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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Schritt, und das Funkeln schwerer Kristallleuchter erweckte den Anschein, als würde ein Meer von Sternen ausgegossen.
    Burnett griff sich unwillkürlich an den Hals, als ein Ferrone auf ihn zueilte und nach der Reservierung fragte.
    »Riordan ...«, sagte er mit belegter Stimme. »Fydor Riordan ...«
    Er hatte auf den Stehkragen verzichtet und trug sogar ein leicht ausgeschnittenes Hemd unter dem Anzug. Er wusste, dass er damit wahrscheinlich deplatziert wirken würde, doch es war seine Berufung, die Erwartungen nicht zu erfüllen und sie gegen den Strich zu bürsten. Nun gab es kein Zurück. Er sah keine Roboter, nur menschliches Personal, die meisten Terraner, aber auch blauhäutige Ferronen.
    Der Ober, der ihn führte, raffte einen geschlossenen Vorhang vor ihm zur Seite und bedeutete Burnett, hindurchzugehen.
    Eine abgetrennte Seitennische mit Blick auf die hell erleuchtete und stark frequentierte Thora Road. Weit in der Ferne glaubte Burnett, einen Hauch des Rainbow Domes zu sehen.
    Er war verwirrt, denn in der Nische gab es nur zwei festlich gedeckte Plätze.
    »Wo ist ... die Gesellschaft?«
    Riordan nickte ihm zu. »Setz dich, Flemming! Es freut mich, dass du gekommen bist.«
    »Aber ... die Einladung ...«
    »Ein Abendessen unter Freunden. Wir sind Freunde, gewissermaßen. Ich bin jetzt Abteilungsleiter, und das wird bestimmt nicht das Ende meiner Karriere sein. Du kannst daran teilhaben, Flemming. Setz dich!«
    Die Speisekarten entstanden nicht als Hologramm, es gab sie handgeschrieben mit richtiger Tinte auf feinstem Büttenpapier. Burnett fragte sich, ob das Galactic Starlight dieses Papier und all die anderen antik anmutenden Gegenstände vom selben Lieferanten bezog wie er die vielen Kleinigkeiten, die auf seinem Schreibtisch lagen. Manche hielten sein Hobby für Spinnerei und hatten ihm das schon ins Gesicht gesagt. Es tat gut, zu sehen, dass andere ebenfalls Stil zu schätzen wussten.
    Dass er vergessen hatte, Fydor zur Beförderung zu gratulieren, fiel Burnett erst nach einer Weile auf. Riordan quittierte den Fauxpas mit einem sanften Lächeln. »Kein Problem. Wir kennen uns lange genug, und ich weiß, dass du es ehrlich meinst.«
    Das Essen war vom Feinsten. Die Getränke ebenso.
    Burnett wäre es niemals eingefallen, ein Edelrestaurant wie dieses aufzusuchen. Er hatte sich immer mit einem Imbiss begnügt, Terrania bot eine unüberschaubare Fülle kleiner Lokalitäten, sodass er nie zweimal im gleichen essen musste.
    Möglich, dass er Riordan am Anfang unterschätzt hatte. Er war einfach zu vorsichtig gewesen, abwägend. Und wennschon.
    Während des Essens redeten sie nicht viel, aber auch danach kam die Konversation nicht richtig in Schwung. Fydor Riordan erzählte von seiner legendären Ahnfrau Tipa; die gesamte Galaxis schien sie und ihre Eskapaden gekannt und bewundert zu haben. Es gab einige lustige Episoden, an denen Mausbiber Gucky und Perry Rhodan durchaus großen Anteil gehabt hatten, aber obwohl Fydor herzhaft darüber lachte, gewann Burnett den Eindruck, dass der neue Abteilungsleiter sich nicht richtig freuen konnte. Etwas bedrückte Riordan, und sein Blick schweifte immer wieder in eine Ferne ab, die es im Galactic Starlight zwischen Brokat und Holz und Kristall nicht gab.
    Nach zwei hastig gekippten Vurguzz fasste Burnett sich ein Herz.
    »Etwas bedrückt dich«, sagte er. »Das gefällt mir nicht. Ich dachte stets, unter Freunden hilft man sich gegenseitig. Was ist los, Fydor?«
    Riordan hob erstaunt die Brauen.
    Schließlich nickte er.
    »Du bist ein guter Beobachter, das ist mir gleich aufgefallen. Die anderen wissen gar nicht, wie sehr sie dich unterschätzen.«
    Burnett wartete darauf, dass mehr kam, doch der Abteilungsleiter schwieg.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet, Fydor.«
    »Nein«, sagte Riordan verhalten und nachdenklich zugleich. »Ich werde uns diesen Abend nicht verderben. Vielleicht später. Trinken wir auf diesen Tag – und auf dich.«

3.
     
    Die Wohnung lag nur wenig mehr als fünfzehn Kilometer südwestlich des TLD-Towers an der Avenue Allan D. Mercant. Die große Geschäfts- und Einkaufsstraße erstreckte sich zwischen dem Crest Space Port und der Thora Road.
    Schneidender Wind wehte vom Edsengol her, als der Transportgleiter im Parkbereich eines der mittlerweile nicht mehr frequentierten Einkaufszentren aufsetzte. Die verschachtelten Glasfronten des Gebäudekomplexes wirkten matt, ein Teilbereich glomm in düsterem Rot, eine Spiegelung des Himmels.
    Ein

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