PR 2650 – Die Phanes-Schaltung
wieder verlassen, und Rhodan versuchte erneut, eine Äußerung des Anzugs wahrzunehmen, die ihnen vielleicht weitere Informationen liefern würde. Aber da war nichts, nur kaltes Schweigen.
Zumindest kam es Rhodan kalt vor.
Er mochte diesen Anzug nicht, der ihn von Anfang an hatte wissen lassen, dass er seinen Träger unterjochen konnte. Der Anzug konnte verführerisch flüstern, donnernd drohen, kalt schweigen.
Rhodan hatte das Gefühl, dass der Anzug ihn so wenig mochte wie er ihn. Ja, er half ihm manchmal, aber es war stets, als verfolge er einen eigenen Zweck, als unterstütze er Rhodan bloß, wenn es vorteilhaft für seine Ziele war ... aber sonst?
Wenn Rhodan ehrlich zu sich selbst war, überlegte er, wie er den Anzug der Universen loswerden konnte. Unterwerfen konnte er ihn jedenfalls nicht, so viel stand fest. Das funktionierte nur in einer Richtung.
Rhodan konzentrierte sich auf die Umgebung. Um den Anzug konnte er sich kümmern, wenn es so weit war. Die gespeicherten Holos der Nahortung zeigten nur leeren Weltraum und in etwa 265 Millionen Kilometern Entfernung einen planetenlosen G7-Stern, der etwas kleiner als Sol war. Die aktuellen Aufnahmen hingegen bestanden nur aus Schlieren.
»Nemo«, sagte er, »hast du irgendwelche Theorien? Die verschwommene Ortung steht in Zusammenhang mit dem Kalten Raum. Aber wie? Quistus, siehst du irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte?«
Sie hatten das extra-universelle Versteck nur gefunden, weil die Iothonen mit ihren besonderen Fähigkeiten in der Lage waren, ohne fremde technische Hilfe im Weltraum zu navigieren, Wege durch hyperphysikalische Verwerfungen und Viibad-Riffe zu finden und sich selbst in Hyperstürmen zu orientieren, da sie eine höher dimensionierte Ordnung instinktiv erkannten. Sie konnten auch »in den Kosmos lauschen« und Informationen über die Struktur des Universums erfassen.
Jedenfalls hatten sie an diesem Ort die stabile Struktur eines Miniaturuniversums entdeckt, wie Ennerhahl es formuliert hatte. Darin verborgen ruhte neben Millionen von Chanda-Kristallen auch eine gewaltige Flotte, die von Vorfahren der heutigen Oracca dort deponiert und konserviert worden war. Damit hätten sie eigentlich eine schlagkräftige Streitmacht gegen die Truppen QIN SHIS in der Hand gehabt, aber bedingt durch die verstrichene Zeit hatte selbst alle Energie der Chanda-Kristalle nur gereicht, um ein einziges Schiff zu reaktivieren. Immerhin hatte es, stellvertretend für die Flotte, Ramoz als Seele akzeptiert, was immer das genau für Auswirkungen haben würde. Ramoz und Mondra Diamond waren bei der Flotte zurückgeblieben, während Rhodan und die anderen das extra-universelle Versteck wieder verlassen hatten, um sich um QIN SHI zu kümmern.
Mondra, dachte Rhodan. Mondra ...
Unvermittelt erschien neben Rhodan die völlig lebensecht wirkende Holoprojektion einer nur 1,60 Meter großen, zierlich, fast schon zerbrechlich wirkenden Frau, die man sogar anfassen konnte, weil Prallfelder ihr den Anschein von Körperlichkeit verliehen.
»Mikru!«, entfuhr es ihm erleichtert.
Er musste sich in Erinnerung rufen, dass es sich bei Mikru um den Schiffsavatar handelte, so lebensecht war die Gestalt. Sie verkörperte MIKRU-JON und somit letztlich jeden einzelnen Piloten, der jemals von ihr als Steuermann akzeptiert worden war. Je häufiger ein Pilot sich mit dem Schiff vereint und es gelenkt hatte, desto intensiver wurde durch die hyperphysikalische Prägung das auf das Schiff übertragene mentale Echo. Alle Echos zusammengenommen verliehen MIKRU-JON ihre Persönlichkeit und ließen sie mehr wie ein Wesen als ein bloßes Raumschiff wirken.
»Ich habe es auch schon bemerkt«, sagte Mikru mit warmer, sonorer, aber leicht knisternder Stimme. »Ich kann es mir noch nicht erklären. Aber ich kümmere mich sofort darum.«
Rhodan lächelte schwach. Manchmal schien es Mikru zu gefallen, in Rätseln zu sprechen. Doch zwischen ihnen herrschte mittlerweile ein tiefgehendes Verständnis. »Statusbericht!«, wiederholte er.
Die Projektion zerfaserte an den Rändern, wurde durchscheinend und löste sich vollständig auf, bevor sie antworten konnte.
Nemo Partijan beugte sich in seinem Sitz vor. Seine Hände ruhten auf den Schaltflächen des Arbeitsplatzes, den Mikru ihm eingerichtet hatte. Der Wissenschaftler aus dem Stardust-System hatte von dort aus Zugriff auf alle Ortungs- und Analysesysteme des Schiffes ... falls sie funktionierten.
Der Hyperphysiker hatte mehrfach unter
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