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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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Geschwindigkeit wieder auf, als wolle es das vorherige Stocken aufholen. Leise holte er tief Luft, obwohl sein Gegenüber ihn durch den Helm ohnehin unmöglich hören konnte. Schon gar nicht gegen die Lärmkulisse, die noch immer aus dem Ausstellungssaal drang.
    Ist ja logisch. Die beiden bewachen den Eingang. Wo positioniert man sich dafür? Hinter der am nächsten stehenden Deckung.
    Bull war nicht entdeckt worden – zumindest noch nicht. Es war mehr oder weniger Zufall gewesen, der ihn die gleiche Deckung hatte wählen lassen wie den Fagesy. Soweit man es anhand der über das Teminal herausragenden Ausrichtung des Rüstgeleits erkennen konnte, war die Aufmerksamkeit des Marschierers aber auf die Ereignisse im Inneren gerichtet.
    Vorsichtig, um den Fagesy und sein Rüstgeleit nicht zu berühren, robbte Bull in Richtung des nächsten Terminals. Von dort huschte er zum geschwungenen Verkaufstresen des Souvenirladens und weiter auf den nächstliegenden Ausgang zu.
    Noch immer regten die zurückgelassenen Wachen sich nicht. Dafür war Bewegung in den Gängen zu sehen, die in die Halle mündeten. Schaulustige sammelten sich.
    »Wir nähern uns dem Ende der Führung durch das Museum und seine Erholungsbereiche«, stellte Ulan Soso von seiner Schulter her fest. »Kann ich dir noch eine Führung durch die für Publikum offenen Bereiche der Residenz anbieten?«
    »Kannst du«, antwortete Bull sofort, während er direkt am Eingang zur Seite in ein Geschäft mit holoverzierten Regenschutzprallschirmen auswich. »Erst einmal hoch in Richtung LAOTSE. Die historische Entwicklung dieser Stockwerke interessiert mich brennend. Außerdem habe ich mit dem Alten ein Wörtchen zu reden.«
    »Du kannst eines der zahlreichen Terminals benutzen, um Verbindung zu ihm herzustellen. Ich kann dich zum nächstgelegenen dirigieren.«
    »Ich fürchte, ein einfaches Terminal genügt meinen Ansprüchen nicht. Ich muss schon zur Zentralkontrolle. Auch das wieder, ohne den Zentralschacht zu benutzen.«
    »Eine Route wurde unter Einbeziehung der wechselnden Wahrscheinlichkeiten von Aktivität in den einzelnen Abschnitten berechnet. Soll ich mit der Führung beginnen?«
    »Ich bitte darum. Deine Führungsqualitäten wachsen mir immer mehr ans Herz.«
    Ulan Sosos Miene zeigte uneingeschränkt seine Befriedigung über das Lob. »Wenn meine Dienste dich überzeugen könnten, häufiger das Museum aufzus...«
    »Halte dich knapp. Wohin?«
    Das Seufzen der Holografie hielt sich auf Siganesenniveau. »Da lang!«

5.
    Schutzraum
     
    Dreizehfuß huschte um die Ecke der Mauer und in den nächsten Schatten.
    Versteck! Versteck!
    Er hob die Schnauze, schnüffelte, flemte. Der Schnee blieb in seinen Schnurrhaaren hängen. Er eilte weiter.
    Wie viel besser war es in dem Großen Grün gewesen, wo so viele gelebt hatten. Jetzt waren sie alle weg, die Großen, und Kleine wie Dreizehfuß konnten nicht mehr die Reste essen, die sie übrig ließen.
    Er musste anderswo Futter finden. Irgendwo. Und ein neues Versteck, näher an diesem Futterplatz.
    Das Ende der Mauer. Eine breite freie Fläche vor ihm.
    Ungeschützt. Hell. Gefahr! Gefahr!
    Unschlüssig blieb Dreizehfuß sitzen, reckte den Oberkörper und schnüffelte. Prüfte die Richtung des Windes und was er mit sich brachte.
    Etwas duftete von der anderen Seite. Es duftete warm und gut.
    Er erspähte einen Höhleneingang an der Oberseite eines hohen Dings. Eine Art Baum vielleicht, in den ein Vogel ein Loch gehauen hatte? Der Duft kam aus dieser Richtung.
    Dreizehfuß sammelte all seinen Mut und schoss los. Aus vollem Lauf sprang er an dem Baum hoch. Gerade so erhaschten seine vordersten Zehen die Kante. Er drückte sich höher, über die dünne Kante hinweg, hinein in das dunkle Loch. Haltlos glitt er ab und stürzte.
    Schreck! Angst! Gefangen!
    Er kratzte an der glatten Wand, richtete sich ganz daran auf und versuchte, die Kante des Loches zu erreichen. Doch ohne Anlauf konnte er sie nicht erreichen.
    Aber da war dieser süße Duft, und ringsherum war viel knisterndes Weiches.
    Dreizehfuß ließ sich wieder sinken und schnupperte.
    Hunger. Essen. Gut.
    Mit der Schnauze schob er etwas Raschelndes beiseite. Da war es. Sah seltsam aus, doch es duftete wie das Beste, was er je im Großen Grün gefunden hatte. Und eigentlich war die Höhle gar nicht mal so unbequem.
    Vielleicht meinte das Schicksal es doch einmal ganz gut mit Dreizehfuß.
     
    *
     
    Bull hätte später unmöglich ohne Hilfe den Weg nachvollziehen

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