schaffen, der groß genug ist, um mich durchzu...«
Die letzten Silben sprach er nicht aus. Der Roboter bewegte die Kamera offenbar im Kreis, um eine Rundumübersicht zu gewinnen; und was das Bild nun zeigte, gefiel Endreas überhaupt nicht.
Ein grünblaues Leuchten wie von einer energetischen Wand stand mitten im Raum.
»Wir werden nur den halben Küchenraum betreten können«, konstatierte die Maschine das Offensichtliche. »Wie nicht anders zu erwarten, da auch die Hygienezelle dieses Quartiers nicht zugänglich ist. Verlängert man die dortige Grenze nach oben, kommt man exakt ...«
»Ich habe verstanden«, unterbrach Endreas. »Aber dort oben gibt es Nahrungsmittel. Wir müssen dorthin, oder ich bin spätestens in drei Tagen verdurstet! Also, wie lange brauchst du?«
»Basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen, sind zwölf oder
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