PR 2663 – Der Anker-Planet
ansehen, doch er konnte sich nicht orientieren und blickte an ihr vorbei in Nemo Partijans Gesicht. Die Mundwinkel des Quintadim-Topologen zuckten, er presste die Augen zu und massierte sich den Hinterkopf, als könne er den mentalen Druck so verscheuchen.
Natürlich gelang es ihm so wenig wie Rhodan, der gebannt auf das Ortungsbild der RADONJU schaute. Doch Kaowen und die anderen Xylthen nahmen den Eindringling nicht wahr; die Tarnung der Lichtzelle, in die MIKRU-JON nach wie vor eingeschleust war, funktionierte tadellos und verhinderte eine Entdeckung.
Vor der geistigen Belastung, die von dem unscheinbaren Planeten im Zentrum der Anomalie ausging, vermochten sie allerdings weder diese Tarnung noch die Schutzschirme der Lichtzelle oder MIKRU-JONS zu isolieren.
Rhodans Blick wanderte durch die Zentrale.
Wo war Gucky?
Ihn als Telepathen und Multimutanten musste eine solche Ausstrahlung besonders hart treffen. In dieser Hinsicht befand sich der Kleine klar im Nachteil. Falls es ihn nicht zu sehr belastete, bestand allerdings die Chance, dass der Mausbiber mehr über den Planeten und QIN SHIS Anker espern konnte.
Aber Rhodan entdeckte Gucky nirgends.
Wie war es möglich, dass der Kleine ...
Die Gedanken des Terraners stockten. Er hatte den Mausbiber gefunden. Gucky klebte förmlich mit dem Rücken an der Decke der Zentrale. Das Fell sträubte sich, das Kinn hing herab, die weit aufgerissenen Augen starrten blicklos in die Tiefe wie alte Glasmurmeln.
Außerhalb des Seins und der Zeit
Gucky, denkt er. Mein ... mein Name ist ... ist Gucky.
Ich
bin Shikaqin.
Du kannst
uns
tatsäch
lich
hören?
Die Stimme ist nicht nur eine, sondern viele. Sie kommt von überall her, und Gucky hört sie nicht im eigentlichen Sinn, sondern nimmt sie nur mit den telepathischen Sinnen wahr. Sie packt ihn und reißt ihn hinweg.
Der Mausbiber versucht ihren Ursprung zu finden, doch von allen Seiten glänzt nur lichtlose Schwärze.
Sie glänzt?
Wie ist das möglich?
Er sieht genauer hin. Etwas schimmert, hier und dort. Es sind Gesichter. Die knöchernen Antlitze von Oracca. Oder Oraccameo?
Ich
bin
Shikaqin, denkt die Stimme, die viele ist, erneut. Wir
sind einer und
doch
viele.
Das letzte Wort hallt von allen Seiten auf den Mausbiber ein. Du bist einsam. Obwohl du nicht allein bist.
Doch, das
bin ich, denn
wenn ich einen anderen finde, sterben wir, so,
wie wir
immer sterben. Je
derzeit.
Gucky fühlt solche Traurigkeit, dass es ihn im Innersten anrührt. Ich bin auch einsam, denkt er. Denn ich bin der letzte Ilt, den es in diesem Universum gibt. Ich habe so lange nach anderen gesucht, die so sind wie ich.
Aber du bist nicht
tot.
Nein, gibt er zu, das nicht. Sag mir, wer du bist.
Die Gedanken des Planeten – wirklich des Planeten? – kommen nun flüssiger, sie strömen hinaus und in Gucky, als hätten sie äonenlang darauf gewartet. Ich bin viele von denen, die starben, als die Weltengeißel kam. Wir alle wurden von QIN SHI gefressen. Jetzt sind wir der Planet Shikaqin, wir leben und doch nicht, weil wir jederzeit sterben und vergehen und unsere Gedanken an den Tod nicht erlöschen können, sosehr wir uns auch danach sehnen.
Vor Gucky hängt ein Gesicht in der Dunkelheit, so deutlich, als würde er tatsächlich einem Oraccameo gegenüberstehen.
Du bist der Anker der Superintelligenz?
Er erhält zwei Antworten gleichzeitig: Das bin ich. – Das sind wir. Aber nicht nur wir.
Wer noch?
QIN SHI. Ein Hauch der Superintelligenz, der denkt und fühlt wie sie. Der Hauch ist bei deinem Feind auf dem Schiff namens RADONJU, das wir auch riefen, das uns aber nicht hörte. Wir sind anders. Wir sind die Reste derer, die wir einst waren, und wir wollen nicht länger sterben! Wir leiden seit einer Ewigkeit. Seit zahllos vielen Ewigkeiten, jeder allein und alle zusammen. Hilf uns!
Wir kann ich dir helfen?
Beende
unsere
Einsamkeit.
Aber wie?
Erlöse uns.
Wie?, wiederholt Gucky verzweifelt.
Töte uns.
Das Gesicht verblasst, die Schwärze verschwindet. Als Letztes starrt der Mausbiber noch in die verblassenden, verdorrten Augen, dann schält sich Perry Rhodan in seine Wahrnehmung. Der Terraner schaut zu ihm auf.
Zu ihm auf?
Aber wieso ...
Gucky schreit.
*
Gucky schrie.
Es schien, als würde er plötzlich den Halt an der Decke der Zentrale verlieren. Das Gesicht verzog sich vor Verwirrung, und der kleine, pelzige Körper stürzte ab.
Perry Rhodan sprang vor und fing den Mausbiber auf.
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