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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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missbraucht haben, berechtigt mich das nicht, ihrem Tun zuwiderzuhandeln.«
    Bull holte scharf Luft. »Welchem Mistprogramm folgt denn dieses Denken?«
    »Dem, das auch du mir gegeben hast und das du bisher nie beanstandet hast. Wäre ich völlig autonom, wäre keine Regierung vonnöten. Ich könnte sämtliche Belange der Liga auf Grundlage der mir einprogrammierten Vorgaben allein regeln. Dabei wäre alles im Sinne dessen, was die Bewohner in meinen Datenterminals als ihren Willen ausdrücken. Rein rational wäre dies die logische Lösung. Meine Programmierung unterstellt mich aber eindeutig der terranischen Regierung.«
    »Aber es ist keine gemäß unseren Gesetzen von der Bevölkerung gewählte!«
    »Wenn einzelne Regierungsmitglieder zurücktreten, wird ihr Amt kommissarisch an Stellvertreter weitergegeben. In diesem Fall sind sämtliche Ämter an Stellvertreter rotiert worden. Ein ungewöhnliches Vorgehen, jedoch bis zur nächsten Wahl nicht irregulär. Je nachdem, welche Gesetzesänderungen bis dahin stattfinden, wird es auch so bleiben. Allerdings zeigt der Umbrische Rat bislang keine Absichten, das demokratische System zu unterlaufen.«
    »Ich soll also bis zur nächsten Wahl warten, und dann ist der Spuk vorbei? So viel Zeit bleibt uns nicht! Bis dahin sind wir entweder alle gehirngewaschen oder mundtot gemacht. Außerdem werden die Terraner nicht aufhören zu kämpfen. Wenn wir die Sache nicht hier und jetzt beenden, wird es Tausende Tote geben!«
    »Dies ist eine interne Angelegenheit, die meine Verpflichtung der terranischen Regierung gegenüber nicht beeinflusst.«
    Bull fuhr sich über die Stirn. Der kalte Kloß in seiner Magengrube breitete sich aus.
    Alles umsonst? So kurz davor, und jetzt soll alles umsonst gewesen sein?
    »Obwohl du eines der ausgefeiltesten Gehirne bist, die wir je geschaffen haben, obwohl dir die Werte der Terraner zutiefst vertraut sind – trotz all dieser Dinge stellst du wie eine simple Maschine deine Loyalität gegenüber einer unrechtmäßig zur Macht gekommenen Regierung über alles andere?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Bulls Kopf ruckte hoch. »Wie meinst du das?«
    »Meine Loyalität gegenüber der jetzigen Regierung steht keineswegs über allem anderen. Aber ihre Sicherheit rangiert weit oben, denn sie ist so oder so eine terranische Regierung.«
    Bull fuhr mit der Hand durch sein schweißnasses Haar. LAOTSE gab ihm einen Hinweis, so klar er es vermochte.
    »Ich kann dir zusichern, dass dem Umbrischen Rat kein Härchen gekrümmt wird«, sagte er lauernd. War das die richtige Spur?
    »Ich bin dem Umbrischen Rat und seinen Bevollmächtigten gleichermaßen verpflichtet.«
    »Meine Zusicherung umfasst auch Marrghiz und Chossom«, sagte Bull schweren Herzens.
    »Nach meinen Erfahrungen und Archiven ist auf dein Wort Verlass, solange die Umstände so sind, dass es dir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit möglich ist, es einzuhalten. Allerdings bezweifle ich, dass du bei einer Abschaltung des Schirmes die anschließenden Konflikte ausreichend kontrollieren könntest.«
    »Dann schalte nur eine Strukturlücke, Richtung West-Nordwest. Durch diese kommen die Leute so langsam herein, dass genug Zeit bleibt, meine Anweisung weiterzugeben.«
    »Eine mannsgroße Strukturlücke wäre akzeptabel. Ich muss dich allerdings darauf aufmerksam machen, dass meine Loyalität es mir gebietet, einen solchen Sicherheitsbruch sofort zu melden. Es wird reagieren.«
    »Kannst du wenigstens die TARAS zurückhalten?«
    »Ich erkenne an, dass die Art der Regierungsübergabe anfechtbar ist, da ein Rücktritt der Gesamtregierung ohne vorgezogene Neuwahl eigentlich nicht vorgesehen ist. Dein Amt wurde aufgrund der irrtümlichen Annahme deines Todes vakant erklärt und verliert seine Rechte lediglich in einer pauschalisierten Sichtweise, da es nicht zu einer expliziten Übergabe gekommen ist. Ich nehme an, du erhebst Einspruch?«
    »Ja, ich erhebe Einspruch!«
    »Da der Einspruch von einem Regierungsmitglied erhoben wurde, kann er nun bearbeitet werden. Da auch die restliche Regierung unter fraglichen Umständen ihre Rechte abgegeben hat und zudem mehrere Mitglieder in ihrer Abwesenheit des Amtes enthoben wurden, erkläre ich die Anfechtung hiermit für rechtmäßig.«
    »Und?«
    »Von nun an genießen beide Regierungen für mich nahezu gleiche Rechte, und wir haben eine interne Streitigkeit der Liga vorliegen.«
    »Das heißt?«
    »Interne Angelegenheiten der Liga sind ohne äußere Einmischung und

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