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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Loch gemacht?«, fragte Sarmotte nach.
    »Die Sayporaner haben ihren Beitrag geleistet«, wich Choursterc aus. »QIN SHI war es gelungen, eines der primordialen Schwarzen Löcher dieses Universums zu bergen.«
    Sharmotte wusste von diesen legendären Himmelskörpern, den Schwarzen Löchern, die in den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall entstanden sein sollen. Die terranische Forschung hatte bislang keines dieser Objekte entdeckt – was nicht gegen deren Existenz sprach. Allerdings gingen die Astrophysiker davon aus, dass die Lebensspanne der primordialen Schwarzen Löcher mit 13,75 Milliarden Jahren dem Alter des Universums entsprach. Gut möglich also, dass sie sich vor wenigen Jahrzehntausenden verflüchtigt hatten.
    Ein kurzer Blick in Chourstercs Gedanken zeigte ihr, dass der Sayporaner seiner Sache sicher war: QIN SHI hatte ein primordiales Schwarzes Loch geborgen. Näheres über die Umstände dieser Aktion wusste er allerdings nicht. Aber von wem, wenn nicht von QIN SHI, sollten die Sayporaner dieses Wissen haben? Und wer sagt uns, dass QIN SHI ein Ausbund von Ehrlichkeit ist?
    Choursterc erklärte: »Diese Singularität wurde ins Gills-Ghaulinc-System transferiert und hier modifiziert.«
    »Wie?«
    »Gills-Ghaulinc besaß 43 Planeten und annähernd dreihundert Monde. Diese Himmelskörper wurden in das Primäre Schwarze Loch eingespeist.«
    »Belebte Planeten?«, fragte Toufec.
    Choursterc zögerte einen Moment zu lang, bis er sagte: »Ich weiß es nicht.«
    Sarmotte untersagte es sich, in seinen Gedanken nachzuhören.
    Sie untersagte es sich ein zweites Mal. Und dann tat sie es doch.
    Lüge.
     
    *
     
    Sie schaute über eine Ebene, silbergrünes Gras, niedrige Bäume mit weit ausladenden Kronen. Eine Lichtung. Darauf ein Kraal, eingefriedet von Palisaden aus Pilzgeflecht. Im Gehege, das den Kern der Siedlung bildete, reckten schlanke Tiere hohe Hälse.
    Sieh nicht hin!, mahnte sich Sarmotte.
    Auf der Ebene etliche, vielleicht hundert, vielleicht noch mehr Raketen, grazile Konstruktionen, wie Sarmotte sie schon einmal gesehen hatte – die ANÄIRY, das Raumschiff, mit dem Chourtaird und Shamsur Routh von Gadomenäa aus ins Solsystem geflogen waren. Sie schätzte, dass die Raumschiffe auf der Ebene oft nicht größer als die ANÄIRY waren; andere ragten jedoch deutlich höher aus in den Himmel, an dem ...
    Sieh nicht hin!, mahnte sich Sarmotte.
    Ein voller Ton lag über der Ebene, ein Melodienbogen, sehnsüchtig klagend, voller Fernweh, reiselustig, eine wundersame Ausgeglichenheit der Stimmungsgegensätze. Der Klangcharakter der Instrumente, die an diesem Ort gespielt wurden, war mal verschleiert und überaus schwermütig, dann wiederum geradezu wild erregend, glänzend und grell.
    Phenuben erkannte sie. Die Auguren sind hier. Warum? Und wozu noch, wenn bereits oben ... der Himmel ... Sieh nicht hin!, mahnte sie sich wieder.
    Sie sah stattdessen der völlig ausweglosen Flucht der Humanoiden zu, die, auf zwei Beinen und einem kräftigen Arm laufend, den zweiten, dünneren Arm voller Verzweiflung schwenkten.
    Viele mochten in den Schiffen der Sayporaner untergekommen sein; die meisten aber waren vor den Raketen geflohen oder taten es noch, stürzten sich in das Dickicht, suchten Deckung in den Baumkronen, Schutz beieinander.
    Zwei der Geschöpfe standen vor Choursterc, atemlos erschöpft: eine Mutter, ihr Kind, die beiden dünneren Arme umeinandergewickelt.
    »Kommt mit mir!«, sagte der Choursterc der Erinnerung.
    »Wohin?«
    »Fort von hier. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Zeit versiegt.«
    »Dann komm!«
    »Wohin?«
    »Anderswohin.«
    »Kein Anderswo mehr«, sagte die Mutter, und sie wies mit dem Kinn nach oben.
    Sieh nicht hin!
    Und Sarmotte sah hin. Sie folgte ihrem Blick und schaute auf in den unausweichlichen, katastrophalen Himmel, der von Schlieren verschmiert war in noch nie gesehenen, apokalyptischen Farben.
    Sie zog sich zurück.
     
    *
     
    »Zufrieden, Telepathin?«, fragte Choursterc.
    Toufec warf ihr einen Blick voller Fragen zu. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. »Warum hat man die Planeten verwendet? Warum hat man nicht eine der Riesensonnen in das Schwarze Loch gestürzt – das wäre doch ergiebiger gewesen, oder?«
    »Warum die Planeten? Das wissen nur QIN SHI und die Spenta«, erwiderte Choursterc. Und Sayporaner wie Choursterc haben immerhin versucht zu retten, was zu retten war, dachte Sarmotte.
    »Die Spenta hätten sich schlicht geweigert, eine Sonne zu töten«,

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