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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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errichtet, die ersten Brückenköpfe, die ersten Leuchtfeuer entzündeten sich.
    Die Nano-Invasion hatte begonnen.
     
    *
     
    Diese Lautlosigkeit. Als wäre die ganze Welt betäubt.
    Die Nanogenten bildeten immer komplexere Sensoren, Sonden, die in den Panfaktor vordrangen. Sarmotte empfand dieses Vordringen anders als bei ihrem ersten Aufenthalt in der Bernsteinsphäre. Die Artefakte waren nicht so fordernd, das Zehren war nicht so vorherrschend. Es meinte nicht sie, sondern Toufec. Sarmotte fühlte sich frei – nur an den Mann mit dem Turban gekoppelt.
    Toufec – oder sein Bewusstsein – glitt, wie man in Träumen gleitet, ohne jede körperliche Anstrengung eine Allee entlang. Die Bäume waren keinesfalls irdisch, aber in einem irdischen Landschaftspark mit extraterrestrischen Pflanzen hätten sie auch keine große Sensation abgegeben. Toufec überhörte ihren lautlosen Lockruf, sich das Blattwerk näher anzusehen, die Käferartigen und deren Nachkommen.
    Toufec – und Sarmotte als sein mentaler Schulterreiter – schob sich an Skulpturen vorbei. Je nach Blickwinkel schienen sie Lebewesen darzustellen, die in asymmetrisch gebaute Maschinen eingelassen waren, oder Maschinen, die aus dem Inneren von Organismen überwuchert waren.
    Noch immer war alles still. Die Lautlosigkeit irritierte sie. Immerhin passierten die elektromagnetischen Wellen ungehindert das honiggelbe Fluidum, mit dem der Panfaktor geflutet war. Warum keine Schallwellen?
    Toufecs Bewusstsein strebte die Allee entlang auf die Stadt zu. Sarmotte spürte, wie die Faszination für die Stadt Toufecs simulierte Sinne schärfte, zugleich aber tote Winkel öffnete, für die er keinerlei Aufmerksamkeit erübrigte. Sarmotte hätte sich gern mit einigen der Statuen befasst und mit ihren Funktionen. Vielleicht waren sie schlicht Kunstwerke, dazu gedacht, Wesen zu gefallen, die einen ganz anderen Schönheitssinn als Menschen hatten.
    Vielleicht waren sie aber auch Mahnwachen, Warnhinweise.
    Oder Wachtposten.
    Der Fortschritt des Nanogenten-Sonden verlangsamte sich. Sarmotte erfuhr aus Toufecs Gedanken den Grund: Pazuzu hatte Schwierigkeiten, aus dem Inneren des Panfaktors neues Material zu rekrutieren. Der hiesige Stoff erwies sich als unmodulierbar, auf allen Ebenen erstarrt.
    Toufecs Dschinn setzte stattdessen eine Zulieferung aus der Außenwelt in Gang.
    Sarmotte fand diese Wesensstarre im Panfaktor alarmierend: Was, wenn der Panfaktor ihre Anwesenheit registrierte, sie als Störung wahrnahm, wenn er den Nano-Strang kappte? Oder wenn er sie einschloss?
    Würden ihre Bewusstsein auf ewig in diesem Mikrokosmos gefangen sein?
    Toufec war, was das betraf, offenbar unbesorgt.
    Endlich hatte Pazuzu sich versorgt, und es ging weiter.
    Sie glitten auf die Stadt zu. Sarmotte spürte Toufecs Faszination, als er die herrlichen Gebäude sah, die ausladenden Balkone mit ihren Wasserspeiern, Fontänen und Kaskaden.
    Toufec wendete sich, und Sarmotte wusste im selben Augenblick, wohin er wollte: zum Marktplatz. Ins Zentrum der Stadt. Dorthin, wo sich die Gildevertreter der Kreditoren mit den Quintadimkonstrukteuren trafen, die Warenpropheten mit den Deutern des Dogmas von Pau, den Verkündern des Musters.
    Als sie den Platz erreichten, stockte Sarmotte der Atem. Der Marktplatz war eine vieldimensionale Sphäre. Wer hier verkehrte, konnte es in materieller oder immaterieller Form tun, konnte anwesend sein, auch wenn sein Leib Millionen von Lichtjahren anderswo war. Der Markt war Ort und Medium zugleich, Kommunikationsplattform und Transmitter, Bewusstseinsspiegel und ...
    Toufec musste sich vor den anstürmenden Eindrücken verschließen. Die Technologie, die diesen Marktplatz erschaffen hatte, war der terranischen um Äonen voraus.
    Wer hat dies alles geschaffen?, fragte sich Toufec.
    Das war ich, vernahm Sarmotte einen leisen Gedanken.
    Sie schauten das Wesen an, das allein und von allen verlassen im multidimensionalen Fokus des Platzes stand.
    Und wer bist du?, fragte Toufec das Mädchen Pauthofamy.
    Ich bin niemand mehr. Aber ich war PAUTHOFAMY, dachte die einsame Gestalt. Die einundeinzige Garantin des Dogmas von Pau.
    Erinnere dich!, dachte Sarmotte. Erinnere dich, wie du warst!
    Und das Gedächtnis der Superintelligenz erschloss sich ihnen.
     
    *
     
    Manchmal ist es das Gute am Menschen, dass er nur versteht, was er versteht. Er versteht, was ihm gleicht. Das allzu Andersartige wirft nur einen flüchtigen Schatten.
    Vielleicht, dachte Sarmotte, wird der Tag

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