PR 2676 – Der Chalkada-Schrein
wüsste. Rhodan wünschte sich, Gucky wäre nicht gegangen. Wenn der Kleine Ramoz' Gedanken lesen könnte, wäre vieles einfacher. »Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt. Bis wir am Sammelpunkt ankommen, bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten. Ramoz wird Trumeri jedenfalls schonungslos angreifen, sobald sich eine Gelegenheit bietet.«
»Was ich verstehen kann«, sagte Quistus. »Er muss sich selbst schützen, und die Reduktion ist sein absoluter Albtraum.«
Der Terraner nickte gedankenverloren. Er fragte sich, wie er an Ramoz' Stelle handeln würde. Die Situation war in mehr als nur einer Hinsicht verfahren. Der Knoten löste sich nicht etwa, sondern zog sich von Stunde zu Stunde fester zusammen. »Der Verzweifelte Widerstand kann sich einen internen Krieg nicht leisten! Die Galaxis brennt, und wir kämpfen gegeneinander? Wo soll das hinführen?«
»Vielleicht liegt es an einem Denkfehler«, sagte Mikru. »Ich glaube, dass du in einer typisch biologischen Denkweise gefangen bist.«
Rhodan drehte sich zu ihr um. »Und die wäre?«
»Dir fehlt die nötige Distanz.«
»Die du aber aufbringst?«
Ein Lächeln huschte über Mikrus Gesicht. »Selbstverständlich. Ich bin kein sterbliches Wesen, sondern kann in meiner Rechenmatrix reine Logik anwenden. Ich rechne die Situation ständig durch, und ...«
»Trotzdem glaubst du nur, einen Fehler entdeckt zu haben«, unterbrach Rhodan.
Mikru sah ihn schweigend an. Er spiegelte sich in ihren Pupillen.
»Ich habe diese Formulierung gewählt«, sagte sie schließlich, »weil das Problem in deinen Gedanken wurzelt, die nicht streng logisch sind, weshalb dein Denkfehler ja überhaupt erst entstanden ist. Lass es mich so ausdrücken: Ich weiß, dass du dich irrst. Du setzt falsche Konstanten in deinen Überlegungen.«
Rhodan verstand sofort, worauf sie hinauswollte. »Du sprichst von Ramoz und ...«
»Ich spreche davon, dass du Ramoz in den Widerstand mit einbeziehst. Dass er deiner Meinung nach ein Teil davon ist. Dass du gesagt hast, dass wir gegeneinander kämpfen. Die Seele der Flotte ist allerdings kein Teil dieses Wir. Finde dich damit ab. Er geht seinen eigenen Weg.«
»Wenn das stimmt«, sagte der Terraner düster, »haben wir so gut wie verloren.«
Die Projektion der Schiffsseele antwortete nicht mehr, sondern löste sich auf.
Rhodan übernahm die Steuerung des Obeliskenraumers und berechnete einen Kurs zum Sammelpunkt beim namenlosen grünen Stern. Noch ehe sie aufbrachen, waren Ramoz und seine Sternraumer-Flotte bereits gestartet.
Der Terraner dachte über Mikrus Worte nach. Und er fragte sich, ob sie zwar in die richtige Richtung zielten, aber dennoch zu einem falschen Ergebnis kamen.
Denn falls es ein Wir überhaupt gab, zweifelte Perry Rhodan inzwischen daran, dass er selbst dazugehörte.
Dies war nicht seine Galaxis.
Nicht sein Krieg.
Vielleicht waren Ramoz, Kaowen und der Verzweifelte Widerstand diejenigen, die ihn unter sich entscheiden mussten.
Womöglich wurde es höchste Zeit, dass Rhodan diese Galaxis hinter sich ließ und sich um andere Dinge kümmerte. Um solche, die ihm näherlagen.
Die Liste war lang: QIN SHI, möglicherweise ... ganz sicher aber die Milchstraße, das Solsystem, Terra ... sein Volk.
Er wusste nicht, was in seiner Heimat vor sich ging. Vielleicht war er in Chanda ganz einfach am falschen Platz, weil andere die Fäden des Spiels in der Hand hielten.
*
»Ramoz!«, hörte er, als er die Flotte schon viele Stunden lang auf ihrem Weg durchs All führte und nur noch wenige Minuten bis zur Ankunft am Sammelplatz fehlten.
Verwirrt drehte er sich um, doch da war niemand, der seinen Namen ausgesprochen haben konnte. Er war allein in der Zentrale seines Schiffes.
»Ramoz!«
Natürlich. Er hatte auf dem falschen Weg gesucht. Also schloss er die Augen und sah sofort die Gestalt des Oraccameo in der Kutte. »Was willst du?«, herrschte er das Wesen an, das offenbar in seinem Verstand ankerte, seit es im Kalten Raum zum ersten Mal mit ihm gesprochen hatte.
»Was ich will, Seele der Flotte? Dich daran erinnern, dass du deine Bestimmung erfüllen musst. Die Alternative wäre furchtbar.«
»Das hast du mir schon einmal gesagt, ich will es ...« Er brach mitten im Satz ab. Ich will es nicht mehr hören, hatte er sagen wollen. Aber so einfach war es nicht.
So einfach war es nie gewesen.
»Ich sehe, dass du zu verstehen beginnst«, sagte der Kuttenträger. In dem diffusen Weiß, das die Welt dieser Vision erfüllte,
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