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PR 2659 – Toufec

PR 2659 – Toufec

Titel: PR 2659 – Toufec Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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angepflockt und mit Honig auf den Augen und den für einen Mann wichtigsten Körperteilen. Man mochte nicht glauben, wie viele Insekten es in dieser wüsten Landschaft gab, die sich voller Gier darauf stürzten. Man mochte auch nicht glauben, dass ein Mann davon verrückt werden konnte, bis man an einem solchen Unglücklichen vorbeikam und sah, was Sonne, Hitze, ein paar Stunden Zeit und Milliarden von krabbelnden, kitzelnden, beißenden, saugenden und tupfenden Insekten aus ihm gemacht hatten.
    Die Karawane hatte Tiamat nicht erreicht gehabt, als Toufec von dort aufgebrochen war. Sie mochte aufgehalten worden sein. Oder sie mochte die Stadt umgangen haben. Wenn sie groß genug war, führte sie genug Vorräte mit sich, um nicht jede Siedlung auf dem Weg als Station zu benötigen. Und wenn das, was er da unten sah, nun die Karawane von Yazid ben Zair war, die Toufecs Beute verstärkt hatte? Aber es konnte nicht sein. Dazu war sie wiederum zu klein!
    Dann sagte er mit überlegenem Lächeln: »Wer Honig essen will, der ertrage das Stechen der Bienen.« Er hatte gesehen, dass auf den Pferden keine bewaffneten Krieger saßen, sondern eine Gruppe von Frauen – entweder die Ehefrau und die Töchter des Händlers oder seine Lustsklavinnen. Sie würden kein Problem darstellen.
    Asin wies auf eine Säule tanzenden Sands in einiger Entfernung. »Schau mal«, sagte er. »Ein al hul. Ein Staubteufel.«
    »Es heißt, die Dinger bringen Glück.« Toufec lächelte. »Sie entstehen, wenn ein Dschinn tanzt. Wer hineinfasst und den Dschinn festhalten kann, dem erfüllt er einen Wunsch.«
    Asin lächelte zurück. »Und was ist dann mit einem ganzen Staubsturm?«
    »Das sind viele tausend Dschinni, die tanzen. Wenn du die zu fassen kriegst, bekommst du tausend Wünsche erfüllt.«
    Asin starrte zu dem Phänomen, das weit hinter der Karawane neben der Straße zu stehen schien. Er wirkte nachdenklich. »Glück könnten wir jetzt auch brauchen.«
    Toufec spähte über seine Schulter. Es war früher Nachmittag, die Sonne stand in seinem Rücken. Besser konnte es nicht mehr werden.
    Er schlug Asin gegen den Oberarm. »Wir brauchen kein Glück geschenkt, wir nehmen es uns einfach. Es geht los, duppussû!«
    »Nenn mich nicht immer ›kleiner Bruder‹!«
    Toufec erwiderte nichts darauf. Er liebte Asin von ganzem Herzen, aber es schadete nichts, dem Jungen klarzumachen, wer das Sagen hatte. Einem plötzlichen Einfall folgend, löste er den Gürtel des kürzeren Schwerts, das er an der Hüfte trug, und reichte die Waffe seinem Bruder.
    »Hier«, sagte er so nebenbei wie möglich. »Ich wollte es dir schon immer schenken. Heute ist ein guter Tag dafür.«
    Asin band sich das Schwert mit einer so strahlenden Miene um, dass Toufec sicher war, das Richtige getan zu haben. Sie rutschten an dem Felsen zu den anderen hinunter. Toufec ging noch einmal den Plan durch. Wenn man Labaschi in der Mannschaft hatte, konnte man Pläne nicht oft genug erklären, besonders wenn sie über »wir gehen hin und hauen alles kurz und klein« hinausgingen.
    Sie würden zu viert nach unten galoppieren und die Karawane aufhalten: Toufec, Asin, Labaschi und ein weiterer Krieger. Die anderen beiden würden Toufecs zahlreiche im Hinterhalt liegende Mannschaft darstellen. Es würde klappen; sie hatten es ein paar Mal geübt, während sie auf die Karawane gewartet hatten.
    Die Männer nickten einander zu und stießen sich mit den Fäusten an. Dann kletterte das Überfallkommando auf die Kamele; die beiden verbleibenden Krieger begaben sich auf ihre Plätze.
    Es ging los. An diesem Tag würde Toufec sich seinen Namen machen in der Welt der Diebe, Wucherer und Wüstenräuber der Stadt Tiamat. Also quasi bei der gesamten Einwohnerschaft.
     
     
    2.
     
    Die Kamele wirbelten mit ihrem Schlenkergalopp jede Menge Staub auf, und Toufec dachte, dass sie selbst wie ein großer Staubteufel auf die Karawane herabstießen. Er war sich des Auftritts bewusst, den er inszeniert hatte.
    Der Staub sank herab, als sie die Kamele gezügelt hatten, die Wolke lichtete sich, und aus ihr schälte sich der Umriss eines Reiters heraus; eines Reiters, der elegant vom Kamel sprang und auf die Karawane zuschritt, während hinter ihm der herabsinkende Staub weitere Gestalten enthüllte, die schweigend und bedrohlich auf den Kamelen saßen.
    Er schritt auf die Karawane zu, der Wüstenwind ließ seine weiten Gewänder und seinen schwarzen Mantel flattern, das Staubtuch verhüllte den unteren Teil des

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