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PR 2661 – Anaree

PR 2661 – Anaree

Titel: PR 2661 – Anaree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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sie das BOTNETZ etwa gar nicht bergen?
    Die Göttin des Tagvolks legte die Fibel einfach auf den Boden. Dann erzeugte sie wieder ein Ultradim-Fenster. Wie zuvor schien es ihr Probleme zu bereiten, es zu justieren, als funktioniere die Technik der LEUCHTKRAFT in dieser Umgebung nicht einwandfrei.
    »Du kannst das BOTNETZ nicht sehen, Anaree«, sagte sie versonnen, »doch es ist hier. Wieso dem so ist, muss dich nicht interessieren. Nichts muss dich noch interessieren.«
    Anaree spürte, wie ein kalter Schrecken nach ihr Griff. »Herrin ...?«
    »Wenn ich das BOTNETZ nun berge«, fuhr die Morgenschwester fort, »bekommen es meine Herren, die Kosmokraten, und es ist für uns unrettbar verloren. Sobald es sich erst einmal an Bord der LEUCHTKRAFT befindet, kommen wir nicht mehr an das BOTNETZ heran. Und das darf nicht geschehen.«
    Anaree fragte nicht, wer mit uns und wir gemeint war. Samburi Yura würde ihr sowieso keine Auskunft geben. Sie vermutete, dass es sich dabei um sie und den Humanoiden handelte, den die Morgenschwester an Bord der LEUCHTKRAFT getroffen hatte. Und wahrscheinlich auch mehrmals außerhalb des Schiffes, als sie es verlassen hatte. Dieser Delorian.
    »Außerdem muss ich dafür sorgen, dass er mich findet. Ich brauche ihn.«
    »Wen?«
    »Alaska Saedelaere.«
    Dieser Name sagte Anaree etwas. Das war doch der hagere, dunkelhaarige Humanoide, der an Bord der LEUCHTKRAFT einen Gesichtsklumpen erhalten hatte. Sie hatte ihn überwacht, ihn und diesen Kahlkopf, der in den Fluss gefallen war ... Monkey!
    »Deshalb habe ich auch dir eine Aufzeichnung mit meiner Bitte um Hilfe und den Koordinaten gegeben. Vielleicht geht er den anderen Weg. Den über QIN SHI. Wer weiß, was die Besatzung der LEUCHTKRAFT herausgefunden hat, bevor sie ihn holt ...«
    Anaree konnte sich keinen Reim auf diese Worte machen. Hingen sie mit dem Vorfall auf der Bühnenplattform zusammen, bei dem die Morgenschwester angeblich die Zukunft gesehen hatte? Unternahm sie nun alles, um das damals Gesehene Realität werden zu lassen? Wo blieb dabei der freie Wille?
    Gespannt wartete die Morgenschwester ab.
    Worauf?, dachte Anaree. Dass QIN SHI erschien? Sollte sie ihn im Kampf besiegen?
    »Hast du dich einmal gefragt, warum ich dich mit meinem Aussehen geschaffen habe?« Die Morgenschwester sah zu ihr. »Alles hat seinen Grund. Es ist möglich, sogar wahrscheinlich, dass QIN SHI mich kennt. Deshalb wirst du nun meine Rolle einnehmen, arme Anaree.«
    Wieso nennt sie mich arme Anaree?
    »Deine Rolle?«
    »QIN SHI soll glauben, dass er nicht nur das BOTNETZ, sondern auch mich geraubt hat. Damit er Ruhe gibt. Davon ausgeht, ein Faustpfand in der Hand zu haben.«
    »Aber er wird doch erkennen, dass ich nicht du bin ...«
    »Nein. Er wird das Hypergespinst nicht überwinden können. Er wird es sicher aufbewahren und unterbringen, aber nicht öffnen können. Doch das wird ihm genügen.«
    Langsam begriff Anaree. Die Morgenschwester wollte sie opfern, Anaree für sich ausgeben.
    Aber da hatte Samburi Yura die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Haphia mochte sich in ihrer überwältigenden Treue für sie geopfert haben, aber Anaree war nicht dazu bereit. »Herrin, ich werde nicht ...«
    Sie hielt inne. Auf den Wänden der BOTNETZ-Station bildeten sich Gesichter, schoben sich aus dem Metall, hoben sich dreidimensional hervor.
    Nein, es war nur ein Gesicht, aber in unendlich vielen Kopien.
    Das Gesicht der Morgenschwester!
    Oder war es ihr eigenes? Schließlich unterschieden sie sich äußerlich nicht voneinander.
    Die Gesichter waren deutlicher akzentuiert, als es in Wirklichkeit der Fall war. Optimiert. Die Züge waren ausgeprägter, willensstärker, bestimmter. In gewisser Weise gleichzeitig aber auch grausamer, schmerzlüsterner, unbarmherziger.
    Anaree sah eine zugleich verklärte und entstellende Version ihrer selbst.
    »QIN SHI ist da!« Die Morgenschwester trat zu dem Ultradim-Fenster. »Er zeigt sein Gesicht! Es ist so weit!«
    »Herrin, ich werde nicht ...«, setzte Anaree an, aber die Morgenschwester unterbrach sie.
    »Du wirst ausharren, bis er dich findet. Das Sternjuwel wird nur auf einen Zellaktivator reagieren, das Hypergespinst wird sich dann öffnen. Aber du wirst nichts verraten können, denn du wirst sterben. Er wird nur den Sternsaphir finden.«
    Er? Wer? QIN SHI? Nein! Dieser Alaska Saedelaere?
    Anaree schrie auf, wollte der Morgenschwester zum Fenster folgen – doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie war wie gelähmt, erstarrt im

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