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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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eingeschnürten Chitinpanzer. Fühler ragten aus dem Schädel, und die Facettenaugen starrten blind auf den Boden. Die sechs Gliedmaßen streckten sich nach Rettung aus, die nie gekommen war.
    Unwillkürlich fragte sich Endreas, wie dieser Tote wohl geheißen haben mochte. Er hatte ein Leben gelebt, war ein Individuum gewesen, hatte mit der Reise der BASIS Hoffnungen und Befürchtungen verbunden. Wahrscheinlich hatte sein Denk- und Gefühlsmuster völlig anders funktioniert als das eines Terraners, aber das machte ihn als Person nicht weniger wertvoll.
    Nun war der fremde Insektoide tot, und Endreas lebte noch immer.
    Er hatte schon wieder überlebt. Genau wie damals.
    Myrja, dachte er, und ihm tat alles weh.
     
    *
     
    War ein Tag vergangen? Oder zwei? Oder eine Woche?
    Endreas wusste es nicht. Jegliches Gefühl für Zeit war ihm verloren gegangen.
    Hin und wieder schlief er, unten, auf dem Bett, das er längst als sein eigenes ansah. Wohl ebenso oft stand er in der Küche, die er mit der Hilfe einiger Reserven seines robotischen Begleiters so weit mit Energie versorgte, dass er Töpfe und Pfannen zu erhitzen vermochte.
    Also tat er das, was er am besten konnte: Er kochte.
    Eben ertappte er sich sogar dabei, dass er ein Lied pfiff, während er rührte und mischte – seine Lieblingsmelodie. Dieses Jingle, das sich fast hypnotisch ins Ohr bohrte; die Titelmelodie der unsäglichen Talkshow von Giganto Himmelsstürmer, dem wohl unsympathischsten sogenannten Journalisten dies- und jenseits der Milchstraße, der darüber hinaus das dämlichste Pseudonym nutzte, das Endreas je gehört hatte.
    Die Show hasste er, die Melodie allerdings liebte er. Wahrscheinlich war Giganto Myrjas einziges Laster gewesen; sie hatte kaum einen seiner Auftritte verpasst. Endreas hatte ihn nie ausstehen können, nicht erst seit seinem moralischen Fall, der ihm jedoch bloß mehr Popularität verliehen hatte.
    So weilten seine Gedanken in der Vergangenheit, in besseren Zeiten, während er das künstlich haltbar gemachte Gemüse abschmeckte. Angesichts der Umstände konnte er mehr als zufrieden sein. Keine Delikatesse, aber durchaus schmackhaft.
    Er drehte sich um und nickte dem toten, schwebenden Insektoiden grüßend zu.
    »Weißt du«, sagte er, »das würde dir wahrscheinlich schmecken. Kanntest du Giganto Himmelsstürmer?«
    Erst als die Worte draußen waren, fiel ihm auf, dass er zum ersten Mal direkt mit dem Toten gesprochen, mehr noch, ihm eine Frage gestellt und sogar eine Antwort erwartet hatte. Einen Augenblick hatte er geglaubt zu sehen, wie sich der Mund mit den Kauplatten bewegt hatte.
    Ich verliere den Verstand ... in dieser Einsamkeit verliere ich noch den Verstand!
    Daran änderte auch die Gegenwart des Roboters nichts, der zwar in vielerlei Hinsicht lebendig wirken mochte, aber doch nur eine Maschine war und für immer bleiben würde.
    Das blaugrüne Flirren irrlichterte auf dem Chitinpanzer der Leiche, die nach wie vor in exakt derselben Position verharrte.
    Diesmal kühlte das Essen vollständig ab, ehe Endreas auch nur einen Bissen hinunterwürgen konnte.
     
    *
     
    »Bei der fahlen Kreatur des tausendfachen Sternentodes! Bist du dir überhaupt klar, dass du sie verletzt hast?«
    »Ich wollte es nicht! Ich dachte doch, sie wäre nur eine Figur!«
    »Das hilft ihr auch nicht! Nun hilf ihr schon!«
    »Ich versuche sie zu reparieren.«
    »Zu heilen, Endreas! Heilen!«
    Natürlich träumte er. Was sonst? Die Figuren in den Regalen konnten nicht sprechen! Sie lebten nicht! Und doch glaubte er manchmal, dass es anders war. Weil die Einsamkeit seinen Verstand jeden Tag ein bisschen mehr auffraß.
    Aber er träumte.
    Natürlich.
    Was sonst?
     
    *
     
    »... Saedelaere.«
    Er träumte immer noch.
    »Gibt es Überlebende an Bord dieses Beiboots?«
    Ganz sicher, er träumte. Was sonst?
    »Ich wiederhole: Mein Name ist Alaska Saedelaere. Gibt es Überlebende an Bord dieses Beiboots?«
    Endreas schlug die Augen auf. Der Roboter stand vor dem Bett, die fremde Stimme kam aus seiner Richtung.
    Und er träumte nicht.
    »Ich empfange eine Funknachricht«, erklärte sein mechanischer Begleiter.

Teil 4: In der Space-Jet
     
    »Ich wiederhole: Mein Name ist Alaska Saedelaere. Gibt es Überlebende an Bord dieses Beiboots?«
    »Wie kommst du darauf, dass jemand an Bord am Leben sein könnte?«, fragte Eroin Blitzer.
    Sie waren zu zweit auf die Space-Jet B-SJ-031 übergewechselt, um das Schiff genauer zu durchsuchen. Augenscheinlich hatte sich

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