PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
Feldagenten einen Einsatztrupp für eine unauffällige Verhaftung zusammen. Übermittle diesen Datensatz. Einsatzbeginn in einer halben Stunde.«
Riordan stand auf. Er spürte die alte Aufregung, die ihn vor jedem Einsatz befiel. Wann war er das letzte Mal selbst ins Feld gegangen? Er wusste es nicht mehr. Es gab allerdings niemanden mehr, der es ihm verbieten konnte.
»Da wir die Dame selbst aufgespürt haben, ist es nur angemessen, wenn wir bei ihrer Verhaftung dabei sind. Die Einsichten, die du mittels deines Talents von ihr gewinnen könntest, könnten unbezahlbar sein.«
Ve stand ebenfalls auf. Kurz flackerte in ihren Augen Angst vor den Ungewissheiten des Einsatzes auf. Würde es zu Kämpfen kommen? Gefahr, Verletzungen, Tote?
Dennoch widersprach sie nicht, sondern legte ihre Hand grazil auf seinen ihr dargebotenen Arm.
Riordans Wertschätzung stieg ein weiteres Stück.
*
Die Sorge der Halbferronin erwies sich als unbegründet, wie schon vom Gleiter aus unschwer zu erkennen war. Der Block, in dem die ehemalige Agentin gewohnt hatte, war ein Opfer der Gravoerratik geworden. Ein riesiges Loch klaffte in einer Seite, und das restliche Gebäude war von Rissen durchzogen und gefährlich geneigt. Nur eine notdürftige Sicherung hatte bislang stattgefunden. Über kurz oder lang würde das Hochhaus abgerissen werden müssen.
Trümmerstücke blockierten den Weg ins Foyer. Unbeeindruckt kletterte Riordan mit den anderen Agenten darüber hinweg. Er verließ sich ganz darauf, dass die Minipositronik seiner unter dem normalen Anzug verborgenen leichten TLD-Kampfkombi schnell genug ein Prallfeld schalten würde, sollte es weitere Trümmer regnen.
Auch Ve Kekolor trug einen solchen Schutz. Dennoch wirkte sie blasser als sonst, während sie ihm vorsichtig folgte.
Ihre Angst macht sie attraktiver als ohnehin.
Riordan deutete auf die Liste, die die Bewohner auflistete. Sie flackerte, aber war noch lesbar.
»Mitbewohner ausfindig machen und unauffällig befragen. Vielleicht weiß jemand, wo Beffegor Unterschlupf gefunden haben könnte.«
Der Truppführer nickte und holte über seinen Minikom die nötigen Daten ein.
»Antigravschacht ist frei, aber Feld inaktiv«, meldete ein Mitglied des Trupps.
Riordan wägte zwischen der Benutzung der Nottreppe und dem Einsatz der Antigravgürtel ab. Schließlich entschied er sich für den Antigrav. Die Störungen der Gravitationsfelder hatten in letzter Zeit deutlich nachgelassen, man konnte es riskieren.
Kurze Zeit später standen sie in der Wohnung der Gesuchten. Wände, Decke und Boden wiesen Risse auf. Die Möbel standen zum Teil schief, alle Klappen offen, Schubladen herausgerissen. Was die Bewohnerin nicht mitgenommen hatte, war wohl Plünderern in die Hände gefallen.
Die drei Agenten, die sie nach oben begleitet hatten, schwärmten aus, um die Wohnung nach Hinweisen über den Verbleib der Besitzerin zu durchsuchen.
Riordan trat zu einer halb eingestürzten Wand. Heraushängende Faserkabel und einzelne Elektronikteile ließen vermuten, dass dort einst die Wohnungspositronik eingebaut gewesen war. Der Assistent nahm das Ende einer Faser in die Hand und betrachtete es.
Ve trat neben ihn. Anstatt auf das Loch war ihr Blick jedoch auf ihn gerichtet.
»Gestohlen?«, fragte sie leise.
Er schüttelte den Kopf. »Zerstört. Vermutlich mit einem Desintegrator. Und wenn diese Annahme stimmt, habe ich keine Zweifel mehr, dass die Person, an die Chakt-Vachtor gedacht hat, Sharoun Beffegor war. Sie hat Spuren beseitigt.«
10.
Fuggerville
20. Oktober 1469 NGZ
Barisch legte den Kopf in den Nacken, um mit dem Blick den nach oben strebenden Linien des Gebäudes vor sich zu folgen. Das Terrania Silverbridge war entweder von den Katastrophen unberührt geblieben, oder aber alle Schäden waren im Höchsttempo behoben worden. Die silberne Fassade vor den 120 Stockwerken gleißte im Licht des Sonnenpulks.
Einen halben Kilometer strebte jeder der beiden Türme in die Höhe, unten weit auslaufend, mit einer integrierten Geschäftspassage und mehreren Restaurants, nach oben hin langsam schmaler werdend. Barisch wusste, dass mit der Etagennummer auch die Preisklassen der Zimmer stiegen. Ganz oben war jede Etage eine einzige Luxussuite.
Mit einem Seufzen löste Barisch seinen Blick von der schimmernden Spitze und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung. Um sie herrschte trotz der Umstände fast die übliche Geschäftigkeit von Fuggerville. Der Stadtteil im Osten
Weitere Kostenlose Bücher