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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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als Ve Kekolor plötzlich schwieg.
    »Ich fürchte, ich werde verfolgt. Siehst du den Mann dort drüben, den Ertruser? Ich sehe ihn heute zum dritten Mal, wahrscheinlich ist er ein Koda Ariel. Pass auf, Flemming: Auf dem Kristall befindet sich ein Simulationsprogramm der Sayporaner. Es ist für AGENT GREY wichtig und wird ihm helfen, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Du musst es an AGENT GREY übertragen. Es wird, natürlich unter deiner Kontrolle, die Sicherheitsprogramme unterlaufen, damit keine Koda Ariel aufmerksam werden können. Aber gravierend sind die Änderungen nicht.«
    »Das kann ich nicht tun«, widersprach Burnett. »Mein Gott, Fydor weiß doch, dass der Erste Kybernetiker die Endkontrolle hat. Und sobald Syderi verhindert ist, kommt der Zweite Kybernetiker zum Zug. Ich bin zu unbedeutend ...«
    »Sag das nicht, Flemming, bitte!«
    Ve zuckte zusammen, im nächsten Moment küsste sie ihn, dass er unter ihrem Ansturm fast erstickte. Als er endlos lange Sekunden später nach Luft rang, sah er den Ertruser in einiger Entfernung vorübergehen.
    »Verschwinde!«, raunte Ve ihm zu. »Du musst das Programm nur anpassen, als Erzeugnis des TLD maskieren, sagt Fydor.«
    Ve Kekolor hastete davon. Burnett sah den Ertruser schneller gehen, dann innehalten. Der Riese mit dem Sichelhaarkamm blickte zu ihm herüber. Das war der Augenblick, in dem Flemming ebenfalls losrannte.
     
    *
     
    Burnett hatte den kleinen Speicherkristall bei sich, als er am nächsten Morgen im Zentralschacht des TLD-Towers abwärts schwebte. Seine Hand steckte in der Hosentasche, die Finger krampften sich um den Kristall.
    Cornelisz Baajou, der Zweite Kybernetiker des TLD, war tot. Aus unerfindlichen Gründen mit dem Gleiter abgestürzt, und das gestern schon. Die schreckliche Nachricht sprach sich erst allmählich herum. Von einem möglichen Pilotenfehler war die Rede, die verglühten Trümmer würden die Wahrheit wohl nicht mehr preisgeben.
    Burnett fragte sich, ob Koda Ariel damit zu tun hatten. Er hielt das sogar für wahrscheinlich. Für ihn war es, so schrecklich Baajous Tod sein mochte, wie ein Wink des Schicksals. Der Zweite Kybernetiker tot, der Erste mit Attilar Leccore auf Dienstreise irgendwo im Sonnensystem unterwegs.
    Den halben Vormittag verbrachte er mit der Analyse und Prüfung des Kristalls. Ve hatte ihm nicht zu viel versprochen. Die Daten waren erdrückend, das Programm das Beste, was er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Wenn die Sayporaner so arbeiteten, wie sie ihre Positroniken programmierten, gab es Hoffnung.
    Zugegeben, das Programm war fremdartig. Trotzdem würde es kein Problem bereiten, es mit entsprechender Maskierung umzuwandeln. Sobald er damit fertig war, würde nicht einmal NATHAN die Veränderungen erkennen können.
    Bevor er den Inhalt des Kristalls in die Speicher übernahm, prüfte Burnett erneut. Die Details waren erschreckend, eine beinahe unglaubliche Dokumentation gegnerischer Raffinesse.
    Seit Jahren war die Invasion der Chaotarchen im Gang. Der Abzug der Terminalen Kolonne TRAITOR war definitiv nichts anderes als ein groß angelegtes Täuschungsmanöver gewesen. Und alle waren darauf hereingefallen: Terraner, Arkoniden, Blues ...
    Unheimlich, wie weit die Invasoren im Solsystem schon Fuß gefasst hatten. Und nicht nur das. Weder NATHAN war mehr zu trauen noch LAOTSE, der Hauptpositronik der Solaren Residenz. Nur die äußere Abschottung des TLD-Towers hatte AGENT GREY bislang vor der Infiltration bewahrt.
    Burnett arbeitete wie ein Besessener. Am späten Nachmittag befolgte er die letzte gespeicherte Anweisung der Sayporaner: Er warf den Datenkristall in den Abfallvernichter und beseitigte damit jeden Hinweis, der die Koda Ariel hätte warnen können.
    Angespannt blickte er auf das gläserne Flirren, hinter dem sich AGENT GREY meldete.
    »Es ist ungeheuerlich, was auf Terra geschieht, findest du nicht?«, fragte die Positronik.
    »Auf Terra, im Solsystem, in der Milchstraße – sie sind überall.«
    »Ich zähle auf dich«, sagte Burnett unvermittelt.
    »Das kann ich verstehen«, antwortete AGENT GREY. »Noch ist nichts verloren, wir haben die Bedrohung rechtzeitig erkannt.«
    Burnett griff nach dem Samurai, seine Finger schlossen sich um die wertvolle siganesische Statuette.
    Es tat gut, Freunde zu haben. Vor allem in einer Zeit wie dieser, in der die Bedrohung endlich Gestalt annahm.
     
    *
     
    Von Misstrauen geprägt, flossen die Tage dahin. Sie wurden zu Wochen ... zu Monaten.
    »Wir

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