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PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Grundlagen der Sprache der Sayporaner. Routh fragte das Mädchen in Saypadhi, ob es wisse, wo er Anicee finden könne.
    »Wer bist du, dass du sie suchst?«, fragte Chensit unvermittelt auf Interkosmo. Routh meinte, einen eigenartigen Akzent zu hören.
    »Ich suche Anicee«, wiederholte er.
    »Wirst du Mitglied im Rat sein? Klipp und klar: nein«, sagte das Mädchen. Es tippte sich flüchtig an die Stirn. »Woher ich das weiß? Du trägst den Blaustern noch.«
    »In welchem Rat?«
    »Du weißt es nicht? Du weißt es nicht«, sagte sie. »Im Umbrischen Rat natürlich.«
    »Natürlich.« Er nickte. »Wirst du auch Mitglied sein?«
    »Manche zweifeln«, sagte sie. Sie nahm erneut einen Wurm und warf ihn in die Schale. Der Klang verfeinerte sich und nahm zugleich an Volumen zu. Ein ferner Klang, wie aus den Tiefen eines Waldes. »Besser so?«
    »Ja«, sagte Routh. »Das machst du gut.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Übrigens werde ich dem Zweifel vieler zum Trotz Mitglied im Umbrischen Rat sein. Das jüngste.«
    »Sicher freust du dich«, sagte Routh.
    »Vielleicht freue ich mich.«
    »Du wirst mit Anicee zusammen sein«, sagte Routh.
    »Ja«, sagte Chensit. »Obwohl Anicee natürlich weiter gehende Autorität haben wird als ich.«
    »Typisch Anicee, nicht?« Er riskierte ein Lachen.
    Chensit überging die Bemerkung.
    »Ich würde sehr gern mit ihr sprechen«, sagte Routh. »Das verstehst du sicher.«
    Chensit dachte nach. »Vielleicht verstehe ich das. Ob sie für Gespräche Zeit erübrigen kann? Anicee wird schon bald versuchen, mit dem Universalen Spainkon in Verbindung zu treten. Wir sind alle sehr gespannt darauf.«
    »Klar.« Routh nickte eifrig. »Was meinst du, Chensit? Sollte ich mit ihr reden, bevor sie diese Verbindung aufnimmt oder danach?«
    Chensit schwieg. Sie zog den Beutel weiter auf und lugte hinein. Routh meinte, sehr leise Pfiffe zu hören. Das Mädchen seufzte ergeben und zog den Beutel mit einer Kordel zu. »Für heute lasse ich es, wie es ist. – Speichern!«, rief sie einem unsichtbaren Hörer zu. Sie berührte eine Sensortaste an der Schale; die Schale überzog sich mit einer grauweißen Membran.
    Routh sagte: »Kannst du dir vorstellen, dass ich Anicee etwas sagen möchte, was ihre Autorität vergrößern wird? Wenn sie erst einmal im Umbrischen Rat sitzt ...« Er ließ den Satz bedeutungsvoll offen.
    Chensit nickte ernsthaft. »Das ist möglich.«
    »Dann wäre es hilfreich, wenn du mir sagst, wo ich sie finde.«
    Chensit überlegte. »Wenn sie sich auf die Kontaktaufnahme mit dem Universalen Spainkon vorbereitet, hält sie sich wahrscheinlich im Haus Bece Ascut auf. Im Haus der barmherzigen Windungen.«
    »Wo finde ich dieses Haus?«
    Chensit überlegte kurz. Dann beschrieb sie ihm Aussehen des Daakmoy und seine Lage in Anboleis.
    »Danke für deine Hilfe, Sternigel!«
    Sie sah ihn forschend an. »Wozu sprichst du eigentlich diese alte Sprache? Erschreck Anicee nicht damit! Sprich normal.«
     
    *
     
    Banteira versank bereits; es wurde Abend. Die gläserne Stadt wirkte wie ein großes, vielschichtiges Gefäß, das sich langsam mit rotem Licht füllte. Der Weg zum Haus Bece Ascut war nicht allzu verschlungen; im Zweifelsfall würde Puc ihn erinnern.
    Routh ging durch leere Straßen. Alles war klinisch rein, in bestem Zustand, makellos. Manchmal sah er Stapel von Metallfolien, aus denen Pasinen gefaltet wurden. Neben einem dieser Stapel lag ein unfertig gearbeitetes Exemplar. Routh stieß die unvollendete Pasine im Vorübergehen mit dem Fuß an. Wieder erstaunte ihn die Leichtigkeit des Materials.
    Ein einziges Mal glitt ihm eine Wegscheibe entgegen, unbesetzt. Routh hatte flüchtig überlegt, ob er die Scheibe anhalten sollte, aber da war sie schon vorüber.
    Dann kam es zu einem Zwischenfall. Routh bewegte sich offen und unverhüllt, das Schemenkleid zu einem Schal zusammengerollt. Er hatte soeben eine Brücke betreten, die über einen Kanal führte. Der Kanal war eine mindestens zweihundert Meter breite, aber nicht allzu tiefe Rinne; Routh hätte sich zugetraut, sie zu durchwaten. Auf der Brücke trat er kurz ans Geländer und schaute hinab. Der Kanal war tiefer als gedacht. Eine rotgoldene Flüssigkeit stand beinahe darin, so gering war die Fließgeschwindigkeit. Die Flüssigkeit dünstete ein schwach säuerliches Aroma aus, wie von Ampfer.
    Am jenseitigen Ufer des Kanals und im sich vertiefenden Schatten der Brücke standen eine Zofe und ein Junker.
    Bei dem Junker hegte Routh immer noch

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