PR 2663 – Der Anker-Planet
nehmen.«
Rhodan nickte. Genau darauf hatte er abgezielt. »Ich werde uns in die Anomalie steuern, falls – besser: sobald – die Strukturriss-Hülle tatsächlich bricht. Du, Mikru, wirst meinen Kurs notfalls korrigieren und als Sicherheitsschaltung fungieren – oberste Priorität liegt darin, der Blitzwelle auszuweichen. In diesem Fall ordne ich mich dir unter und übertrage dir hiermit klar die Oberhoheit. Unsere Steuerimpulse werden nach wie vor an Ennerhahls Lichtzelle weitergeleitet und von dieser ohne Verzögerung umgesetzt.«
»Wenn Quistus hier wäre ...«, begann Mikru.
»Keiner konnte damit rechnen, dass wir in eine solche Situation kommen. Und bei Regius ist er gut aufgehoben, solange wir unterwegs sind.« Ohne ein weiteres Wort übernahm Rhodan die Steuerung des Schiffes und beobachtete. Gewiss, der Iothone hätte mit seinen Parasinnen vielleicht noch mehr leisten können, aber derlei müßige Überlegungen nutzten momentan niemandem etwas.
Schiffe der Quolnäer Keretzen und der Xylthen explodierten. Die Orter erfassten die tödliche hyperphysikalische Frequenz der Blitzwelle; MIKRU-JON flog weit genug entfernt, um nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden wie auch die Masse der übrigen Raumer.
»Die Welle verebbt viel schneller als erwartet«, rief Nemo Partijan. »Sie wird absorbiert von den Strukturrissen der Anomalie und dem Viibad-Hypersturm. Das ganze System kollabiert! Eine Katastrophe!« Der Quintadim-Topologe grinste. »Die wir selbstverständlich eiskalt ausnutzen werden.«
Rhodan entdeckte eine gigantische Bresche in der Strukturrissblase. Mehr und mehr von der Hülle verschwand unter einem Gewitter aus Lichtblitzen wie von tausend winzigen Supernovae.
Danach herrschte absolute Dunkelheit. Ein chaotischer Materiestrom bildete sich, ein wirbelndes Chaos.
»Perry! Schnell! Die Hülle wird sich bald wieder schließen!«
Als Nemo Partijan diese Worte durch die Zentrale schrie, jagte der Terraner MIKRU-JON bereits ihrem Ziel entgegen. Er vertraute auf Mikru, die im Notfall das Schiff von den Ausläufern der erlöschenden Blitzwelle fernhalten würde.
Er flog einen rasenden Kurs an den Trümmerwolken der zerstörten Raumer vorüber. Direkt vor ihnen kollidierten Xylthen mit einem Keretzen-Schwingenraumer. Er riss MIKRU-JON herum, das Material des Schiffs ächzte protestierend.
Im nächsten Augenblick passierte MIKRU-JON ein Chaos aus Strukturrissen, die von allen Seiten auf sie zurasten und sich hinter dem Raumer wieder vereinten. Die Hülle schloss sich, aber der Einflug in die Anomalie war gelungen.
Um sie herum herrschte völlige Ruhe.
Es gab nur zwei Dinge: Die RADONJU und QIN SHIS Anker.
7.
Im Shikaqin
Etwas ist anders. Ich fühle es, aber ehe ich es begreifen kann, zerfalle ich und löse mich auf.
Mit kristalllebendigen Augen schauen wir in die Ferne, in der es irrlichtert.
Ich hörte eine Melodie, als mein Bewusstsein erlosch, weil die Weltengeißel es fraß. – Ich operierte einen Kranken. – Und ich saß in der Schule.
Shikaqin verzichtete auf den üblichen Weg, denn mit einem Mal drängte die Zeit in der ewigen Traurigkeit und Eintönigkeit. Der Planet bildete kein flüchtiges Gesicht aus, sondern konzentrierte sich auf ein einzelnes Auge, das wenigstens für einige Momente stabil blieb.
Damit sah Shikaqin in den fernen Himmel. Er brannte. Dahinter öffnete sich eine Weite, an die sich die vielen Splitter zwar erinnerten, aber Shikaqin hatte sie nie gesehen. Dies war das Weltall. Die Sterne. Der Normalraum. Die Galaxis Chanda.
Flammen loderten in diesem Fenster, während es sich schloss. Risse aus grellem Licht zuckten durch die Ränder des Universums, das Shikaqin bis zu diesem Augenblick gekannt hatte.
Blitzartig schälte sich eines der Gesichter ab, ohne vorher körperliche Gestalt anzunehmen. Es durcheilte die Anomalie, wollte zu dem Fenster. Ein Raumschiff schnellte hindurch, ehe es sich schloss.
Es hieß MIKRU-JON.
Hör mich, MIKRU-JON!
Und das, was bei der RADONJU nie gelungen war, geschah: MIKRU-JON hörte.
Oder doch zumindest ein Wesen in diesem obeliskenartigen Raumer. Eines, das lebte und sich nicht nur an den Tod erinnerte wie all die Splitter, die das Shikaqin bildeten.
Ich fraß Insekten, als ich starb. – Ich war auf der Suche nach Drogen, um dem Schmerz zu entfliehen. – Und ich träumte von meinem Geliebten.
*
Etwas drückte auf Perry Rhodans Bewusstsein. Er hörte, wie Mondra neben ihm ächzte. Er wandte sich um, wollte sie
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