PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
uns als Rückendeckung da zwischen den Zierbüschen und dem Geländer verstecken, bis es losgeht. Von da aus kann man zwischen den Säulen der Brüstung hindurch die ganze Plattform bestreichen.«
»Bis auf den Teil, der vom Baum abgedeckt wird. Nein, dort kann sich höchstens Snacco verstecken, damit er aus dem eigentlichen Kampf bleibt. Aber einer von uns sollte im Baum sitzen. Eine erhöhte Position ist ein strategischer Vorteil, den wir uns nicht entgehen lassen dürfen.«
»Wie soll man da hochkommen, ohne aufzufallen?«
»Indem man in der Nacht vorher hochklettert.«
Zweifelnd sah Barisch an dem Baum empor. Die Äste waren kräftig und ragten zum Teil weit hinaus, und das Grün wirkte selbst unter den veränderten Witterungsbedingungen dicht. Dennoch konnte er sich nicht vorstellen, wie es jemand dort oben einen ganzen Tag aushalten sollte, ohne entdeckt zu werden.
»Keine Sorge, ich werde das persönlich übernehmen«, sagte Sharoun. In ihren Augen funkelte es. »Es braucht ein gewisses Training, um so etwas ohne Krämpfe zu überstehen. Im Gegensatz zu euch habe ich das.«
Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen über weitere Einzelheiten ihres Planes. Die Familie ging bald, und es kam auch niemand mehr, wie Barisch erleichtert feststellte. Die Temperaturen sorgten dafür, dass die meisten lieber im Inneren der Gebäude blieben oder in den beheizten Teilen des Parks.
Schließlich verließen die beiden Verschwörer die Plattform. Erneut passierten sie den Kristallpavillon, den Klettertobeplatz und die selbst zu dieser Jahreszeit noch bunt blühenden Rabatten auf dem Weg zurück zu einem der Aufzüge.
Nachdenklich sah Barisch zur Lagune hinunter, während sie auf die Kabine warteten.
»Macht der Felsabsatz die Sache nicht unnötig schwer? Ich hatte den Eindruck, auf der anderen Seite gab es kein solches Hindernis. Sollten wir nicht eher dort nach einem guten Rückzugsweg schauen?«
Sharoun lächelte. »Das werden unsere Gegenspieler auch denken und uns eher dort vermuten als hier. Schon das ist ein Grund, diese Richtung einzuschlagen. Aber es gibt noch einen. Ich werde es dir gleich zeigen.«
Sie bestiegen die Kabine und kehrten wieder in die Wärme zurück. Unten angekommen, schritt Sharoun zügig an der Felswand entlang in Richtung des Wasserfalls. Barisch folgte ihr und kämpfte sich dabei wieder aus seinem Mantel, der ihn zum Schwitzen brachte. Nach ein paar Palmen erreichten sie das Becken, in dem der Wasserfall endete. Erst da sah Barisch den Absatz, der zwischen Felswand und Becken verlief. Ein Blick nach oben zeigte ihm, dass der Fels nicht senkrecht anstieg, sondern deutlich vorkragte, wodurch der Wasservorhang fast zwei Meter von der Klippe entfernt niederging.
Als er den Blick wieder senkte, war Sharoun nicht mehr da.
Hastig ging Barisch ein paar Schritte weiter, bevor ihm klar wurde, wohin die Exagentin verschwunden war. Direkt hinter dem Wasserfall führte ein unregelmäßig geformter, mehrere Meter hoher und am unteren Ende auf bequeme Eintrittsbreite erweiterter Spalt in den Felsen hinein. Das Rauschen des Wassers machte es fast unmöglich, etwas zu hören, und es war dunkel. Doch er war sicher, dass Sharoun dort hineingegangen war.
Er band sich den Mantel um den Bauch und folgte ihr.
*
Im Inneren war es nicht ganz so dunkel. Da und dort täuschten glimmende Leuchtlinien im Gestein Kristalladern vor und erhellten den Gang. Barisch erkannte, dass die Nischen und Ausbuchtungen, die ihm zuvor aufgefallen waren, in Wirklichkeit Fenster und Balkone waren, die zu dicht hinter der Klippenwand verlaufenden Gängen gehörten.
»Buh«, erklang es hinter ihm.
Barisch zuckte zusammen und fuhr herum. »Sharoun!«
»Und, was hältst du von dem Piratenversteck?«
»Faszinierend. Aber ich weiß nicht, wie uns das weiterhelfen soll.«
Sie passierten eine große Höhle mit einem leuchtenden Wasserbecken und eine weitere mit einem bunten Wald aus Kalkgebilden. Immer weiter ging es dabei aufwärts. Sie folgten den Gängen des Felslabyrinths, bis keine fremden Stimmen mehr zu hören waren. Schließlich endete ihr Gang an einer Felswand.
Barisch musterte die Fugen am Rand des Kunstfelsens. »Dahinter sind wohl die Wartungsroboter für diesen Bereich untergebracht«, stellte er fest.
»Es gibt da etwas viel Wichtigeres.« Sharoun kramte in ihrer Gürteltasche und zog ein Band heraus, das dem ähnelte, das sie trugen. Nach kurzem Suchen hielt sie es an eine bestimmte Stelle der Wand.
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