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PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

PR 2649 – Die Baumeister der BASIS

Titel: PR 2649 – Die Baumeister der BASIS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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getaumelt war, ohne Daseinszweck und bereit, sich das Leben zu nehmen. Doch er hatte den Eindruck, als sähe der Soldat nicht das Wesen in ihm, sondern bloß seine Funktion als Waffe, sollte es zu weiteren Auseinandersetzungen mit den Feinden kommen.
    Drei andere Xylthen kehrten in ihr Versteck zurück, in diesen von schmutzig braunen Gräsern bewachsenen ehemaligen Erholungsbereich, aus dessen Brackwassertümpel sie ihren Flüssigkeitsbedarf stillten.
    »Hunger!«, schrie eine der Parnoissa-Frauen. »Mein Baby hat Hunger!«
    Augenblicklich fielen die anderen in die übliche Litanei ein. Auch die Crums, acht an der Zahl, beteiligten sich am Geschrei. Sie streckten ihre Glieder verlangend aus und wollten sich auch nicht von den Kampfrobotern zurückdrängen lassen, die auf Haogarths Geheiß die xylthischen Jäger schützten.
    »Ruhe!«, rief der Reparat. Er streckte die Arme nach oben weg, um Aufmerksamkeit heischend. »Jeder bekommt seinen Anteil, wie immer!«
    »Die Badakk nehmen sich stets die besten Stücke!«, schrillte dieselbe Parnoissa-Frau wie zuvor. »Unsere Ungeborenen müssen darben, während sie sich die Tonnenleiber vollfressen. Wir wären besser dran ohne dieses Gesindel!«
    Eine andere Frau fluchte und brachte weitere Anschuldigungen vor, die keinerlei Realitätsbezug hatten.
    Der verletzte Xylthe, auf einer Plane ruhend, antwortete mit lautstarken Beschimpfungen, ohne die Kraft zu finden, seinen Kopf zu heben. Ein Crum wuselte auf den Sterbenden zu, als hätte er völlig den Verstand verloren und wollte sich mit seinem Schandmaul in ihm verbeißen, rasend vor Zorn darüber, dass er aufgrund seiner geringen Körpergröße sträflich vernachlässigt wurde. Einige andere Crums folgten ihm, und es erforderte den Einsatz von weiteren Kampfrobotern, um das Chaos, das sich rings um den Verletzten bildete, wieder aufzulösen.
    Die letzten Reste zivilisatorischer Tünche blätterten ab. Animositäten traten zutage, die tief in den so unterschiedlich gestrickten Lebewesen gesteckt haben mussten.
    Korech Zadur ließ den Hals tiefer fallen. Er schämte sich. Allmählich nahm er die Körperhaltung eines Ogok-Atimpal, eines Dauerängstlichen, an.
    Seltsam. Er hatte niemals zuvor derart komplizierte und umständliche Gedankenwege verfolgt. Sein einziges Sinnen hatte stets dem Gehorchen gegolten.
    Er erinnerte sich an einige der mediokren Episteln der Dosanthi-Litanei. Sie galten den Großen Tugenden. Diese Sinn und Leben gebenden Sprüche verzichteten auf komplizierte Formulierungen. Sie bestanden bloß aus wenigen Worten, deren Wert über Jahrtausende hinweg von keinem Dosanthi angezweifelt worden war.
    »Gehorche, sei QIN SHIS Freund. Nimm den Trennungsschmerz von der Wand, ohne zu klagen, auf dich. QIN SHIS Wunsch ist mehr, dein Wunsch ist weniger. Leide, um zu dienen ...«
    Korech Zadur kannte die weisen Sprüche selbstverständlich auswendig. Er wusste auch um den tieferen Sinn der Epistel Bescheid. Er hatte lange genug dem Wandgeflüster gelauscht, um zu wissen, wie naiv die vorgeblich »gesunden« Dosanthi waren. Sie nahmen die Epistel wortwörtlich hin, ohne einen interpretativen Spielraum zu erlauben.
    Vor einigen Tagen war Korech Zadur zu dem Schluss gekommen, dass diese von QIN SHI formulierten Grundsätze in seiner Situation keine Gültigkeit mehr hatten.
    Wem sollte er denn gehorchen? Diesem Xylthen, der völlig ratlos schien und sich immer wieder in nebensächliche Auseinandersetzungen mit dem Feind verzettelte? Ergab es einen Sinn, auf seine Anweisungen zu warten, obwohl er wusste, dass eine weitere Anstrengung den Tod bedeuten würde?
    Er war Agal-Atimpal. Er war dauererregt. In einem Zustand gefangen, der ihn allmählich ausbrannte. Er war der Letzte seiner Art in diesem Schiffsteil. Einsam, verlassen, von der Wand getrennt, voll Schmerz.
    Korech Zadur war bereit, den Episteln abzuschwören und etwas Ungeheuerliches, bislang Ungedachtes zu unternehmen. Er wollte einen Waffenstillstand bewirken. Dieser Wahnsinn musste ein rasches Ende finden.

4.
    Kaowen
     
    Ihm war weder ein endgültiger Tod vergönnt noch das Wiedererwachen in einem neuen Klonkörper. Stattdessen trieb er in einem formlosen Etwas, sich seines Selbst bewusst, aber ohne körperliches Empfinden.
    Er war bei QIN SHI. In QIN SHI. Er durchlebte jene Qualen und geistigen Kontraktionen, die die Superintelligenz über sich ergehen lassen musste, solange sie nicht die notwendige Zuwendung an Bewusstseinssubstanzen erhielt, die ihr die

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