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PR 2673 – Das 106. Stockwerk

PR 2673 – Das 106. Stockwerk

Titel: PR 2673 – Das 106. Stockwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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versucht, ihre Gedanken zu lesen«, sagte Shanda Sarmotte leise. »In ihre Träume zu schauen. Aber wohin ich blicke, wie genau ich auch lausche – da ist nichts. Kein Funke von Bewusstsein. Es ist, als ... seien sie ... ich weiß nicht ... blank.«
    »Tabula rasa, sozusagen?«, fasste Bully nach.
    »Ich spüre, dass sie leben«, erklärte die Mutantin. »Wahrscheinlich sollte ich besser sagen, sie vegetieren. Ihnen fehlt jede Persönlichkeit, da ist nichts spürbar, was ich als Ego oder eigenes Bewusstsein bezeichnen könnte.«
    »Die persönlichkeitstragenden Bereiche fehlen also?«, hakte Leccore ein. »Das könnte medizinisch-organisch sein.« Er wartete Sarmottes Erwiderung gar nicht ab, sondern redete im selben Atemzug weiter: »Die sayporanische Technologie kann womöglich Gehirnsegmente von einem Körper zum anderen übertragen.«
    »Wozu sollte das gut sein?«, wollte Odo Ollowa wissen. »Sind Riordan und diese Frau unheilbar krank?«
    »Manche Menschen fürchten sich vor Krankheiten«, sagte Daniil Veriaso. »Gehören die beiden dazu?«
    »Wahrscheinlich wollen sie nicht allein Krankheiten vorbeugen«, bemerkte Reginald Bull.
    »Ganz sicher nicht«, pflichtete Toufec ihm bei.
    »Sondern?«, fragte Ollowa.
    »Dem Alter – und noch mehr dem Tod.«
    »Das sagt ausgerechnet ein Aktivatorträger.« Attilar Leccore seufzte. »Aber der Resident hat recht. Ich verstehe nur zu gut, wie die Sayporaner Riordan und die Stille Ve auf ihre Seite gezogen haben. Sie haben den beiden das größte aller Geschenke angeboten – Unsterblichkeit. Wahrscheinlich in einer ähnlichen Weise wie die Vatrox. Obwohl ich keine Ahnung habe, wie das gehen soll.«
    »Und nun?«, fragte Toufec.
    Leccore lachte trocken. »Wir machen ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung. – Stan! Zerstör die Klonkörper mit dem Desintegrator! Einen nach dem anderen ...«
    »Du willst sie ermorden?«, platzte die Mutantin entsetzt heraus.
    »Sie sind leere, gefühllose, taube Hüllen, solange ihnen keine Persönlichkeit übertragen wurde, das spürst du ja selbst«, widersprach der TLD-Chef. »Ich bin überzeugt, dass Fydor Riordan und die Halbferronin schnell hier erscheinen werden, sobald die ersten Klone vernichtet sind. Fang an, Stan, einen nach dem anderen, im Abstand von jeweils dreißig Sekunden.«
    Bull ließ Leccore nicht aus den Augen. Etwas gefiel ihm nicht. Andererseits hatte Attilar recht; die Klone mit ihren blanken, unvollständigen Gehirnen vegetierten nur, weil die Maschinen ihre Körperfunktionen aufrechterhielten.
    Stan tötete keine hilflosen Wesen, diese Körper waren wie Puppen.

8.
    Rückblende: 1467 NGZ
     
    »Der Angriff ist höchst brisant, Cornelisz! Was glaubst du, warum mein Anruf mehrfach gehackt und kodiert kommt?«
    »Das ist mir klar, trotzdem ...«
    Es gab kein Bild, nur die Tonübertragung, aber der Anrufer hatte sich eindeutig als TLD-Agent identifiziert. »Gib mir Afon Syderi. Wir brauchen ihn hier, sonst ist die Katastrophe programmiert.«
    »Der Erste Kybernetiker ist nicht greifbar.«
    »Attilar Leccore ...?«
    »Ebenfalls nicht«, unterbrach Cornelisz Baajou leidlich genervt. »Solange ich nicht erfahre, was Sache ist ...«
    Es gab Tage, die hatte man schon vor Mitternacht wieder vergessen, weil sie absolut ereignislos verliefen und in Routine erstickten. Andere hätte man gern vergessen, aber sie fraßen sich mit ihrem Bombardement von Ereignissen tief in die Seele ein, und es gab keinen Schutz dagegen. Dies war ein solcher Tag.
    »Attilar erwartet den Angriff seit Langem. Jetzt haben wir ihn, aber ...«
    »Ja?«, fragte Baajou.
    »Die Positronik wurde manipuliert, sie ist mit etwas verbunden, was wir nicht identifizieren können. Jedenfalls müssen wir es schaffen, die Positronik abzuschalten.«
    »Im Notfall tut es ein Desintegratorschuss«, kommentierte Baajou.
    Der andere schrie auf. »Frag Leccore. Wenn die Leitpositronik ausfällt ... Wenn ein Raumschiff über Terrania City abstürzt ... oder sogar mehrere ... Mal dir selbst aus, was dann geschieht. Wo ist Leccore?«
    »Unerreichbar!«
    »Der Erste Kybernetiker?«
    »Mit Leccore unterwegs.«
    »Dann fangt schon mal an, Terrania zu evakuieren!«
    »Ist es wirklich so ernst?«
    »Wart's ab«, riet der Agent.
    »Ich komme!«, sagte Baajou. »Wo?«
    »Nordafrika. Nimm einen Stratosphärengleiter, dann haben wir dich in der Ortung, sobald du aufsteigst. Wir schicken dir einen Peilstrahl.«
    Ein schrecklicher Tag. Baajou stürmte los. Drei Minuten später

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