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PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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nicht sprechen. Die Kommunikation mit Lamuuni beschränkte sich auf einen nicht allzu präzisen Austausch von Gedankenbildern, eine seltsame nonverbale, halb mentale Form der Kommunikation, die nie von ihm, sondern immer von dem anderen ausging.
     



 
    Daher versuchte Anaree, ihn mit ihrem Geist zu erreichen. Der Vogel flatterte um sie herum, schien erneut in Erwägung zu ziehen, sich auf ihre Schulter zu setzen, flatterte dann jedoch wieder hoch. Aber Anaree empfing tatsächlich ein Bild von ihm.
    Ein sehr seltsames Bild. Es zeigte sie, wie sie aus dem Hyperkokon taumelte und geradezu zerfloss. Nicht einmal Knochen blieben von ihr übrig.
    Dann verschwand der Vogel wieder.
    Anaree konnte tagelang nicht richtig schlafen, nachdem sie diese schreckliche Impression gesehen hatte.
    Oft handelte sie im Auftrag der Morgenschwester. Sie war dabei, als zwei fremde Humanoide die LEUCHTKRAFT betraten. Sie überwachte und beschattete sie dort fast pausenlos, ohne dass sie etwas davon bemerkten. Der eine war ein zwei Meter großer, sehr hagerer Mann mit dunklem Haar, der außer seiner eigenen eine weitere, sehr seltsame Haut trug. Der andere war fast genauso groß, aber seine Schultern waren viel, viel breiter, sein Körper viel stämmiger. Seine Haut war olivfarben, sein Kopf war kahl, und er hatte künstliche Augen.
    Sie beobachtete, wie der hagere Dunkelhaarige eine Burg aus schwarzem Gestein betrat und in einen Saal gelangte, in dem humanoide, katzenartige und grobe, schwerfällige Wesen mit seinem eigenen Doppelgänger tafelten. Diese parareale Ausgabe seiner selbst trug eine Plastikmaske, die einen seltsamen Klumpen auf ihrem Gesicht verdeckte, der schließlich unter Zwang auf das Gesicht des anderen wechselte.
    Anaree griff dabei nicht ein. Die Morgenschwester hatte sie darauf vorbereitet, dass es so kommen würde und in ihrem Sinne sei.
    Aber sie griff ein, als der stämmige, kahlköpfige Humanoide den Ausflugsdampfer SCHUBKRAFT betrat, dort bei einem primitiven Spiel betrogen und anschließend durch eine Falltür in den Fluss geworfen wurde. Sie half ihm aus dem Wasser. Dabei stellte sie fest, dass er sehr schwer für einen Humanoiden seiner Größe war, viel schwerer, als sie erwartet hatte. Doch sie rettete ihm das Leben, ohne dass er etwas davon mitbekam.
    Auch das war im Sinne der Morgenschwester und geschah auf ihr Geheiß.
    Es gab viele weitere solcher Ereignisse, die immer wieder den monotonen Verlauf der Zeit unterbrachen und gewisse Höhepunkte in Anarees Leben bildeten. Aber sie alle verblassten, wurden zu austauschbaren, fadenscheinigen Erinnerungen.
    Wichtig war nur Anarees Ausbildung.
    Und die Ausflüge, die sie immer häufiger an Bord der LEUCHTKRAFT unternahm.
    Ausflüge, die sie manchmal in unliebsame Situationen, wenn nicht sogar in Gefahr brachten.

7.
    Der Rechner
     
    Anaree wusste nicht, wonach genau sie auf der Suche war, als sie irgendwann wieder auf Erkundung durch die LEUCHTKRAFT ging. Vielleicht suchte sie gar nichts Bestimmtes, genoss nur die neue Freiheit, die die perfekte Beherrschung des Kampfkokon-Gespinsts ihr gab. Sie verstand sich nun so gut darauf, die tödliche Waffe zu bedienen, dass es ihr immer öfter gelang, sich der Aufmerksamkeit ihres Ausbilders zu entziehen.
    Vielleicht wusste M'ian Mor sogar – oder ahnte zumindest –, dass sie solche Streifzüge unternahm. Vielleicht empfand er sogar einen gewissen Stolz darüber, dass sie ihm manchmal ein Schnippchen schlug.
    Anaree wusste nicht, wie lange sie unterwegs war und wo genau sie sich jeweils befand. Zeit und Raum hatten an Bord der LEUCHTKRAFT keine Bedeutung, was sie immer dann ganz deutlich wahrnahm, wenn sie in einen Bereich des Schiffes vordrang, in dem sie nie zuvor gewesen war.
    Was für praktisch alle Bereiche des Schiffes galt. So groß war die LEUCHTKRAFT.
    Dennoch war sie stets auf der Hut, wenn sie allein unterwegs war, stets bereit, sich trotz des nahezu perfekten Tarnmodus des Gespinsts sofort zurückzuziehen, wenn ihr etwas seltsam vorkam.
    Der Morgenschwester standen Mittel zu Gebote, von denen Anaree sich nicht die geringste Vorstellung machen konnte, und sie wollte unbedingt vermeiden, von ihr oder einem ihrer Bediensteten auf frischer Tat ertappt zu werden.
    Daher war ihre Überraschung gewaltig, als plötzlich eine flimmernde Gestalt vor ihr auftauchte. Ihre Konturen waren unscharf, verschwommen, erinnerten Anaree an die eines defekten Holos. Es war die eines Humanoiden, erkannte sie, den sie allerdings

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