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PR 2658 – Die Stunde des Residenten

PR 2658 – Die Stunde des Residenten

Titel: PR 2658 – Die Stunde des Residenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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LAOTSE-Vorhalle. Durch eine holografische Fensterfront fiel Licht in den hohen Raum, dessen schwarzer Marmorboden auf Hochglanz poliert war. Verstreut platzierte Pflanzen und ein kleines Wasserspiel lockerten die Strenge von Glas und Stahl auf. Direkt vor ihm lag der zentrale Antigravschacht, links die massive Wand, hinter der LAOTSES Peripheriegeräte und Hochrang-Eingabeterminals lagen. Rechts schlossen Gänge und Büros an. Ein Restaurant lockte mit dreidimensionalen Darstellungen seiner Gerichte, passenden Essensdüften und sanfter Musik.
    Bull wich drei Verwaltungsangestellten aus, die mit offenem Mund auf die zerstörte Tür starrten, und sprintete zur Schleusentür mit dem Symbol von LAOTSE. Nur einen kurzen Moment blieb er stehen, um mit fliegenden Fingern seinen Kode einzugeben. Sofort nach dem letzten Tastendruck startete er in Richtung des Antigravschachtes und schaltete den Deflektor aus.
    Die zerschossene Tür glitt ein Stück auf und verklemmte dort, wo das Material vom Thermoschuss aufgeschmolzen war. Als der vorderste Fagesy sich mit erhobener Waffe hindurchschob, blitzte es grell auf. Die Bodenerschütterung seines Schrittes hatte die Mikroblendgranate gezündet, die Bull beim Abrollen zur Tür zurückgeschleudert hatte.
    Der geblendete Fagesy taumelte zurück und brüllte: »Er flieht zum Antigravschacht!«
    Erneut wechselte der Resident die Richtung und rannte zur Schleuse zurück. Sein Helm hatte synchronisiert mit der Mikrogranate die Lichtflut abgedimmt. Vor dem Sensorpanel entspiegelte er die Vorderhälfte und blieb still stehen, während die Scans abliefen. Eine nach der anderen tickten die Sekunden herunter, die er durch sein Ablenkungsmanöver gewonnen hatte.
    Klicker-klack!
    Die hinteren Fagesy hatten sich an ihrem Kameraden vorbeigedrängt und rannten hinaus. Wie erhofft war ihr erstes Ziel der Antigravschacht. Sie hatten bereits die halbe Strecke zurückgelegt, bevor Bull entdeckt wurde.
    »Da!«
    Schlitternd kamen die Fagesy zum Stehen und fuhren herum. Bewegung kam in ihre Rüstgeleite, Waffen wurden gehoben.
    Angriffs-Status!
    Vor Bull kam Bewegung in die Schleusentür. Er sprang hinein, ehe sie ganz offen war, und brüllte: »Notverschluss!«
    Der Aufschrei, der ihm folgte, wurde von der zugleitenden Tür abgeschnitten.
     
    *
     
    »Willkommen, Resident Reginald Bull. Wie kann ich dir helfen?«
    Absolute Ruhe herrschte im Peripherieraum, sah man von der sanften Stimme LAOTSES ab. Eine Ruhe, die zum Verweilen und Entspannen einlud.
    Wären da nicht die Ziffern gewesen, die auf Bulls Multifunktionsarmband rot blinkten.
    »Schalte um exakt zwölf Uhr Terrania Standardzeit den Paratronschirm ab!«, forderte er den Zentralrechner auf.
    LAOTSES Holoavatar schwebte über dem Terminal, an dem Bull sich nach dem Verlassen der Schleuse erneut identifiziert hatte. Unverändert lag das feine rätselhafte Lächeln auf den asiatischen Zügen des körperlosen Kopfes.
    »Ich bedauere, aber das kann ich nicht tun, Resident Bull.«
    »Ich bin der Terranische Resident. Das Zutrittsnotfallprogramm hat mich als berechtigt anerkannt.«
    »Das ist richtig. Aber dein Amt wurde zwar nicht abgeschafft, aber alle Vollmachten wurden an den Umbrischen Rat übergeben. Dies betrifft sämtliche Regierungsmitglieder.«
    Bull ließ sich in einen Sessel fallen. »Sag mir nicht, dass du eine unter Waffengewalt erzwungene Regierungsübergabe einfach so schluckst.«
    »Es war keine Waffengewalt im Spiel. Keine Kämpfe wurden gemeldet. Die Regierungsgewalt wurde einvernehmlich von Terranern an Terraner übergeben.«
    »Soll das heißen, du kannst nicht zwischen einer regulären Regierungsübergabe und dem, was hier passiert ist, unterscheiden? LAOTSE, deine Loyalität gehört der Menschheit! Und der Großteil der Menschheit hat keinerlei Chance gehabt, ihren Willen in dieser Sache in irgendeiner Form zum Ausdruck zu bringen. Diejenigen Terraner, die der Sache zustimmen, sind zu 99 Prozent gehirngewaschene Umformatierte.«
    »Zählt ihr Wille deshalb weniger?«
    »Es ist nicht ihr Wille! Es ist etwas, das ihnen einprogrammiert wurde!«
    »Ihr Entschluss, sich der Neuformatierung zu unterziehen, war ihr freier Wille. Somit ist auch das, was daraus resultiert, ihr freier Wille.«
    »Trotzdem sind die meisten Terraner überhaupt nicht danach gefragt worden, ob sie diese Regierung haben wollen.«
    »Die von ihnen gewählten Vertreter haben entschieden. Sollten diese damit das von den Terranern in sie gesetzte Vertrauen

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