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PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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nachvollziehen.«
    ES, dachte Anaree. Was für ein seltsamer Name. Wer oder was ist ES?
    »Und ich habe dir gesagt«, sagte die Morgenschwester, »dass ich den Kosmokraten keine große Liebe entgegenbringe. Ich wurde von ihnen in den Dienst gezwungen. Ich war nichts weiter als ein Tribut für sie, eine Gegenleistung für ihre Bereitschaft, die Friedensfahrer nicht weiter zu behelligen.«
    »Aber du hast dich freiwillig dazu bereit erklärt.«
    Die Morgenschwester zuckte die Achseln. »Und das Kommando über das Raumschiff LEUCHTKRAFT übernommen. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    Anaree verstand nicht, worum es bei dem Gespräch ging, doch ihr war klar, dass es von beträchtlicher Bedeutung sein musste. Gespannt lauschte sie.
    Der alte Mann setzte sich stöhnend aufrecht. »Ich hasse diesen Körper«, sagte er. Die Luft um ihn herum flimmerte mit tausend winzigen Sternen, und als sie wieder erloschen, hatte sein Aussehen sich verändert. Er war noch ein und derselbe, aber er war wieder jung. Seine Gestalt war nun hochgewachsen, von schlanker, fast schon hagerer Statur. Die Augen waren dunkelblau, das Haar rotblond.
    Er reckte sich und lächelte. »Wollen wir es wirklich wagen? QIN SHI bietet uns gute Möglichkeiten, ist aber zum Untergang verurteilt. Eine parasitäre und damit negative Superintelligenz ... Normalerweise würde ich sie nicht einmal mit der Kneifzange anfassen. Vielleicht gelingt es ihr ja, Escalian zu erobern. Aber dann ...?«
    »Wir wollen nur QIN SHIS Idee für uns nutzen«, sagte die Morgenschwester. »Vielleicht können wir den Hohen Mächten ja auf diese Art und Weise zeigen, dass wir nicht ihre willigen Erfüllungsgehilfen sind ...«
    »Aber es fehlt so viel«, sagte der Mann. »Denk doch nur an all die Bestandteile. Das BOTNETZ, das Okular, der Anzug, der Zell...«
    »Dann besorgen wir es uns!«, unterbrach die Morgenschwester ihn enthusiastisch. »Vielleicht ist dieser Sholoubwa eine Alternative. Er scheint kein Kosmokratenknecht zu sein ...«
    In diesem Augenblick gab der Sternsaphir Alarm. Er hatte bemerkt, dass M'ian Mor zurückkehrte, und Anaree informiert.
    Hatte der Zwergandroide registriert, dass sie ihre Ausbildung unterbrochen hatte und verschwunden war? Dann steckte sie in gewaltigen Schwierigkeiten.
    Anaree hätte das Gespräch gern weiter belauscht, doch ihr blieb keine Wahl. Sie rotierte zum Ultradim-Fenster und kehrte sofort in den Übungsraum zurück.
    Nur Sekunden später tauchte M'ian Mor darin auf. Er musterte Anaree misstrauisch. »Was hast du getan?«
    Ihr Herz blieb fast stehen. »Was soll ich getan haben?«, antwortete sie, kühl, wie sie hoffte, doch sie befürchtete, dass schon ihr angespannter Tonfall sie verriet.
    »Jedenfalls nicht trainiert. Du bist nicht außer Atem, dein Gesicht ist nicht gerötet, ich sehe kein Tröpfchen Schweiß an dir ...«
    Sie lachte leise auf. »Offensichtlich beherrsche ich das Kampfkokon-Gespinst mittlerweile so perfekt, dass nicht einmal du mir noch etwas ansiehst.«
    Der Zwergandroide schnaubte. »Hochmut kommt vor dem Fall. Und jetzt mach weiter. Ich will deine Sforza sehen.«
    Anaree griff nach dem Degen und aktivierte den Holo-Gegner. Aber sie führte die Übungen nachlässig und unkonzentriert aus.
    Sie dachte unentwegt darüber nach, ob M'ian Mor sich mit dieser Erklärung wirklich zufriedengab oder doch Verdacht geschöpft hatte.
     
    *
     
    Die Zeit hatte keine Bedeutung für Anaree. Mal wurden Tage zu Jahren, dann wieder Jahre zu Stunden. War eine Woche vergangen, seit sie ihren letzten Auftrag ausgeführt hatte, ein Jahr, hundert Jahre? Sie wusste es nicht.
    Sie perfektionierte ihre Ausbildung.
    Sie kam kaum mehr ins Dorf, konnte sich nur selten der Untersuchung des Juwels widmen. Aber Zeit verging, falls es an Bord der LEUCHTKRAFT überhaupt Zeit gab. Und bestimmte Ereignisse definierten für Anaree den Verlauf der Zeit.
    Etwa die zweite Begegnung mit dem kleinen, pechschwarzen Vogel, diesmal in einer anderen idyllischen Flusslandschaft, deren Atmosphäre von einem beständigen Geruch nach Zwiebeln und Pfeffer erfüllt war.
    Anaree hatte sich über das Tier informiert: Es war ein Lamuuni, ein Geschöpf, das ursprünglich aus einer Galaxis namens DaGlausch stammte. Der Lamuuni hatte eine seltsame Fähigkeit, die als Niveauteleportation bezeichnet wurde. Er konnte von einem Energieniveau auf ein anderes wechseln. So war es ihm auch möglich gewesen, bei ihrer ersten Begegnung einfach zu verschwinden.
    Lamuuni konnten

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