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PR 2672 – Kosmische Agonie

PR 2672 – Kosmische Agonie

Titel: PR 2672 – Kosmische Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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wie wir, fühlten ebenso die Freude und den Schmerz, das Glück und die Enttäuschung.«
    Unter seinem forschenden Blick biss Shanda sich auf die Unterlippe und drehte den Kopf zur Seite. Sie beobachtete, wie die Erde unter ihnen wegfiel, hinein in die endlose Schwärze des sternenlosen Alls.
    »Wie geht es Shamsur Routh?«, fragte sie.
    Der Journalist war über ein Transitparkett zum Weltenkranz-System gelangt und mit Chourtaird in der ANÄIRY zurückgekehrt. Shanda und Bull hatten die beiden nach ihrer Landung auf dem Uranus-Mond Umbriel samt Schiff geborgen und ins Kastell gebracht. Allerdings hatte Rouths Geist stark gelitten, ohne dass jemand einen Grund kannte.
    »Ich habe keine neuen Nachrichten über ihn«, antwortete Bully. »Insofern gehe ich davon aus, dass die Prognose unverändert schlecht ist. Und wie geht es dir?«
    Shanda stieß den Atem aus. Die eine Frage, die sie nicht hatte hören wollen.
    »Geht schon«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen. »Alles normal.«
    »Und Rence Ebion? Was treibt er?«
    »Ist im TIPI beschäftigt. Zu viel zu tun, um nach Hause zu kommen.«
    »Und das ist normal?«
    Sie hatte eine scharfe Bemerkung auf den Lippen, als sie den Kopf drehte, doch als sie in Bullys Gesicht blickte, sah sie wieder den Mann, der sie am liebsten vor sich selbst geschützt hätte, oben auf der AMATERASU. Der sie nicht erneut eintauchen lassen wollte, aber es musste. Der ihre Entscheidung respektiert hatte und es vermutlich auch dann getan hätte, wenn sie anders ausgefallen wäre.
    Mit einem Seufzen streckte sie die Waffen. »Wir haben gestritten«, gab sie zu. »Gestern Abend.«
    Wie schmerzlich es gewesen war. Ah, findet die Dame sich auch einmal wieder zu Hause ein. Welcher Ehre habe ich das denn zu verdanken? Der spöttische Tonfall, der Blick. Es hatte direkt in ihr Herz gestochen. Sie hatte von ihrer Nachricht angefangen und dass ja er sich nicht gemeldet hatte – aber wie und wo denn bitte auch? Seit deiner Reise zur Sonne warst du entweder unauffindbar oder unabkömmlich!
    Sie hatte von Verantwortung geredet, von Pflichten, die sie als Mutantin hatte. Und die Pflichten gegenüber den Freunden? Der Familie? War denn wirklich nie Zeit für ein kleines Wort, dass du noch lebst, oder einen kurzen Besuch, während du in Terrania warst? Oder schläft es sich in Raumschiffen und der Residenz so viel besser als hier bei mir? Ist es das, was du mir damit sagen willst? Das kannst du auch in Worten tun.
    Am Ende hatte er ein paar Sachen gegriffen und war gegangen. Einfach so. Hatte sie allein in der Wohnung zurückgelassen, die sie gemeinsam ausgesucht und zu ihrem Nest gemacht hatten. Und sie hatte sich abwechselnd die Augen aus dem Kopf geweint und versucht zu schlafen. Bis die Träume sie weckten, in denen sie sich entweder wieder mit Rence stritt oder er unerreichbar fern war.
    Bully hatte recht. Sie hatte die Gelegenheit nur zu gerne ergriffen, aus der leeren Wohnung zu fliehen.
    »Ich kann nicht so tun, als wäre ich irgendein normaler Mensch, der nichts Besonderes beitragen könnte«, sagte sie. »Mit so einer Gabe hat man zugleich die Pflicht, ihr einen Sinn zu geben. Und Rence versteht einfach nicht, wie wichtig mir das ist. Dabei hat er es doch ebenso getan, hat sich sogar fast umgebracht dabei, als es um alles ging! Aber irgendwo hat er wiederum recht – muss es nicht Wege geben, diese Pflichten zu erfüllen und trotzdem auch ein eigenes Leben zu leben?«
    Sie sah das leise Lächeln um Bullys Lippen, die doch sonst eher breit grinsten oder lachten, und stockte.
    »Ich kann dir nur die Antwort geben, die ich für mich selbst gefunden habe«, sagte er. »Es gab immer wieder Zeiten, da hat das Geschenk, das ich erhalten habe, gedroht mich zu erdrücken. Was tue ich dann? Ich lasse fünfe grade sein, werfe meine Arbeit auch mal anderen Leuten hin und haue ab zum Goshun-See oder auf eine EXPLORER-Expedition. Möglichst so weit weg, dass nicht mal Gucky mehr hinterherkommt.«
    Shanda blinzelte. »Ja, aber du kannst so was machen. Du hast einen Stab von Leuten ...«
    »Denk einfach daran: Die Welt hat vor dir existiert, und sie wird nach dir existieren. Daher kann es auch mal ohne dich gehen. Mein Vorschlag für dich: Lerne ›Nein‹ sagen. Auch und gerade einem alten Polterer wie mir gegenüber.«
    »Aber ...«
    »Kein ›Aber‹. Ich verlange nicht, dass du ständig ablehnst. Im Gegenteil, ich schätze deine Arbeit sehr. Ich werde jedes einzelne Mal nur ungern darauf verzichten und mich wegen

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