PR 2649 – Die Baumeister der BASIS
um ihn zu kümmern. »Der Gang wird schmaler, der Boden wächst in die Höhe!« Ich bedeute den Nachdrängenden, sich noch mehr zu beeilen, winke wie ein Verrückter.
Trasur macht sich auf den Weg, bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen habe. Er überwindet den Höhenunterschied mit zwei Sprüngen, drückt Streben und Platten beiseite, als wären sie aus Papier, hat längst jegliche Vorsicht und Angst vor Entdeckung durch die Invasoren der BASIS abgelegt.
Gamma schreit panisch auf, als sich unter seinen Beinen der Müllhaufen ruckartig in die Höhe wölbt. Er wird gegen die Decke gestoßen, wie von einem bockenden Reittier hochgeschubst. Er plumpst zurück in die Tiefe, einige Meter von seinem ursprünglichen Standort entfernt. Trasur ist da und fängt ihn mit einem Arm auf, ohne sichtbare Anstrengung. Er stellt den benommenen Mann auf die Beine und ist bereits wieder auf dem Weg nach oben, dorthin, wo der andere Bursche – Manupil? – in einem rasch größer werdenden Loch zu verschwinden droht. Der Ertruser packt ihn, rettet auch ihm das Leben.
Marie-Louise hat den Weg herab ohne fremde Hilfe geschafft, Daniela stolpert mir entgegen. Er – sie – hat sich Reste des mit menschenähnlicher Kunsthaut überzogenen Gesichts aufgerieben. Metall zeigt sich darunter, und als wäre die Szenerie nicht verrückt genug, greift der Roboter nach grün glänzendem Lippenstift, um mit der Gelassenheit des Kunstwesens die Abgrenzungen der Mundklappe mit diesem grässlichen Farbton zu überziehen.
»Eine Dame bleibt eine Dame, Hoher Gast«, sagt Daniela zu mir und schreitet grazil davon, hin zu Gamma, um seine Wunden zu begutachten, in aller Gemütsruhe, als würde den Roboter das ausbrechende Chaos ringsum nichts angehen.
Es wird eng und enger. Die Wände falten sich zusammen wie Papier, der Raum ist erfüllt von Staub, der aus zerbrechenden Lackoberflächen des Bodens bricht. Es knirscht und knackst, Metallsplitter schießen quer durch den Gang. Etwas trifft mich in Hüfthöhe. Ich fühle nichts dank des Sogos; doch ich gebe vor, Schmerz zu empfinden, schreie und humple weiter. Ich spiele meine Rolle. Wie immer.
Wir schaffen es. Wir nehmen einen Querweg und erreichen eine Halle, in der Ruhe herrscht. Die Zwillinge eilen vorneweg, dann Gamma und Marie-Louise, dann ich, Daniela und Trasur Sargon. Wir durchqueren den riesigen Raum im Lauf- und Humpelschritt, um uns auf der anderen Seite zu sammeln und die zerstörerischen Spuren hinter uns zu begutachten.
Ich spüre eine Gänsehaut, und sie hat nichts mit meiner Verletzung zu tun. Denn auf der anderen Seite der Halle existiert nichts mehr. Wände sind in unsere Richtung gewölbt, da und dort stehen Spitzen wie die Stacheln eines Kybb hervor und deuten wie anklagend in unsere Richtung. Der Zugang, durch den wir eben gelaufen gekommen sind, ist verschwunden. Er hat einer porös wirkenden Masse Platz gemacht, die von feinsten Bläschen überzogen ist. Es herrscht Stille.
Ich erinnere mich meiner Verletzung und schreie laut auf. Meine Begleiter zucken unisono zusammen, nur Trasur bleibt ruhig.
Marie-Louise tritt näher. Sie wird blass, wendet sich ab und bittet den Ertruser, sich die Wunde anzusehen.
Unser Anführer starrt mich an, als wollte er mich hypnotisieren. Blitzschnell bückt er sich, so rasch, dass ich die Bewegung kaum wahrnehmen kann, hält mich mit einer Hand fest und zieht mit der anderen an jenem Ding, das in meiner Hüfte steckt.
Trotz der Betäubung durch das Sogo-Kraut fühle ich ein schmerzhaftes Ziehen, und der Schrei fällt mir nicht sonderlich schwer.
Ich kippe um und verdrehe die Augen, spucke Schaum und ein klein wenig Blut, das ich mir aus den Lippen beiße. Marie-Louise ist rasch an meiner Seite. Sie kniet nieder, legt mir die Hand prüfend auf die Stirn und beschäftigt sich dann mit der offenen Wunde an meiner Seite. Sie übernimmt Verantwortung. Für eine Frau ist sie ganz brauchbar.
Trasur Sargon hält mir jenes Ding vor die Augen, das er aus mir herausgeholt hat. Es ist gut zehn Zentimeter lang und mehrfach gezackt, es hängt Fleisch daran. Mein Fleisch.
»Das sieht nicht gut aus«, sagt der Ertruser und deutet auf die abgebrochene Spitze. »Ein Teil davon scheint im Hüftknochen stecken geblieben zu sein.«
Ich drücke Tränen hervor, bleibe aber sonst ruhig. Ich weiß Risiken und Gefahren einzuschätzen. Diese kleine Schnittwunde wird mich nicht weiter behindern.
Marie-Louise nimmt den Medopack zur Hand und beginnt mit einer
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