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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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das.«
    »Auf normalem Weg wäre das nicht möglich gewesen. Hast du vor lauter Begeisterung vergessen, warum wir hier sind?«
    Sharouns Worte wirkten wie eine kalte Dusche. Barisch schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich habe es nicht vergessen. Lass uns rausgehen und eine gute Stelle für unser Vorhaben suchen.«
    Sie gingen an der Fensterfront entlang bis zur Tür, die sich lediglich durch einen Leuchtstreifen vom Rest der durchsichtigen Front abhob. Bei ihrer Annäherung sank das Scheibenstück nach unten. Warme Luft schlug ihnen entgegen, die den Duft von Wäldern und Meer mit sich trug.
    Unwillkürlich lächelte Barisch, als er auf die Brücke hinaustrat. Er fühlte sich an einen Urlaub vor langen Jahren erinnert, bei dem er stundenlang an einem warmen Strand gelegen und aus nassem Sand Gebäude und Landschaften gebaut hatte.
    Gleichzeitig kam ihm in den Sinn, was für einen krassen Widerspruch die Wärme zu den allgemeinen Energiesparkonzepten darstellte. Sie erklärte jedoch, warum sich auf der Brücke mehr Leute aufhielten als in den Gängen des Hotels.
    »Die Grundidee des Szenarios passt jedenfalls«, unterbrach Sharoun seine Gedanken.
    Nebeneinander gingen sie über das weiche Gras Richtung Brückenmitte. Der Blick der Exagentin schweifte über die Umgebung. Sie schien jedes Detail aufzunehmen und zu analysieren.
    »Die Klientel des Hauses sind vorrangig die Reichen und Schönen. Und sie sehen alle nicht gerade zufrieden aus. Womöglich ist das, was wir zurzeit an Gerüchten ins Infonetz streuen, sogar bereits Tatsache. Die Leute glauben, mit ihrem Geld alles erreichen zu können. Warum also nicht eine Widerstandsgruppe unterstützen, die mit einem spektakulären Anschlag dafür sorgt, dass die Erde befreit und die Heimkehr zu den alten Verhältnissen beschleunigt wird?«
    »Wäre besser für uns. Wenn es mehr Hinweise gibt als die von uns platzierten, wirkt die Sache glaubwürdiger. – Was machen wir eigentlich, falls statt der Fagesy der TLD den Einsatz durchführt?«
    »Dann blasen wir die Aktion ab und denken uns etwas Neues aus. Glaub mir, die Fagesy werden sich diese Chance nicht entgehen lassen, die Hintermänner der Anschläge in die Tentakel zu bekommen. Sie brennen auf Rache. Wenn die Alabasterprediger sie nicht zurückhielten, hätten sie längst eine härtere Gangart angeschlagen.«
    »Warum tun die Sayporaner das?«
    Sharoun schnaubte. »Es bekäme ihnen schlecht, würden sie anfangen, mit Gewalt zu regieren. Das muss jedem klar sein, der unsere Geschichte kennt. Außerdem rücken sie sich selbst damit in ein besseres Licht und gewinnen an Macht. Kennst du nicht das Spiel ›guter Bulle, böser Bulle‹? Ein Psychotrick, der sich auf vielen Ebenen anwenden lässt. Bist du erst einmal als das geringere Übel akzeptiert, ist alles viel leichter.«
    Barisch rieb sein Kinn und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung. Sie kamen gerade an den Lehmhütten vorbei. Gesang drang von dort herüber, und er sah einige in bunte Stoffe und Strohgeflechte gehüllte Gestalten, die in einem Kreis saßen und vielleicht an etwas arbeiteten. Es war die perfekte Wiedergabe eines primitiven Eingeborenendorfes aus der Urzeit terranischer Geschichte, jener Zeit, von der man sich gern einbildete, sie sei voller Unschuld gewesen.
    Tatsächlich waren die Hütten mit ziemlicher Sicherheit aus Kunststoff und die »Eingeborenen« Ambiente-Roboter. Ein Schild wies darauf hin, dass in dem Dorf die Abgänge zum Safari-Holopark und zu einem Themenrestaurant im Inneren der zehnstöckigen Brücke zu finden waren. Ein Pärchen mittleren Alters trat aus einer der Hütten und schlenderte Richtung Pfeilergebäude.
    »Ich hoffe nur, wir ziehen keine Unschuldigen mit rein«, murmelte Barisch. »Wir wollen schließlich den Fagesy schaden, nicht unseren eigenen Leuten.«
    Der Blick, mit dem Sharoun ihn musterte, war hart. Doch als sie ihm antwortete, klang ihre Stimme ruhig. »Du wirst dich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass man nichts tun kann, ohne Kompromisse einzugehen, Alpha. Es kann immer Opfer geben – jemanden, der zufällig reinstolpert, oder auch jemanden von uns.«
    Barisch nickte und drehte den Kopf weg, damit Sharoun seinen inneren Widerstreit nicht sah.
    Zerklüfteter rotbrauner Fels erhob sich inzwischen vor ihnen etwa zwölf Meter in die Höhe. Zu beiden Seiten erstreckte er sich bis zum Rand der Brücke. Verstreut sah er Nischen und schmale Plattformen, in denen Barisch Zwischenhalte für Kletterer

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