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PR 2672 – Kosmische Agonie

PR 2672 – Kosmische Agonie

Titel: PR 2672 – Kosmische Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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saßen sie auf der Terrasse, auf dem Tischchen standen zwischen ihnen zwei hohe Biergläser mit goldschimmerndem Inhalt. Es war ein heißer Spätsommer in dem Teil der Welt, in dem dieser Rückzugsort des »Earl Grey« stand. Das kühle, herbe Bier klärte die Gedanken.
    »Sie dümpelt als Kasinokreuzer. Vermutlich ist sie so heruntergewirtschaftet, wie ein Schiff es nur sein kann nach solcher Nutzung. Und ausgerechnet dieses Schiff soll ich zu einem Handelsflaggschiff umrüsten?«
    »Du kennst die Geschichte des Schiffes. Du weißt, wo und warum es gebaut wurde.«
    Adams musterte den Gast scharf. »Natürlich weiß ich das. NATHAN hat es in der Luna-Werft Germyr-C-VIII-128-P gebaut, auf Veranlassung von ES.«
    »Und in ebendieser Werft solltest du es jetzt umbauen lassen. Die einzige Werft, in der alles notwendige Wissen verfügbar ist, um sicherzustellen, dass das Schiff all seine Besonderheiten auch in die neue Aufgabe einbringen kann.«
    »Besonderheiten? Alles, was beim Bau der BASIS neu und besonders war, ist inzwischen überholt ... Außerdem ist sie ausgeschlachtet worden, bevor sie außer Dienst gestellt wurde.«
    Ein kryptisches Lächeln erschien auf den Zügen seines Gegenübers. »Glaubst du ernsthaft, all ihre Geheimnisse wären bereits preisgegeben worden?«
    Langsam schüttelte Adams den Kopf. »Wenn man bedenkt, dass sie von dem Großen Spieler erdacht wurde, der immer eine Karte in der Hinterhand behält ... womöglich nicht.«
    »Definitiv nicht«, bestätigte sein Gegenüber. »Glaub mir. Ich habe die Pläne gesehen. Es gibt Räume in der BASIS, die aufgrund der labyrinthisch verschachtelten Struktur des Schiffes niemals registriert wurden. In diesen Räumen lagert der Back-up-Plan von ES für den Fall, dass es Fehlkalkulationen gegeben hätte.«
    »Ein Back-up-Plan.« Adams lachte trocken auf. »Wer hätte gedacht, dass ein Wesen wie ES so etwas braucht?«
    »Niemand ist unfehlbar. Nicht einmal Superintelligenzen. Aber sie sind sich dessen bewusst und treffen daher Vorkehrungen für den Fall, dass sie etwas übersehen oder falsch eingeschätzt haben. Das Prinzip der Redundanz ist eines der intelligentesten überhaupt. Und jetzt, da ES für eine unbekannte Zeit aus dem Spiel ist und die Menschheit allein lässt, müssen wir bestmöglich nutzen, was er zurückgelassen hat.«
    Adams drehte das Bierglas in seiner Hand und beobachtete die Spuren der Luftperlen. Er dachte nach, kalkulierte, schätzte ab.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Das Schiff hat geeignete Dimensionen, um als riesige fliegende Handelsmesse durchzugehen, und es verfügt über die notwendige Infrastruktur, um große Mengen an Gästen zu versorgen und unterzubringen. Alles in allem ist es eigentlich eine gute Idee. Außerdem knüpft es an alte Traditionen an. Ich denke, das kann ich Perry so verkaufen. Die BASIS wurde gebaut, um den Horizont weiter hinauszuschieben, damals wie heute.«
    »Was dafür sorgt, dass zusätzlich zu den technischen Komponenten eine psychologische ins Spiel kommt, die dafür sorgt, dass er nicht so schnell die Bindung an die Menschheit vergessen wird. Ein wichtiges Stück Geschichte begleitet ihn.«
    Adams nickte. »Das ist es.«
    Schritte lassen die Dielen knarzen. Adams weiß, dass sie nur aus Höflichkeit zu hören sind. Der andere könnte sich ebenso gut völlig lautlos bewegen.
    Schließlich wird es wieder still.
    »Guten Abend, Homer.«
    Adams öffnet die Augen, tauscht die Nacht hinter seinen Lidern gegen die, die durch die Fenster hereinsickert. Mit einer Handbewegung aktiviert er die Raumbeleuchtung, gedimmt auf ein ihm angenehmes Maß. Sein Blick huscht zur Zeitanzeige.
    28. November 1469 NGZ, 20 Uhr Lokalzeit. Sein Gast ist pünktlich wie immer.
    »Guten Abend.«
    Er macht eine einladende Geste. »Setz dich. Der Tee ist schon bereit.«
    Der Gast schnuppert.
    »Earl Grey.«
    »Was sonst.«

7.
    Epitaph
     
    Mossi drohte erneut in die Schwärze abzugleiten, aus der er sich erst vor Kurzem hochgekämpft hatte. Er fühlte sich völlig zerschlagen. Als hätte er tagelang nicht geschlafen oder einen Marathonlauf im Raumanzug hinter sich gebracht.
    Fest umschloss er Ollarons Hand.
    »Wie?«
    Seine Stimme klang heiser. Hatte er geschrien? Er wusste es nicht mehr. Er erinnerte sich an kaum etwas aus den Stunden, die es gedauert hatte, bis der Konvoi mit dem Lichtwerk weitergezogen war. Den Stunden, in denen sie alle dem Wahnsinn verfallen waren.
    Einiges gab Hinweise auf das, was sie durchgemacht

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