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PR 2672 – Kosmische Agonie

PR 2672 – Kosmische Agonie

Titel: PR 2672 – Kosmische Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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hatten. Die ausgerissenen Haare, die wunden Stellen an Stirn und Brust unter den geöffneten Raumanzügen. Die Kratzer in den Gesichtern, die unter der salzigen Tränenflüssigkeit brannten. Die Zerstörungen an allem, was zerbrechlich war.
    Er hatte als Erster in der Zentrale die lähmenden Reste der niederdrückenden Trauer beiseitegeschoben, die sie alle erfasst und in ihren Klauen gehalten hatte. Mit aller Kraft und Selbstkontrolle war es ihm gelungen, sich hochzuzwingen und die anderen aus ihrer Starre zu holen.
    Vor allem den Orter. Sie mussten wissen, wo der Zug wieder auftauchte. Sie durften die Spur nicht verlieren, mussten notfalls nachsetzen, falls der Zug außer Reichweite zu gelangen drohte.
    Nachdem die Ordnung einigermaßen wiederhergestellt worden war, hatte es ihn in die Medo-Station gezogen. Es hatte Opfer gegeben; mehrere Besatzungsmitglieder waren verwirrt geblieben, andere hatten sich schwere Verletzungen zugezogen. Auch Tote gab es, durch Unfälle oder durch schieres Versagen des Körpers unter der Last, die auf den Seelen gelastet hatte.
    Eines der Opfer war Vashari Ollaron.
    »Sie wurde durch die psychischen Einwirkungen, denen wir ausgesetzt waren, vorzeitig aus dem Heilschlaf gerissen.« Die Ärztin sprach gedämpft, als wolle sie die Ruhe der Toten nicht stören. »Das Niveau der Schmerzstiller war daran nicht angepasst. Das und die übermittelten Eindrücke haben vermutlich gemeinsam den geschwächten Körper überfordert. Es kam sogar für unsere moderne Apparatemedizin zu schnell zum Herzstillstand.«
    Mossi registrierte die Worte kaum. Er wusste nur, dass die Anomalie erneut die Menschheit eines ihrer wertvolleren Mitglieder gekostet hatte. Viele hatten zu Vashari Ollaron aufgeschaut, sie geschätzt und ihr vertraut, auch wenn sie von sich aus immer eine gewisse Distanz bewahrt hatte. Ihre Taten sprachen für sich.
    Hatten für sich gesprochen.
    Mossi legte Ollarons Hand auf ihre Brust und stand auf. Mit einem Ruck straffte er sein Uniformoberteil.
    Taten. Das war es, worauf es jetzt ankam. Es war keine Zeit für Trauer.
    »Ich möchte sie – wenn möglich – zur Erde zurückbringen«, sagte er. »Bitte sorgt dafür, dass sie entsprechend untergebracht wird.«
     
    *
     
    »Wie geht es Fernvaters Augerbe?« Mossi sah zu seinem Ersten Piloten.
    Die Ringe unter Fochlers Augen sprachen Bände über seinen Zustand. Nach dem Weiterflug des Konvois war er aus seiner Kabine direkt zu dem Utrofaren gegangen. Womöglich hatte er dabei ebenso Trost bei dem Utrofaren gesucht, wie dieser Zuspruch von dem Terraner benötigt hatte.
    »Relativ gut«, berichtete er. »Gib ihm ein oder zwei Stunden, dann ist er wieder bereit, uns zu leiten.«
    »Gut. Yaro, was wissen wir über den Weiterflug des Konvois?«
    »Ich habe mithilfe von MA SANBAO alle beobachteten Sprünge analysiert und eine Flugrichtung ermittelt. Nach unserer hiesigen Sternkarte liegt nur ein Himmelskörper auf dieser Linie: ein Schwarzes Loch von vergleichsweise geringer Masse.«
    A Motli legte die Hände aneinander. »Denkt MA SANBAO, dass das das Ziel der Reise des Konvois ist?«
    »Mit 86 Prozent Wahrscheinlichkeit«, antwortete Yaro. »Wir wissen, dass die Sayporaner die Leichen von Superintelligenzen benutzen, um die Anomalie zu stabilisieren. Wenn wir davon ausgehen, dass der Konvoi eine solche Leiche mit sich führt, wäre ein Schwarzes Loch ein logischer Punkt für solch eine Übergabe in die Matrix des hiesigen Universums.«
    »Wir müssen Kontakt mit Terra suchen«, ergriff Mossi wieder das Wort. »Der umgebende Raum beruhigt sich langsam; vielleicht, weil der Konvoi sein Ziel erreicht hat. Innerhalb der nächsten Stunde sollten wir in der Lage sein, den Schutz des Gestüms zu verlassen und zumindest so weit vorzustoßen, dass wir eine der Hyperfunkbojen erreichen – falls es sie noch gibt.«
    Fochler hob die Hand. »Und danach? Wohin werden wir fliegen? Werden wir Augerbes Wunsch erfüllen?«
    Mossi drehte den Ring an seinem kleinen Finger. Der Utrofare hatte im Laufe der Reise immer wieder über sein Ziel geredet. Sogar eine Beschreibung hatte er gegeben, als er dank der frischen Luft und des gereinigten Wassers wieder klarer denken und sprechen konnte.
    Eine Welt, die eigentlich zwei, nein, drei ist. Bruder und Schwester, ungleiche Zwillinge, verbunden durch eine lebende Nabelschnur. Die drei, die eins sind. Aber einer ist tot.
    Ebenso wie Fochler hatte Mossi bei dieser Beschreibung sofort an das Fa-System und seine durch

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