PR 2646 – Die Tage des Schattens
tonlos.
»Weihrauch«, antwortete die angenehm modulierte Frauenstimme der Tischpositronik. »Perlen aus echtem Weihrauchharz, überaus seltene Antiquitäten. Damit hätte deine Kundschaft das halbe Kaffeehaus freihalten können.«
»Wie bitte?«
»Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Olibanum. Eine Substanz, die in exakt dieser Zusammensetzung auf natürlichem Weg nicht mehr gewonnen werden kann, daher der hohe Marktwert.«
»Soll das heißen, die Dinger sind ... alt?«
»Etwa viertausendfünfhundert Jahre«, erklärte die Positronik. »Du tätest gut daran, sie sorgsam aufzubewahren.«
Traumangebot Nr. 511:
Paranoia-Paradies
Sie sind hinter dir her.
Das Gekläffe der gusseisernen Bluthunde kommt immer näher. Bald werden sie dich eingeholt haben. Wenn ihre gezackten Mäuler zuschnappen, gibt es keine Rettung mehr.
Mit jedem Schritt werden deine Beine schwerer und kraftloser. Du kommst kaum mehr von der Stelle, kannst dich fast nicht länger aufrecht halten. Deine Lungen brennen, wie versengt von Feuer und Schwefel.
Du strauchelst und schlägst der Länge nach hin. Kriechst weiter, Handbreit um Handbreit. Nackte Panik schüttelt dich.
Da ist ein Loch im Boden, ein Höhleneingang, gerade breit genug, dass du dich hindurchzwängen kannst. Kopfüber schiebst du dich schräg nach unten, in einem Winkel von vielleicht 45 Grad.
Absolute Dunkelheit umschließt dich. Der Gang ist zu eng, als dass du umdrehen könntest. Loses Erdreich wechselt ab mit scharfkantigem Gestein oder glitschigem, stinkendem Lehm.
Wenn du stecken bleibst, bist du verloren. Desgleichen, falls die Bluthunde dir folgen können.
Aus purer Verzweiflung robbst und rutschst, schlängelst und gräbst du dich immer tiefer hinab. Sollte der Gang im Nichts enden, ist auch dein Leben zu Ende, und du stirbst auf qualvolle Weise.
Aber die Höhle weitet sich zu einem Dom, von dessen Decke türkisfarben leuchtende Stalaktiten hängen. Wasser tropft herab, das nach Mandeln schmeckt.
Im Dämmerlicht siehst du, dass der Boden sich bewegt. Das sind keine Steine, sondern Krabben – Hunderte! Eine wogende Masse mit scharfen Scheren, glänzend wie Porzellan; dazwischen Skorpione mit armlangen Stacheln.
Du läufst, so schnell du kannst, unter deinen Stiefeln das hässliche Knacken brechender Panzer. Da ist ein Tümpel, du springst hinein und tauchst unter. Tentakel schlingen sich um deine Beine ...
Ausgesucht beklemmende existenzielle Bedrohungen, denen umso freudigere Erleichterung folgt. Auf Wunsch auch Folterungen und Nahtod-Erlebnisse! Achtung: Abgabe nur an volljährige Personen und nach verpflichtender Untersuchung durch einen assoziierten Psychiater.
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3.
Tagwerk eines Tyrannen
Die Kommunikation mit QIN SHI hatte bei Marrghiz einen tiefen Eindruck hinterlassen, der lange nachklang.
Er fragte sich, ob die Superintelligenz sich ihren Helfern grundsätzlich immer mit deren eigenem Gesicht zeigte. Vermutlich ja. QIN SHI besaß demnach unzählige Gesichter.
Hatte die Superintelligenz darüber hinaus auch ein eigenes Gesicht, oder benutzte sie nur jene ihrer jeweiligen Gegenüber? Und wie mochte sie solchen Wesen erscheinen, deren Leitsinn nicht elektromagnetischer Natur war, die also nicht sehen konnten wie Sayporaner?
Eine Alarmmeldung riss Marrghiz aus seinen Grübeleien. Erneut hatte es einen unautorisierten Zugriff auf ein Transit-Parkett gegeben!
Details ließen sich leider nicht eruieren. Jemand oder etwas hatte ein Transit-Parkett aktiviert. Ob auch jemand über das Parkett gegangen war, konnten die Techniker allerdings nicht feststellen.
Marrghiz verlangte auf der Stelle Fydor Riordan zu sehen, den offiziellen »Assistenten« Attilar Leccores und mithin den faktischen Chef des Terranischen Liga-Dienstes.
*
Riordan erschien prompt.
Marrghiz schätzte den Mann. Für einen Terraner war er ungewöhnlich zurückhaltend und bescheiden, auf unaufdringliche Weise diensteifrig.
Zu trauen war ihm natürlich nur ebenso eingeschränkt wie jedem anderen Überläufer. Aber bislang hatte er sich als durchaus kompetent und nützlich erwiesen.
»Gibt es neue Ermittlungsergebnisse, die terranische Guerilla betreffend?«, fragte Marrghiz einleitend.
»Nichts Gravierendes. Wir arbeiten daran, gehen Hinweisen unserer Spitzel nach, behalten Leute im Auge, deren aufgrund ihrer Netz-Aktivitäten erstelltes Charakterprofil auf eine Neigung zu gewaltsamem
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