PR 2673 – Das 106. Stockwerk
die schwarzen Augen noch eine Nuance schwärzer erscheinen. Unwillkürlich fühlte er sich an einen Paddler erinnert. Die Frau, ihr Alter vermochte er auf Anhieb nicht zu schätzen, trug weit wallende luftige Gewänder, schneeweiß und üppig bestickt. Trotz ihrer Körperfülle war sie leichtfüßig herangeschwebt, womöglich unterstützt durch einen kleinen Antigrav.
»Der Roboter bleibt draußen – der Koffer auch!«, dröhnte sie. »Nimmt alles zu viel Platz weg.«
»Richtig voll wird es hier doch erst in einer Stunde oder später«, widersprach Leccore. »Bis dahin sind wir wieder weg.«
»Ein kurzer Besuch?« Sie lachte tief. »Aber für ein Essen und ein Getränk ist schon Zeit, oder?«
»Deshalb sind wir hier.«
»Setzt euch! Den Roboter nehme ich mit!« Ihr Blick streifte Bully, und sie zwinkerte ihm zu, dann taxierte sie Toufec. »Vorwärts!« Sie schlug Stan ihre fleischige Hand auf die Hülle. »Beweg dich schon, Kleiner! Raus hier!«
»Das ist in Ordnung, Stan«, bestätigte Ollowa. Erst da setzte sich der TARA in Bewegung.
Sinnend, mit einem leichten Lächeln, schaute Leccore der Frau hinterher.
»Pirko Prudhomme«, raunte er. »Sie ist Inhaberin, Hausdame und Chefköchin in einem. Und natürlich die Mambo, die Priesterin des angeschlossenen Tempels.«
Leccore steuerte auf zwei beieinanderstehende leere Tische zu, zog drei Stühle zur Seite und schob die kleinen Tische zusammen. Ollowa und Veriaso halfen ihm dabei.
Bully blieb kurz stehen, als Sarmotte seinen Arm berührte. » Es wird eng, sehr eng, das hat sie gedacht«, raunte die Telepathin ihm zu. »Und Attilar und sie scheinen einander gut zu kennen.«
»Das ist mir aufgefallen. Und mehr?«
Sarmotte schüttelte leicht den Kopf. »Sie blockt sich ab; ich kann nicht erkennen, wie ... Vielleicht ist sie mentalstabilisiert.«
»Auf jeden Fall eine Voodoo-Priesterin ...« Bully schob die Mutantin vor sich her.
Sie setzten sich. Die Aufmerksamkeit der anderen Gäste hatte sich schnell wieder anderem zugewandt.
Prudhomme kam, um die Bestellung aufzunehmen. Mit ihrer fleischigen Hand streifte sie über Leccores Schulter. Er griff zu und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Die Mambo strahlte übers ganze Gesicht, dass ihre makellos weißen Zähne blitzten.
»Für alle Gumbo«, orderte Leccore.
»Das geht schnell«, bestätigte Prudhomme. »Und Wasser für jeden?«
Leccore nickte, die Mambo schwebte davon.
»Das Papa Legba ist in ganz Sub-Terrania berühmt für Gumbo mit der Heiligen Dreifaltigkeit aus Paprika, Staudensellerie und Zwiebeln«, erläuterte der TLD-Chef. »Auch für die beste Flusskrebspastete weit und breit sowie scharf angebratenes Alligatorenfleisch. Dazu Pecan-Pralinen aus Nuss und Zuckerrohrsirup.«
Bull seufzte. Er hatte sich so gesetzt, dass er den anderen Gästen den Rücken zuwandte, und hatte deshalb die Theke im Blick, den Durchgang zur Küche und die Abzweigung zu den Waschräumen. Irgendwo musste es eine Verbindung zum TLD-Tower geben.
Die Mambo servierte. Bull fragte sich, ob sie selbst Agentin war oder eine völlig andere Funktion innehatte. Jeder Angehörige des Liga-Dienstes, der von dem geheimen Zugang wusste, vergrößerte die Gefahr, dass Fydor Riordan die Wahrheit darüber herausfand.
Mit einem knappen Augenaufschlag bedeutete er Shanda, dass sie sich um die Mambo kümmern sollte. Ihr Lächeln verriet ihm, dass sie das bereits tat, aber nicht weiterkam. Eine leicht amüsierte Geste während des Essens: Prudhomme und Leccore hatten womöglich mehr miteinander als Kollegen. Darüber hinaus: Fehlanzeige. Bully schmunzelte. Gegensätze zogen sich an, das galt heute wie vor dreitausend Jahren. Aufseiten Leccores sicher nicht uneigennützig. Die Mambo kannte sein Geheimnis, aber nicht einmal die Zerebral-Einbrecherin konnte es ihr entlocken.
Das Essen schmeckte vorzüglich.
Leccore erhob sich unvermittelt. »Ich mache mich im Hygieneraum frisch, das solltet ihr übrigens auch tun. Aber steht nicht alle zugleich auf, verstanden?«
*
Bully ging als Zweiter. Unmittelbar nach ihm folgte zwar einer der anderen Gäste, er registrierte aber noch, dass Prudhomme den Mann geschickt ablenkte.
Leccore schaute ihm ungeduldig entgegen, als er die Hygienezelle betrat. Der TARA stand in der hinteren Ecke zwischen Waschbecken und Medotoilette und hatte sein Antigravfeld abgeschaltet.
»Ich möchte Interferenzen vermeiden«, sagte der TLD-Chef.
Bully nickte stumm, denn hinter ihm glitt die Tür
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