PR 2661 – Anaree
Hypergespinst-Kampfkokon.
Aber sie gab nicht auf. Sie war nicht gewillt, sich für die Morgenschwester zu opfern, kämpfte gegen den Einfluss an.
»Du armes Ding«, sagte Samburi Yura. »Ich bin eine Beauftragte der Kosmokraten, du nur eine Kämpferin in meinen Diensten. Du bist dazu da, mir zu dienen. Du kannst dich nicht gegen meinen Willen auflehnen. Du wurdest von Anfang an so geschaffen. Du hast keinen freien Willen, von dem du immer wieder träumst. Dir ist es nicht gegeben, dich mir zu widersetzen.«
»Nein ...«, flüsterte Anaree tonlos.
»Du ahnst gar nicht, wie unterlegen du mir bist. Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du ein Sternjuwel entwendet hast? Oder etwas, das du für ein Sternjuwel hältst? Ich habe nicht darauf reagiert, wollte dich nur in Sicherheit wiegen, dich motivieren, noch besser für mich zu kämpfen. Ich habe das Ding übrigens gerade unbrauchbar gemacht.
Und ich habe von Anfang an gewusst, dass du als meine Leibwächterin irgendwann für mich sterben wirst. Erinnerst du dich daran, was ich damals gesagt habe? Du kannst mich nicht verlassen. Du musst dich deinem Schicksal stellen. Irgendwann wird es dich ereilen. Wie, weiß ich noch nicht. Aber es wird geschehen. Irgendwann, in fernster Ferne, in nächster Nähe. Dieser Augenblick ist nun gekommen!«
Die Morgenschwester trat durch das Ultradim-Fenster und verschwand spurlos.
Für Anaree hatte sie kein einziges Wort mehr übrig. Kein einziges.
*
Anaree wurde klar, dass die Morgenschwester offensichtlich über eine noch bessere Tarnung als sie selbst verfügte. Dann verdrängte eine starke mentale Präsenz alle anderen Gedanken.
QIN SHI war da! Und versuchte, Anaree zu unterwerfen.
Anaree kämpfte, setzte alles ein, was sie während ihrer Ausbildung gelernt hatte. Doch es war kein Kampf gegen ein Lebewesen, das sie in den Hyperraum zerren konnte, sondern einer gegen eine Präsenz, wie schon Tafalla eine gewesen war.
Tafalla war ihr entglitten, und QIN SHI entglitt ihr ebenso. Einen Augenblick lang glaubte Anaree, geistig gegen QIN SHI bestehen, ihn zurückschlagen zu können, doch dann wurde sie von ihm niedergerungen.
Sie erhob sich wieder, aber die Lähmung verhinderte, dass sie fliehen konnte.
QIN SHI versuchte nun, das Hypergespinst zu durchdringen, doch es schloss sich immer enger um Anaree.
Das Sternjuwel!, dachte sie verzweifelt. Das Juwel, das Samburi Yura mir gerade gegeben hat! Es ist so mächtig, kann Raum und Zeit erfassen und parallele Wirklichkeiten ... Vielleicht beeinflusste sie der Sternsaphir der Morgenschwester, bewirkte diese Lähmung, diese Hilflosigkeit! Sie ergriff ihn und schleuderte ihn aus dem Hypergespinst, doch als er in den Normalraum stürzte, explodierte er in einem blauweißen Lichtblitz, und alles blieb so, wie es war.
Nun trug sie nur noch den bei sich, den DAN ihr gegeben hatte.
Anaree wurde klar, dass sie den Kampf nicht gewinnen konnte. Sie spürte, wie QIN SHI gegen den Kampfkokon anstürmte, begriff jedoch, dass er ihn nie durchdringen oder gar zerstören konnte.
Ein Patt.
Und Anaree wurde noch etwas klar: Es war keine Frage des freien Willens. Sie hatte von Anfang an keine Wahl gehabt, genauso wenig wie Haphia. Die Morgenschwester hatte sie so ... »konstruiert«, so geschaffen, dass sie auch ihren letzten Befehl befolgen musste. Den Befehl zur Selbstaufgabe.
Sie musste sich für die Morgenschwester opfern, hatte nie eine andere Entscheidung gehabt.
Anaree verlor sämtliche Außenwahrnehmungen. Sämtliche Instrumente des Kokons versagten ihr den Dienst. Sie war gefangen in der Dunkelheit des Hypergespinsts, spürte aber, dass QIN SHI weiterhin versuchte, ihr Gefängnis aufzubrechen.
Irgendwann gab er schließlich auf.
Und Anaree spürte noch etwas anderes. Ihr Körper veränderte sich. Im Kampfkokon begannen ihre Zellen langsam zu verfallen, sich aufzulösen. Das war die einzige Bewegung, die es in dieser Schwärze noch gab.
Es war so geplant ... von Anfang an so geplant!
Anarees letzter Gedanke bot ihr Trost, war fast ein Triumph. Es war ihr gelungen, die Morgenschwester zu überlisten. Das Sternjuwel, das dieser Alaska Saedelaere finden sollte, oder wer auch immer, enthielt all ihre Erinnerungen, all ihre Aufzeichnungen.
Das hatte die Morgenschwester nicht bemerkt. Sie war also nicht unfehlbar.
Anaree hatte sich nicht gegen die Ränkespiele der Morgenschwester zur Wehr setzen können, aber der unbekannte Fremde war nun gewarnt – sollte er das
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