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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dreizehn Bohrvorgänge von acht Minuten Dauer notwendig, ehe ich auf mechanischem Weg ein Stück der Decke herausbrechen kann, das groß genug ist. Also rechne mit ...«
    »Knapp zwei Stunden.«
    »Unkonkret, aber ... ja.« Der Roboter zog den Kameraarm ein. Zuletzt konnte Endreas noch einen Blick hinter die blaugrüne Grenze werfen. Dort trieb die Leiche eines Insektoiden in der Luft.
    Das durfte nicht wahr sein. Er schloss die Augen.
    Es dauerte weniger als zwei Stunden, bis ihn der Roboter im Antigravfeld in die Höhe trug und in den Durchbruch hob. Endreas umfasste den oberen Rand und zog sich aus eigener Kraft in den über ihnen liegenden Raum – die Küche.
    Er warf einen kurzen Rundumblick und sah all das direkt, was ihm zuvor das Holo gezeigt hatte.
    Den Toten genauer anzusehen verkniff er sich. Nicht jetzt.
    Stattdessen griff er sich einen Wasserkanister, öffnete, hob ihn an und trank daraus. Es rann ihm aus dem Mundwinkel, tropfte auf seinen Oberkörper.
    Unwichtig.
    Irgendwo weit hinten in seinem Verstand mahnte eine leise Stimme, dass es für den Augenblick eine Riesenmenge Wasser geben mochte – aber irgendwann, in ein paar Tagen oder Wochen, würde jeder Tropfen unendlich kostbar sein.
    Er trank, bis er würgen musste. Hustend krümmte er sich zusammen, kleine Fontänen spritzten zwischen den zusammengepressten Lippen hervor.
    »Du solltest vorsichtiger sein«, kommentierte sein mechanischer Begleiter, der einzige Freund, der ihm geblieben war.
    »Bist du auch Medorobot, ja?«
    »Nur für grundlegende Wiederbelebungs- und Stabilisierungsmaßnahmen im Fall einer Verletztenbergung. Falls du dich verletzt, kann ich Erste Hilfe leisten.«
    Endreas hatte sich bewusst so gestellt, dass er auf die Regale voller Lebensmittelreserven schaute, auf die Töpfe und Küchenmöbel. Immer würde er den Blick jedoch nicht verschließen können. So einfach machte es ihm das Schicksal nicht.
    Als ob er es jemals leicht gehabt hätte. Der große Lichtblick in seinem Leben war Myrja gewesen, die wunderbare, bezaubernde Myrja – viel zu perfekt, um sich ausgerechnet mit ihm abzugeben. Mit ihr hatte er gelacht, hatte über seinen Sohn gestaunt, als er ihn nach der Geburt anschaute, als sich ihm die winzigen Finger entgegenreckten.
    Endreas hatte dank Myrja die Welt mit völlig anderen Augen gesehen, mit ihren staunenden, lachenden Augen. Alles war schön gewesen, so unendlich schön, dass es manchmal wehgetan hatte.
    Bis ein außer Kontrolle geratener Zweipersonengleiter mitten in Terrania mit einem vollrobotischen Taxischweber kollidiert war, allen Sicherheitsfeldern und automatischen Schutzmechanismen zum Trotz.
    Eine Explosion, ein paar Flammen, und von Myrja, der einzigen Passagierin, blieb gerade noch so viel ... Biomasse, dass man das verbrannte Etwas als ihre Überreste hatte identifizieren können.
    Man hatte Endreas einen Schmuckanhänger aus Arkonstahl überreicht, der völlig unversehrt geblieben war.
    Er war nur deshalb nicht ebenfalls in dem Schweber geflogen, weil er eine neue siganesische Gewürzmischung ausprobiert hatte, die ihm ein Darmreißen allererster Güte beschert hatte. Tausendmal hatte er darüber nachgedacht, dass sie fast auch davon gegessen hätte. Es hätte ihr eine Magenverstimmung eingebracht und das Leben gerettet.
    Wie gern wäre er mit ihr gegangen, hatte es sich im Nachhinein unendlich oft gewünscht. Nur wegen Mikjaello war er ihr nicht gefolgt, dorthin, wo auch immer sie sich mittlerweile befand. Der Junge brauchte ihn, mochte er inzwischen ein wissenschaftliches Genie sein oder nicht.
    Für seinen Sohn musste er einen Weg zurück nach Terra finden, egal wie unmöglich es schien. »Ich muss überleben«, sagte er in den leeren Raum hinein, nur für sich selbst bestimmt.
    »Die Vorräte werden es dir für ...«, begann der Roboter.
    Endreas schnitt ihm mit einer barschen Handbewegung das Wort ab.
    »Beobachte die Grenzwand! Bewegt sie sich? Wenn ja, in welche Richtung? Müssen wir die Küche bald verlassen? Wasser und Nahrungsmittel nach unten schaffen?«
    »Um eine definitive Aussage zu treffen, benötige ich einen längeren Beobachtungszeitraum, aber die energetische Hülle des Zeitfelds scheint an dieser Stelle fest verankert zu sein.«
    »Gut.« Endreas fasste sich ein Herz und drehte sich um.
    Der Insektoide schwebte wie die Leichen, die er zuerst gesehen hatte, völlig bewegungslos jenseits des Feldes. Das grünblaue Flirren zauberte tanzende Reflexe auf seinen mehrfach

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