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PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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in den Hyperraum abzustrahlen, sondern auf eine Verständigung zu setzen.
    Die Morgenschwester griff nach ihrem Hals, konnte ihn aber nicht berühren, da sie den Helm des Kampfanzugs geschlossen hatte. Anaree sah, wie sich ihr Gesicht unter dem Individualschirm veränderte. Die Haut schlug große violette Blasen, die sich rasend schnell bildeten und aufplatzten. Eiter quoll aus ihnen hervor, und innerhalb weniger Sekunden war der Kopf der Göttin des Tagvolks nur noch ein unförmiger Klumpen.
    Nicht einmal schreien konnte sie, und ihre Augen waren von rosa Gewebe überwuchert, als sie zusammenbrach.
    »Sie ist tot«, sagte M'ian Mor, und das putzige Wesen, die Zwergandroiden und der gesamte Maschinenraum lösten sich auf.
    Anaree seufzte leise. Wieder ein Fehlschlag. »Und wie?«
    Einen Atemzug lang stand die Tochter des Tagvolks in völliger Dunkelheit, dann erschien wieder der gewohnte Trainingsraum um sie herum.
    M'ian Mor schritt vor ihr auf und ab. »Ein Metabio-Gruppierer«, erklärte er barsch. »Imstande, die Zellen eines Lebewesens zu sehen und sie kraft seines Willens umzubilden. Der Schutzschirm hat ihn nicht daran hindern können.«
    »Sehr unwahrscheinlich.«
    »Soll es aber geben. Ich kann dir die Referenzdaten geben, dann kannst du es überprüfen.«
    »Ich glaube dir auch so.«
    »Eine Eigenart mit gewissen Möglichkeiten, deshalb haben wir sie auch verzeichnet. Die Parafähigkeit der Metabio-Gruppierung kann durchaus positiv wirken und Krankheiten heilen. Die Kehrseite ist natürlich, dass sie Zellen auch negativ beeinflussen und als Waffe eingesetzt werden kann.«
    »Jedenfalls habe ich versagt. Schon wieder.«
    Der kleine Mann blieb stehen. »Du kannst nicht gewinnen«, sagte er. »Du kannst lediglich daran arbeiten, deinen Instinkt zu schärfen, dich auf dein Bauchgefühl zu verlassen. Aber du kannst dir nie völlig sicher sein. Wenn du dich nicht als Mordmaschine betätigen willst, wirst du gewisse Risiken eingehen müssen. Du kannst sie minimieren, aber niemals ganz ausschließen.«
    Diese Worte waren für Anaree kein Trost. Auch wenn die Morgenschwester die Ereignisse auf der Bühnenplattform mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte, machte sie sich Vorwürfe.
    Ein Lob hatte sie gar nicht erwartet. Zwar hatte sie die Herrin des Tagvolks vor einem starken Gegner gerettet, der über schier unerklärliche Fähigkeiten verfügte, doch das war ihre Aufgabe gewesen. Ihr machte vielmehr zu schaffen, dass sie zu spät reagiert hatte und Commo'Dyr Baltus Dreiklang und seine Leute deshalb gestorben waren.
    Es ist auch eine Frage des Willens.
    Der Gedanke war plötzlich da. Wie damals, als sie überlegt hatte, ob sie auf den Baum klettern, das Sternjuwel berühren sollte.
    Aber er war noch immer von Belang, vielleicht sogar mehr denn je.
    Bestimmte sie wirklich über ihr Schicksal, oder bestimmten andere darüber? War sie die Herrin über ihren Willen oder nicht?
    Hätte sie Commo'Dyr Dreiklang nicht retten müssen? Ganz gleich, was die Morgenschwester ihr befohlen hatte?
    Sie hatte oft darüber nachgedacht, und mittlerweile war sie zum Schluss gekommen, dass es ihr einfach nicht möglich gewesen war, Dreiklang und die anderen zu retten. Sie hatte nichts tun können, warum auch immer.
    Mit einiger Anstrengung schüttelte Anaree die düsteren Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf M'ian Mor.
    Der kleine Mann betrachtete sie eindringlich und räusperte sich schließlich. »Schluss für den Augenblick!«, sagte er. »Wir machen morgen mit den Entscheidungsfindungen weiter.«
    Die Entscheidungsfindungen ... Anarees Ausbildung hatte nach dem Einsatz auf der Bühnenplattform an Härte zugenommen.
    M'ian Mor forderte ununterbrochen Höchstleistungen, hatte das Training aber deutlich anders akzentuiert. Nun erzeugte er unablässig künstliche Umgebungen, vielleicht Holos, vielleicht wirklich andere Welten, in die er sie versetzte und immer wieder in Lagen brachte, in denen sie Entscheidungen treffen musste. In denen sie blitzschnell reagieren musste, um die Morgenschwester zu retten.
    Traf sie eine falsche Entscheidung, starb die Morgenschwester – genau wie wenn sie durch vorschnelles Handeln eine Situation hervorrief, die nicht in deren Sinne war.
    M'ian Mor führte ihr genüsslich die Bedeutung dieser Fehlentscheidungen vor. Sie tötete vorschnell einen insektoiden Barmu, weil sie ihn für eine Bedrohung für die Morgenschwester hielt, doch er war ein begnadeter Wissenschaftler, der für die Kosmokraten

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