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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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pflügte eine gigantische Schneise zwischen die Häuser, war plötzlich ein Feuerball, eine sich überschlagende Feuerwalze, die brüllend und tobend weiterrollte – das Reißen von Metall, das Bersten von Mauern, das Grollen der Explosionen, als die Treibstofftanks Feuer fingen –, die links und rechts Häuser in Brand setzte und über der eine schwarze Rauchwolke in die Höhe schoss und die endlich, endlich ... endlich ... zum Stehen kam am Ende einer monströsen Narbe im Boden und hellauf zu lodern begann.
    »Oh mein Gott«, schluchzte Dr. Talbot. Er sank in sich zusammen. »Oh, grundgütiger Gott ...!«
    Clara kauerte sich neben ihn nieder. Über ihre Wangen liefen Tränen. Die Platzwunde auf ihrer Stirn hatte zu bluten aufgehört, geklammert durch ein paar hundert unsichtbare Nanogenten, die ihrem Programm folgten, ihre menschliche Fracht zu beschützen. Sie legte den Arm um Dr. Talbot, der mit tränenüberströmtem Gesicht die Verwüstung anstarrte, die immer weiter unter ihnen zurückfiel, kleiner und kleiner wurde und doch nichts von dem Horror verlor, den ihr Anblick auslöste. In der Höhe, die die Blase mittlerweile gewonnen hatte, war es gespenstisch still. Dann waren sie in den Wolken, und alles um sie herum war weiß.
    Toufec räusperte sich. Er legte eine Hand auf Caspars Schulter. Der Junge hing wie erstarrt in Pazuzus Armen. Toufec nahm ihn an sich, und Caspar begann zu weinen.
    »Delorian will wissen, warum eine Person zu viel in der Blase ist«, sagte Pazuzu leise.
    »Nein«, erwiderte Toufec, und Wut wallte so heiß in ihm auf, dass sie ihn fast erstickte. »Delorian will wissen, ob wir es alle aus der Maschine geschafft haben und ob es uns gut geht!«
    »Das weiß Delorian bereits«, sagte Pazuzu. Der Nanogentenkomplex klang fast entschuldigend.
    »Sag ihm, er kann mich ... sag ihm, ich erkläre es ihm später.« Toufec wiegte den schluchzenden Jungen in den Armen. »Was mach ich jetzt mit dir?«, murmelte er. »Was mach ich jetzt bloß mit dir?«
     
     
    6.
     
    Die Blase schwebte in einem Hinterhof, unsichtbar für alle Blicke von außen. Toufec saß auf einer umgefallenen Abfalltonne; Caspar stand vor ihm.
    Toufec hatte ihm eine eigene Version der Wahrheit erzählt – sie kamen von einem fremden Planeten, aber sie waren Menschen, die ursprünglich von der Erde stammten. Sie verfügten über eine phantastische Technik, die der Menschheit irgendwann einmal zur Verfügung stehen würde. Sie waren in geheimer Mission unterwegs gewesen, um der Erde zu helfen, und aus Versehen in den Flugzeugabsturz geraten. Sie hatten nur zwei Menschen retten können: ihn, Caspar, und Dr. Talbot.
    Er erzählte nicht, dass sie alle 84 Passagiere der Will Rogers hätten retten können, wenn dies in ihrer Mission vorgesehen gewesen wäre. Er erzählte nicht, wie es kam, dass manche Menschen vor dem Tod gerettet wurden und manche nicht.
    Er erzählte nicht, dass Caspar eigentlich nicht zur Rettung vorgesehen gewesen war. Er hätte keine Antwort auf die Frage gewusst, die danach unvermeidlich gekommen wäre: Warum?
    »Und es ist wichtig, dass du diese Sache für dich behältst«, sagte Toufec. »Wir kommen immer wieder insgeheim zur Erde, um den Menschen zu helfen. Wenn die Menschen aber wissen, dass es uns gibt, ist uns das nicht mehr möglich.«
    Caspar nickte. Er zitterte in der Kälte und von den Nachwirkungen des Schocks. Die Luft war erfüllt von fernem und nahem Sirenengeheul. Toufec hatte das Gefühl, den Gestank von brennendem Kerosin wahrnehmen zu können.
    »Du findest von hier aus zu deinem Pa?«, fragte Toufec.
    »Das Revier ist nur ein paar Blocks von hier.«
    Toufec stand auf. »Leb wohl, Caspar. Es ist mir eine Ehre, dich kennengelernt zu haben. Wenn ich ...«, er stockte, aber er zwang sich weiterzusprechen, »... wenn ich einen Bruder hätte, wollte ich, er wäre wie du.«
    Caspar musterte ihn mit großen Augen. »Sehen wir uns wieder?«
    Toufec schüttelte den Kopf.
    »Was ist mit ...?« Caspar deutete in die ungefähre Richtung der unsichtbaren Blase.
    »Doktor Talbot? Wir setzen ihn anderswo ab.«
    Der Junge hielt Toufec die Hand hin. »Danke, dass du mich gerettet hast.«
    Toufec lächelte. »Hab ich gern gemacht.« Er schluckte einen letzten Satz hinunter, dass Caspar ein zweites Leben geschenkt bekommen habe und es nutzen solle. Die Hypothek, die Caspar tragen würde, war groß genug. Und wer entschied, wann ein Leben nützlich war?
    Plötzlich wurde ihm eiskalt. Er kannte jemanden, der seit

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