Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
Vom Netzwerk:
atmete mehrmals ruhig ein und aus. Die Spiralgalaxien auf ihrem Kleid rotierten.
    »DAN!«, befahl sie mit völlig ruhiger Stimme. »Zerstöre die Plattform! Tafalla hatte die Chance, sein Werk zu retten. Aber er hat sie verspielt! Als Nächstes werden wir vorsichtshalber den verstärkenden Kristallplaneten auslöschen. Dann erst töten wir Tafalla selbst.«
    In diesem Moment flimmerte die Luft vor der Morgenschwester. Ein schwarzer Riss öffnete sich, aus dem eine metallen schimmernde Masse floss.
    »DAN!«, rief die Göttin mit ihrer hohen Stimme. »Was ist das?«
    »Eine genaue Analyse ist mir nicht möglich.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich ebenfalls ein Beauftragter der Hohen Mächte bin«, erklang eine dröhnende Stimme aus dem Innern der Masse.
    Sie bewegte sich unaufhörlich, glich einem schwebenden Quecksilberbauch, aus dem sich ein Ungeborenes befreien wollte.
    »Identifiziere dich!«, befahl die Morgenschwester. Sie stand hoch aufgerichtet vor ihrem Kommandosessel. Die Haare wehten in Zeitlupe.
    Anaree richtete den Blick den fliegenden Metallbatzen.
    »Ich bin Sholoubwa, der Konstrukteur!«, rief die mächtige Stimme.
    »Weshalb erscheinst du in meinem Schiff?«
    Anaree schaute atemlos von der Morgenschwester zu dem schwebenden Wesen – oder dessen räumlicher Abbildung.
    »Der Kristallplanet und die von ihm kontrollierte Ultradimperforation werden für ein Projekt der Hohen Mächte gebraucht! Sie dürfen keinesfalls in Mitleidenschaft gezogen werden!«
    »Woher weißt du, dass ich den Planeten zerstören wollte?«
    »Ich weiß es!«, kam es dröhnend aus dem silberfarbenen Klumpen.
    »Wie stehst du zu der Entität Tafalla?«
    »Tafalla geht mich nichts an. Verfahre mit ihm, wie es dir beliebt – solange der Kristallplanet nicht in Mitleidenschaft gezogen wird!«
    Der tiefschwarze Riss tat sich erneut auf. Die silberne Masse zerfloss und verschwand durch den Riss.
    Zurück blieb eine unsichere Morgenschwester. Langsam ließ sie sich in ihren Sessel sinken. Minuten vergingen, in denen sie bewegungslos dasaß, den Blick in unbestimmte Fernen gerichtet.
    »DAN«, sagte sie dann. »Wir verlassen dieses System!«
    »Unverrichteter Dinge?«, fragte die Stimme des Bordrechners.
    »Ich habe die Zukunft gesehen«, antwortete die Morgenschwester nach einigem Zögern. »Mein Auftrag wird sich erfüllen. Nicht ich, sondern ein Werkzeug von mir wird diese Aufgabe übernehmen.«
    Sie ließ sich tief in das Polster des Sessels sinken.
    Die LEUCHTKRAFT nahm Fahrt auf.
    Die Göttin des Tagvolks saß noch lange da und betrachtete die Holos, auf denen die Bühnenplattform immer kleiner zu werden schien.
    Anaree wartete lange, bis sie es wagte, sie anzusprechen. »Herrin?«, sagte sie über ihre interne Kommunikation, die niemand verfolgen konnte.
    Müde und erschöpft drehte die Morgenschwester sich zu ihr um. »Ja, kleine Anaree?«
    »Was ist auf der Bühne geschehen, Herrin? Wieso hast du mir keine Anweisung gegeben? Ich hätte den Tod der Zwergandroiden verhindern können.«
    »Die Zwergandroiden ...« Die Göttin des Tagvolks seufzte. »Ich habe dort mehrere Visionen der Zukunft gesehen. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet.«
    Anaree schwieg. Was hätte sie auch darauf erwidern können?

6.
    Der Chronist
     
    »Und ... Entscheidung!«
    Die Lage war unübersichtlich wie immer in letzter Zeit, doch Anaree musste sie schnell erfassen. Angriff oder kein Angriff, das war hier die Frage.
    Die Morgenschwester trug einen Kampfanzug, der sie praktisch unangreifbar machte, ein wahres Schmuckstück aus den unergründlichen Depots der LEUCHTKRAFT. Sie war von einem Kordon von Zwergandroiden umgeben, und nur ein möglicher Widersacher befand sich in dem hohen, hell beleuchteten Maschinenraum des unbekannten Schiffs, in den sie gerade vorstießen.
    Überdies wirkte ihr Gegenüber alles andere als bedrohlich. Es war ein putziges, nur einen Meter langes und einen halben Meter hohes Geschöpf mit rundem, freundlichem Gesicht, großen Kinderaugen und einem strahlend weißen Pelz, der die Unschuld an sich verkörperte. Es robbte auf dem Bauch und bewegte sich auf dem metallenen Boden erstaunlich flink, schien aber eigentlich für ein Leben im Wasser geschaffen zu sein.
    Solch ein Wesen musste man einfach mögen.
    Zu dick aufgetragen, dachte Anaree. So dick, dass es schon wieder deutlich überzogen ist. Nein, diesmal nicht.
    Sie entschied sich dafür, sich mit dem Kampfkokon nicht über das Wesen zu stülpen und es

Weitere Kostenlose Bücher