PR 2672 – Kosmische Agonie
Chourtairds Aufmerksamkeit ließ nach. Es schien, als müsste er die ANÄIRY eine Weile gegen einen Druck an ihrer Position halten. Es verging ebenso wie zuvor die Bilder.
Erneut sammelte Chourtaird geduldig Teilchen der Mosaikintelligenz, rief sie zusammen, erklärte, warum er da war. Er sagte nichts über die Terraner, sprach immer nur von wir. Endlich blieben die unzähligen Tröpfchen-Teilchen beisammen, bauten sich weiter auf.
Wie können wir euch helfen?
Es blieb still, als vermieden die Spenta die Verbindung mit dem Sayporaner, während sie unter sich berieten. Dann folgte auf einmal ein Tumult, der wie eine Rückkopplung in Shandas Kopf einschlug. Sie hörte sich selbst aufstöhnen.
Jemand fasste ihre Hand. Sie krallte sich fest, unbewusst getrieben von Angst, der Strom an nur teilgeformten Gedanken müsse sie selbst durch Chourtairds Geist hindurch wegreißen.
Endlich ließ der Lärm nach und formierte sich zu einem Chor.
Wie?, skandierte die aus Hunderten oder Tausenden Teilen zusammengeschmolzene Intelligenz. Wie? Wie? Wie? Wie haben sie es getan?
Das Maß an Ekel, Verachtung und Wut, das auf Chourtairds Geist einprasselte, ließ sie ächzen und die Augen öffnen. Über ihr schwebte Bullys Gesicht. Fragend sah er sie an. Sie schüttelte den Kopf, schloss die Augen wieder, als sie spürte, dass Chourtaird an einer Antwort arbeitete.
Wir finden es heraus, dachte er. Wir finden heraus, was herauszufinden ist, und kommen wieder. Erklärt uns mehr, damit wir wissen, wonach wir suchen müssen ...
Wieder stob der Chor auseinander.
*
Sechs Stunden waren vergangen. Sechs Stunden voller wirrer Bilder, Gedanken und Gefühle. Shanda hatte es nicht einmal bemerkt und es kaum geglaubt, als Bully auf die Zeitanzeige wies. Allerdings hatte ihr Magen sie deutlich darauf hingewiesen, dass sie kaum gefrühstückt hatte und ihr nun auch ein Mittagessen fehlte.
Chourtaird kam zu ihnen in die Messe, als die ANÄIRY wieder eingeschleust war, aß selbst jedoch nichts.
»Ist das Gespräch zur Zufriedenheit gewesen?«, fragte er.
Sie sah von ihrem randvoll mit Tempura-Gemüse gefüllten Teller auf.
»Ich habe nicht alles gänzlich erfassen können. Was genau ist das Problem, mit dem die Spenta kämpfen?«
Chourtairds Kopf schwang zwischen ihr und dem Residenten hin und her.
»Es scheint, als würden sie nie da gewesenen Problemen begegnen«, sagte er. »Sie haben schon manchen Korpus aus einer Sonne gelöst. Keiner war jemals dermaßen tief verankert. Die Spenta reden von einer Art Siegel. Sie sagen, wir müssten euch zwingen, die Verankerung zu lösen.«
»Zwingen?« Bull hob die Augenbrauen.
»Ich habe vermieden, auf die aktuelle Situation einzugehen. Ohnehin haben wir hier das nächste Problem. Die Spenta haben erkannt, dass meine Ankunft und mein Wunsch nach einem Gespräch nicht normaler Natur waren. Chourwayrs ist offensichtlich noch in der Sonne. Er wird davon erfahren, weiß es womöglich schon. Das wird die Dinge erschweren.«
Shanda widmete sich intensiv dem Bemühen, ihren Energiespeicher aufzufüllen, während sie dem Gespräch zwischen den Männern zuhörte.
»Aber er ist doch ebenfalls ein Chour. Sollte er nicht auf deiner Seite stehen?«, fragte Bull.
»Er hat lange nur mit den Spenta gelebt. Ich weiß nicht, ob er von den Bemühungen unserer Abteilung weiß, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Und es ist auch nicht sicher, ob er meinem Vorgehen zustimmt.«
»Und was heißt das?«
»Es könnte sein, dass sie weitere Gespräche verweigern werden. Es kommt ganz darauf an, wie Chourwayrs die Dinge sieht. Und selbst wenn er bereit ist, sich der Sache anzuschließen, ist damit nicht gesagt, dass auch die Spenta es tun. Sie sind eigenständig denkende Wesen mit einem eigenen Willen. Es ist nicht leicht, sie – wie sagt ihr Menschen? – hinters Licht zu führen.«
Shanda fragte sich, ob er den für Sonnenwesen seltsamen Vergleich absichtlich gewählt hatte. Sie verzichtete jedoch darauf, zu versuchen, die Antwort aus dem Geist des Alten zu holen. Sie war ziemlich sicher, dass er es bemerkt hätte. Er war ein wichtiger Verbündeter, den man besser nicht verärgerte.
Bull sah auf die Reste des Roastbeefs hinunter, das vor ihm auf dem Teller lag, samt Rosmarinkartoffeln, Mohrrübenscheiben und einer lecker aussehenden Meerrettich-Ei-Sauce.
»Was kann man dagegen tun?«
»Ich werde auf jeden Fall hierbleiben und die Verbindung mit Chourwayrs suchen. Wir kommen auf Dauer nicht um ihn herum,
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