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PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo

Titel: PR 2678 – Das Windspiel der Oraccameo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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konnte ihn nichts mehr aufhalten. Niemals zuvor hatte ein Außenstehender im Reich der Oraccameo derart viel Macht besessen.
    »Du siehst nicht besonders gut aus, Halter«, sagte Fogga, ohne seine Häme zu verbergen.
    »Es geht mir auch nicht besonders«, klagte der Oberste Herr. »Jede Bewegung schmerzt. Die lebensverlängernden Maßnahmen reichen längst nicht mehr, um mich bei guter Gesundheit zu halten.«
    »Die Oraccameo sind ein kurzlebiges Volk.«
    »Ich bin mehr als dreihundert Jahre alt und habe damit eine doppelt so lange Lebensspanne wie die meisten.« Er schabte über sein im Schatten der Kapuze verborgenes Gesicht. »Ich frage mich, wie alt du werden kannst, Fogga. Du siehst immer noch so jung aus wie damals.«
    »Ich weiß es nicht, Halter.«
    Der alte Oraccameo ließ den Kopf hängen und sagte nichts mehr. Nur noch das Röcheln seiner unregelmäßigen Atemzüge war zu hören.
    War er etwa eingeschlafen?
    Fogga wollte eben den Raum verlassen, als sich Wörgut Gooswart überraschend nochmals zu Wort meldete: »Ich frage mich, wie weit du mich angelogen hast. War es von vornherein dein Plan, an meiner Seite die Sprossen der Macht hochzuklettern?«
    Fogga schwieg. Die Worte seines Halters irritierten ihn. Sie redeten nur selten über ihr durch Abhängigkeiten definiertes Verhältnis.
    »War es Zufall, dass ich dich gefunden habe, oder steckte mehr dahinter? Sollte ich dir etwa begegnen, hast du mich gelenkt, so, wie du es heute tust?«
    »Ich lenke dich nicht, Halter ...«
    »Lass das Lügen!« Wörgut Gooswarts Gelenke krachten, als er wild mit den Armen ruderte. »Ich möchte Antworten von dir! Jetzt!«
    Maran Dana Fogga verbeugte sich. »Ich muss mich leider entschuldigen, sosehr mich die Unterhaltung mit dir auch reizt. Aber ich habe derzeit wichtigere Dinge zu erledigen. Wir werden ein anderes Mal auf dieses Gespräch zurückkommen, das verspreche ich dir.«
    Er zog sich zurück, wobei er darauf achtete, nichts im Raum zu berühren. Überall mochte Kontaktgift kleben. Sein Halter wirkte verzweifelt. Womöglich verfiel er auf eine Wahnsinnstat, nun, da er den Tod nahen fühlte.
    Fogga musste sich nach allen Richtungen absichern, wollte er sein Ziel erreichen, wollte er erleben, wie sich sein Plan erfüllte.
     
    *
     
    Maran Dana Fogga bewunderte die Zähheit, mit der sich sein Halter ans Leben klammerte. Ein weiteres Jahrzehnt war vergangen.
    Gooswart ähnelte einem lebendigen Leichnam, der sein Überleben den modernsten Geräten und Wunder wirkenden Ärzten verdankte.
    Doch sein Geist war wach geblieben. Nach wie vor lenkte er die Geschicke der Oraccameo. Das erschien in diesen Zeiten besonders schwer. Die einstmals unumschränkt herrschenden Wesen hatten viel von ihrer Dominanz verloren. Vasallen drängten in die Eigenständigkeit. Sie hingen neuen Ideen an, redeten von Loslösung vom Reich der Oraccameo, riskierten die Konfrontation mit ihren Herren.
    Fogga verfolgte die vielfältigen Entwicklungen mit Freude. Wiederum verlief alles so, wie er es erhofft und erwartet hatte. Die Oraccameo lechzten mittlerweile nach der Unsterblichkeit und vernachlässigten darüber ihre Aufgaben. Sie verloren an Tatkraft und betrachteten das Funktionieren ihrer Herrschaft als Selbstläufer, in den man nichts mehr investieren musste.
    So hatte er es vorhergesehen und geplant. Nach wie vor waren allerorts seine Agenten tätig. Sie schürten die Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch in der Forschung nach leistungsstarken Kollektoren. Sie erzeugten eine Art Sog, dem sich die Oraccameo nicht entziehen konnten. Sie sehnten die Vergeistigung herbei, hatten nichts anderes mehr im Kopf.
    Die Unruhen, wachsende Widerstände und das Gefühl der Unzufriedenheit – all diese Probleme waren, so schien es, nur noch im Kollektiv eines vergeistigten Wesens zu bewältigen.
    Die Zeiten, da die Oraccameo es abgelehnt hatten, ein derartiges Geschöpf zu schaffen, waren längst vorbei. Auch war keine Rede mehr davon, die Kollektoren als Waffe einzusetzen.
    QIN SHI war galaxisweit in aller Munde. Sie würden im Herrn der Gesichter aufgehen, sich von Mühseligkeiten eines körperbestimmten Lebens lösen. Eingebettet in die Bewusstseinsvielfalt dieses Geisteswesens würden sie eine neue Stufe der Evolution bewältigen und über bislang ungeahnte Macht verfügen. Was sollten sie sich da noch um die profanen Dinge des täglichen Lebens kümmern?
    »Es ist so weit«, sagte Maran Dana Fogga eines Tages zu seinem Halter. »Ich setze die

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