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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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die Hand und zog sie auf die Beine. Sarmotte sah sich um. Die Barkasse stand sichtbar, die Einstiegsluke offen. Choursterc und Aes Qimae hatten sich offenbar schon an Bord begeben.
    Die Luft war rein. Keine Spur mehr von den Panfaktoren.
    »Sie haben sich im Orbit gesammelt und verknäult«, berichtete Toufec. »Der Utrofare hat sich gemeldet und uns Datenmaterial gesendet. Offenbar hat auch Paichander schon reagiert. Es sind etliche Sternengaleonen im Anflug und einige Schiffe, die mit Spenta besetzt sind. Das Bergungskommando, wenn du so willst.«
    »Ich habe gedacht, wir seien das Bergungskommando?«
    »Unsere Arbeit ist getan. Die Spediteure kommen und erledigen den Rest.«
    Sarmotte blickte über die Ebene. Fast alle Spuren der Zopai-Zivilisation waren verschwunden; nur da oder dort konnte man mit etwas Phantasie die von Pflanzen überwucherten Ruinen erahnen.
    »Was wird aus den wirklichen Lebewesen, aus Vyghodh und den anderen Sayporanern? Mit all unseren Vorgängern?«
    »Choursterc hat gesagt, die Akademie für Logistik würde für sie sorgen. Sayporaner geben niemanden verloren. Jedenfalls keinen der Ihren.«
    Sarmotte musterte Toufec nachdenklich. »Was du gut findest.«
    »Natürlich«, sagte Toufec. Er grinste. »Gesetzt, durch unser rühmliches Eingreifen rechnet uns der logistische Ober-Sayporaner auf Druh zu den Seinen.«
    Wieder trat Sarmotte das Bild Paichanders vor Augen, des Uralten in seinem Uteral. Ihr war, als ob sie lange Fäden spürte, die an ihr wie an einer Marionette hingen – Fäden, mit denen Paichander sie führen wollte. »Wir als Sayporaner ehrenhalber? Ich verzichte.«
    Toufec betrachtete sie mit großem Ernst. »Seien wir nicht leichtfertig mit dem, worauf wir verzichten. Sie sind ein so altes Volk. Erheblich älter als die Terraner, älter als die Lemurer. Sie müssen einen reichen Schatz an kosmischer Erfahrung besitzen. Ich hoffe, die Menschen werden noch oft auf ihre Spuren stoßen.«
    »Du hoffst es?«, fragte sie und lachte kurz. »Manche würden sagen: Ich fürchte es.«
    »Ja«, gab Toufec zu. »Manche würden das sagen.«
    » Einen reichen Schatz an kosmischer Erfahrung – das klingt nach Staatsmann.«

12.
    Die Ephemere Pforte
     
    Choursterc hatte nichts dagegen, Toufecs Bitte zu erfüllen: Die beiden Terraner sollten der Einspeisung des Korpus beiwohnen dürfen. Auf eine Rücksprache mit Paichander in dieser Sache hatte er verzichtet. Er hatte angedeutet, dass der Dekan es nicht schätzte, mit Fragen nach der weiteren Verwendung von Dienstleistern und anderen Bagatellen belästigt zu werden.
    Ob das der Grund war? Sarmotte hatte ihre Zweifel. Ihr kam es vor, als stünde Choursterc ihr mittlerweile näher als dem Dekan der Akademie für Logistik. Wenn Choursterc diesem Dekan überhaupt je nahegestanden hatte.
    Die Mission auf Zyor Zopai hatte Choursterc verändert. Er sprach nun überwiegend mit der Achiary-Stimme; er klang munter, beinahe unternehmungslustig. Die Lethargie, in die er nach dem Betrachten des Panfaktors gefallen war, hatte sich verflüchtigt.
    Aber hatte das Unternehmen Zyor Zopai nicht auch sie, Sarmotte, verändert? Hatte sie sich – ungewollt und unbemerkt – der sayporanischen Mentalität angenähert?
    War sie – unter der Hand und gegen ihren Willen – durch diese Mission zu einem Handlanger Paichanders geworden? QIN SHIS?
    Sie seufzte. Sie sollte etwas essen. Neben dem eimerartigen Möbel in ihrer Unterkunft lag ein Riegel.
     
    *
     
    Sarmotte und Toufec hielten sich in der Zentrale der Sternengaleone auf, als die Spenta-Raumer eintrafen. Beinahe hundert Schiffe. Selbst ihre Abbilder im Zentrum des hufeisenförmigen Panoramaschirms wirkten gewaltig.
    Manche erinnerten die Schiffe mit ihrem kuppelförmig gewölbten Heck und dem stiftartigen, über zweieinhalb Kilometer langen, schlanken Körper an grotesk vergrößerte Nägel. Aber in diesem Moment klang das Wort Nagel nur unzutreffend. Die Raumer schienen zu leben, etwas wie Venen gliederte ihre Hülle in unregelmäßige Muster. Diese Venen glühten in sattem Gold. Nicht nur das: Der Bug – das Energieorgan des Schiffes – entfaltete sich, ein Bündel von zweihundert Meter langen Armen streckte sich dem Korpus entgegen.
    Es hätte gefräßig aussehen können, pietätlos, obszön. Tat es aber nicht. Die Arme tasteten behutsam nach dem Korpus und berührten ihn mit einer rätselhaften Sanftheit.
    Dann, als all die vielen Schiffe mit dem Korpus in Fühlung gegangen waren, setzte sich der Pulk

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