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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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entschied Bull nach kurzer Überlegung. Dann erhob er seine Stimme ein wenig. »OTHERWISE? Hat die TOLBA ihr Anlegemanöver angeschlossen?«
    »Ja«, sagte die Zentralbiopositronik des Kastells. »Ich habe eine Prallfeldblase über dem Landeplatz errichtet. Rhodan kann aussteigen.«
     
    *
     
    Kurz darauf stand Bull auf dem Dach des Kastells. Die rötliche Scheibe des Riesenplaneten Jupiter füllte seinen Gesichtskreis fast zur Hälfte aus. Der Eingang zum Zentralschacht schloss sich hinter ihm. Das unsichtbare Prallfeld schützte die Luftblase.
    Dass Bull dennoch einen SERUN trug, war bloß der Vorsicht geschuldet. Der Anzug würde im Notfall binnen eines Sekundenbruchteils das Helmsegment entfalten und seinen Kopf schützen.
    Natürlich hätte er Rhodan und sein Schiff auch im Vakuum empfangen können. Aber der Aufwand, die Prallfeldhaube mit Luft zu fluten, war gering, und Bull hielt es für eine nette Idee von OTHERWISE. So würde er Rhodan von Angesicht zu Angesicht begrüßen können.
    Da war die TOLBA. Die Ortung in der Zentrale des Kastells hatte ihnen ein gerechnetes Bild gezeigt. Nun, leibhaftig, wirkte das Schiff, mit dem Rhodan ins Solsystem zurückkehrte, noch befremdlicher.
    Jemand in der Zentrale hatte es das Goldfischglas getauft. Nicht ganz zutreffend, aber suggestiv. Tatsächlich war das Schiff aus zwei Komponenten aufgebaut: Da war die äußere, völlig transparente Kugel, die 110 Meter durchmaß. In dieser Kugel schwamm eine zweite, kleinere Kugel mit einem Durchmesser von 75 Metern.
    Bull kniff die Augen zusammen: Ja, sie schwamm tatsächlich; sie driftete kaum merklich mal in die eine, mal in die andere Richtung, wie von den unsichtbaren Strömungen in ihrem kristallklaren Medium getrieben.
    Sonst tat sich nichts.
    Oder? Täuschte er sich, oder sank die innere Kugel allmählich ab?
    »Was geht in der TOLBA vor?«, fragte er den SERUN.
    Der SERUN bestätigte seine Vermutung. Die innere Kugel sank, wenn auch quälend langsam, wie durch zähes Gelee.
    Bull überlegte, ob er versuchen sollte, Rhodan über den SERUN anzufunken und zu begrüßen. Nein. Er würde keine Ungeduld zeigen. Keine Schwäche.
    Vielleicht wurde er aus der TOLBA beobachtet. Er wandte seinen Blick so demonstrativ wie möglich von dem Schiff ab und schaute sich um. Die TOLBA lag wie eingebettet in eine alles umfassende Nacht. Als wäre das ganze Universum mit Blindheit geschlagen. Nicht einmal die Matrix war sichtbar. Licht brauchte es in den Abgründen des größten Gerüstes nicht, das die Menschheit je gebaut hatte; in den Tiefen der Matrix arbeiteten nur Maschinen, deren Energieemissionen den Betrieb des Kastells nebenbei bestens kaschierten. Diese Maschinen verfügten über bessere und genauere Möglichkeiten, sich zu orientieren, als mit lichtempfindlichen Augen.
    Nicht nur in der Matrix herrschte Finsternis. Sol lag unter der Fimbulkruste verborgen, einer undurchdringlichen Schicht aus ephemerer Materie. Ob dieser Anblick Rhodan schockiert hatte? Bull glaubte, den Blick seiner grauen Augen zu spüren, wenn er ihn fragen würde: Was hast du mit der Sonne gemacht, Dicker?
    Was hatte er gemacht? Zulassen müssen, dass die Spenta ihre Folie um den Stern gelegt hatten, aber nicht zugelassen, dass das Leben auf den Planeten starb. Terra und die anderen bewohnten Planeten und Monde wurden von Kunstsonnen am Leben erhalten; allerdings verstrahlten diese Sonnen ihr Licht nicht unökonomisch in den leeren Raum, sondern schickten ihre elektromagnetischen Wellen so gezielt wie möglich zu den Oberflächen der licht- und wärmebedürftigen Welten.
    Eine ingenieurtechnische Meisterleistung, wie auch die Rekonstruktion Ganymeds eine sein sollte.
    Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bauten die Menschen einen Himmelskörper. Sie rekonstruierten den während der Jupiterkrise zerstörten Mond. Die Matrix war ein Geflecht, eine Art Rundkäfig, in den die Gesteinsernte eingebracht wurde. Nicht nur die zersprengten Reste des Originalmondes wurden dort versammelt und neu verdichtet: Auch aus dem Asteroidengürtel und der Oort'schen Wolke traf Baumaterial ein, wurde sortiert, im Orbit um die Matrix geparkt und Paket um Paket einsortiert. Da und dort operierten die Baumeister des neuen Mondes mit Traktorstrahlen; meist aber bedienten sie sich der gravitativen Kräfte, um die Massen zusammen- und an den vorbestimmten Ort zu führen.
    Auch nach der Versetzung des Solsystems in den fremdartigen Raum war die Rekonstruktion zu keinem Zeitpunkt zum

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