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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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hatte, am Wassertank an. Er trat einen Schritt zurück. Da er Sarmotte die Sicht auf das Geschehen verstellte, blendete sie sich in seine Wahrnehmung ein. Sie sah nichts als einen Faden, honig- oder hellbernsteinfarben, keine zehn Millimeter lang, der auf dem Metall auflag, dort, wo der Riss sich abzeichnete. Dann sank der Faden in den Riss ein, der sofort darauf verschwunden war.
    »So. Fertig. Repariert«, verkündete Eppulon. Er machte Anstalten, wieder auf den Bock des Fahrzeugs zu klettern.
    »Du verlässt uns?«, fragte Sarmotte.
    »Ich fahre in die Stadt«, sagte er und wies auf die Ansammlung schräger Türme. »Nach Bhötshem.« Er stieg auf. Die beiden Kniegelenke knickten ein und streckten sich in einem verwirrenden Rhythmus.
    »Nimmst du uns mit?«, fragte Toufec.
    »Warum?«
    »Dann müssen wir nicht gehen«, erklärte Toufec.
    Eppulon musterte ihn aus den kugelrunden Augen. »Ihr seid ein weiser Fremder«, sagte er dann. »Auch ein vermögender?«
    In Toufecs ausgestreckter Hand lagen wie hingezaubert zwei hellbraune, pilzförmige Weihrauchkugeln. Eppulon griff mit seinem langen Arm vom Bock herunter, nahm eine der Perlen und leckte mit einer langen blauen, an der Spitze gespaltenen Zunge daran. »Hm«, sagte er. »Steigt auf.« Er warf sich die Perle in den Mund und nahm die zweite an sich.
    Toufec, Sarmotte, Choursterc und Aes Qimae suchten und fanden Platz, dicht aneinandergedrängt.
    Eppulon fuhr los.
     
    *
     
    Bhötshem war eine geschäftige Siedlung. Shanda Sarmotte erblickte allerlei dampfgetriebene Radfahrzeuge auf den Straßen. Es waren kleinere Versionen unterwegs, aber auch Omnibusse, über denen mächtige Qualmwolken hingen. Dazu irrlichterten pedalbetriebene Rikschas kreuz und quer über die Straße, Tandems, Tridems und sogar Quadruplete, von vier Fahrern kräftig vorangetrieben.
    Die Straße war gesäumt von Händlertischen; Garküchen offerierten über offenem Feuer Gebratenes, im Ofen Gebackenes, Obst. Die Luft war von süß-würzigen Düften geschwängert. Hökerer boten Wasser aus Krügen und in durchsichtigen Blasen an, Werkzeug, Kleidungsstücke, Schuhwerk, Waffen, handspannengroße Käfige voller Insekten, Basteleien aus Knochen, handliche Lautsprecher (derer die Hökerer sich auch selbst bedienten, um ihre Waren anzupreisen), Knallkorkenpistolen, Feuer sprühende Kreisel, Blechschlottern, Miniaturen von Rädern und Dampfmaschinen – und das war nur der geringere Teil der Ware, nämlich der, deren Sinn und Zweck Sarmotte zu erkennen glaubte.
    »Wie viele Harzperlen hast du noch dabei?«, raunte Sarmotte Toufec zu.
    Toufec grinste.
    Eppulon bremste. Er stellte eine Bremse fest und manipulierte an den Bedienelementen des Dampfmotors.
    »Wir sind da«, sagte er. Das Fahrzeug stoppte. Eppulon stieg ab und sah sich um. Was seine Fahrgäste planten oder taten, schien ihn weiter nicht zu kümmern.
    Toufec sprang auf die Straße; Sarmotte folgte ihm. Choursterc und Aes Qimae schlossen sich ihnen an.
    »Wer regiert die Stadt?«, rief Choursterc dem Zopai hinterher, der losgegangen war, ohne sich einmal nach ihnen umzudrehen.
    Eppulon blieb stehen. Er dachte nach. »Es gibt niemanden«, sagte er schließlich.
    »Wozu musste er da überlegen?«, raunte Toufec Sarmotte zu.
    Sie schaute in Eppulons Gedanken. Da war ein Nachklang von Überraschung. Der Zopai wusste durchaus etwas mit dem Ausdruck Regierung anzufangen. Aber es war ihm nicht gegenwärtig, ob die Stadt Bhötshem eine solche Einrichtung hatte.
    »Was wirst du tun?«, fragte Toufec den Zopai.
    »Ich werde mir einen Panfaktor besorgen. Oder einen neuen Orlogpartner suchen«, antwortete er.
    »Den du wieder töten wirst?«
    »Ja«, sagte Eppulon leichthin. »Oder er mich. Niemand wird für nichts aufgenommen in die Orlogflotte von Chössemai.«
    »Was wird die Orlogflotte tun?«, fragte Toufec.
    »Sie wird in die Schlacht ziehen.«
    »Ist denn Krieg?«, fragte Sarmotte.
    »Wie sollte denn kein Krieg sein?«
    Sarmotte las in seinen Gedanken nach. Tatsächlich konnte sich der Zopai an keine Epoche erinnern, in der kein Krieg geherrscht hätte.
    »Worum geht es eigentlich in diesem Krieg?«, fragte Toufec.
    Trotz der Andersartigkeit seiner Mimik sah Sarmotte in Eppulons Gesicht das blanke Erstaunen: »Befremdliche Fremde seid ihr. Worum sollte man sinnvollerweise kämpfen, wenn nicht um das Leben?« Er baute sich stolz vor ihr auf. »Wir bekämpfen die Degenese!«
    Damit drehte sich der Zopai um und war in wenigen Augenblicken im

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