Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Blue näherte sich, kaum dass der Gleiter aufgesetzt hatte. Mit jedem Schritt, den die schlanke, ohnehin schon hochgewachsene Gestalt herankam, wurde sie größer. Der wie zwei mit den Rändern aufeinandergelegte Suppenteller wirkende Kopf, mittlerweile an die zwei Meter durchmessend, neigte sich den Ankömmlingen entgegen, die vier Augen musterten sie aufmerksam.
    »Willkommen im Muurt-Quartier, dem wahren Zentrum von Terrania!«, erklang eine schrille Stimme. »Die Eastside der Milchstraße liegt euch mit ihrem Angebot zu Füßen. Nirgendwo findet ihr ein reichhaltigeres Angebot zu noch günstigerem Preis. Der Eingang befindet sich gleich zur Rechten.«
    Reginald Bull achtete nicht auf die übergroße Projektion des Jülziish, als er sich aus dem Gleiter schwang. Toufec folgte ihm dichtauf, und nach ihm kam Sarmotte. Leccore stieg als Letzter aus, er fröstelte.
    »Diese elende Kälte legt sich aufs Gemüt«, schimpfte er. »Nicht falsch verstehen: Ich werde damit fertig, aber es gibt genügend Menschen, die das alles nur schlecht verarbeiten.«
    »Unser Angebot in Block drei umfasst Reisen in warme Gefilde«, schrillte die Stimme der Projektion. »Du kannst wählen zwischen Tagestrips innerhalb des Systems, die Venus ist bevorzugt. Zu empfehlen sind jedoch Fernreisen in die Eastside. Zwei Welten der Jülziish ...«
    »Ich habe kein Interesse!«, wehrte Leccore ab.
    »Eine Wärmekombi findest du im Anschluss an den Bereich des Kunsthandwerks und der dehydrierten Delikatessen ...«
    »Jemand sollte die Programmierung beenden«, sagte Bull. »Die Waren bleiben aus, aber die Projektion wird aktiv sein, bis der Energiespeicher in einigen Jahren aufgezehrt ist.«
    Er ging weiter.
    Eine zweite Projektion entstand vor ihm wie aus dem Nichts. »Du gehst in die falsche Richtung!«, rief ihm der Jülziish zu. »Unser Einkaufsparadies erwartet dich heute mit besonders vorteilhaften Angeboten.«
    Zwei riesige siebenfingrige Hände reckten sich ihm entgegen, als wollten sie ihn sanft herumdrehen.
    »Schluss damit!« Reginald Bull ging einfach durch die Projektion hindurch.
    Zwei Sekunden später war der Blue wieder vor ihm.
    »Du gehst in die falsche Richtung ...«
    »Schlimmer als die Springer in ihren besten Zeiten!«, schimpfte Bull. »Los, Tempo!«
    Die Projektion verschwand erst, als sie den Parkbereich verließen.
    Alles wirkte verlassen. Die meisten der früher hier wohnenden Jülziish schienen in der Milchstraße zurückgeblieben zu sein. Sie hatten Glück gehabt, die Versetzung Terras in die Anomalie war ihnen erspart geblieben.
     
    *
     
    »Der Resident!« Die Überraschung war Odo Ollowa anzusehen, und obwohl er sich mehrmals räusperte, klang seine Stimme heiser. »Ich dachte ...«
    »Ja?« Bully drängte sich an dem kleinwüchsigen Terraner mit den viel zu breiten Schultern vorbei in die Wohnung. Die beiden Spezialisten für Funktionsanalyse und prophylaktische Intervention hatten erst vor wenigen Wochen an diesem Ort ihr Domizil aufgeschlagen.
    Eine Wohnung war es eigentlich nicht; die Räume glichen eher einer Werkstatt. Oder einem Lager für überwiegend experimentelle positronische Bauteile.
    »Du wolltest uns anfordern«, sagte Ollowa rau. »Wir warten seit einer Stunde auf deinen Anruf.«
    Der Mann übertrieb. Reginald Bull warf einen Blick auf sein Kombiarmband. Zwanzig Minuten über die Zeit. Nicht vor sechzehn Uhr, das hatte er Daniil Veriaso zu verstehen gegeben. Aber Veriaso war nicht einmal anwesend. Kein Wunder: Er neigte seit jeher zur Gelassenheit und wirkte deswegen mitunter sogar gleichgültig.
    »Ich bin selbst gekommen, um euch anzufordern«, stellte Bully fest, während Ollowa endlich Sarmotte und den anderen Platz machte und sie ebenfalls eintreten ließ. »Es geht los.«
    »Du hast uns nicht gesagt, was ansteht.« Odo Ollowa räusperte sich erneut.
    Bull griff nach einem halbkugelförmigen Gegenstand. Abschätzend wog er das Gebilde in der Hand. Das Ding wirkte ... positronisch. Mehr konnte er nicht dazu sagen, aber er fragte nicht, sondern tat, als interessiere es ihn nicht.
    »Wir räumen den TLD-Tower auf!«, sagte er mit Nachdruck. »Wir misten den Augurenstall aus.«
    Sichtlich erschrocken biss sich Ollowa auf die Unterlippe. Zögernd nickte er.
    »Natürlich bin ich mit dabei«, stellte Bull fest.
    »Also wird es ein Spaziergang.« Odo seufzte. »Was willst du damit sagen? Ich kenne deine Spaziergänge.«
    »Ach? Warst du einmal dabei oder zitierst du irgendwelche Trivid-Dramen? Ich

Weitere Kostenlose Bücher