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PR 2679 – Der Herr der Gesichter

PR 2679 – Der Herr der Gesichter

Titel: PR 2679 – Der Herr der Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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erarbeiten, der sie vor der Rachsucht der anderen Völker schützte, indem sie halb legale Wirtschaftsorganisationen aufbauten.
    Das Volk der Oraccameo wusste, dass es nur so lange in seinem Schattendasein geduldet war, solange niemand die wahre Entstehungsgeschichte von QIN SHI kannte.
    Aus diesem Grund gaben sie sich alle Mühe, die damaligen Begebenheiten unter einem Geflecht von Lügen und Gerüchten zu verbergen.
    Zudem hatten sie begonnen, Größe und Aussehen durch medizinische und genmanipulative Eingriffe zu verändern. In der Hoffnung, dass eines Tages nicht nur die Geschichte der Oraccameo, sondern auch ihr Antlitz aus Chalkada getilgt sein würde.
    QIN SHI ließ sie gewähren.
     
     
    Intermezzo
    Chalkada, Planet Pamflo
     
    »Darum hört, was ich zu berichten habe, aus grauer Vorzeit, was einst geschah und nie mehr geschehen darf!«
    Drumand Görgolds Stimme hallte über den Platz der Trauer. Es war jener Ort, an dem sich die Bewohner damals versammelt hatten, als sie dem Lockruf seines Volkes gefolgt waren.
    Bevor sie vergangen, auf gegangen waren in QIN SHI. Dem hungrigen Herrn der Gesichter.
    Görgold spürte, wie Hass in ihm aufstieg. Er schluckte ihn hinunter. Er durfte sich nicht von seinen Emotionen ablenken und zu Unachtsamkeit verleiten lassen. Von seinen Auftritten hing die Zukunft der Oraccameo ab.
    Er war eines der Rädchen im Getriebe der Propaganda. Die meisten nannten sie nicht direkt beim Namen, aber er machte sich keine Illusionen. Manipulative Umdeutung der Geschichte – um nichts anderes handelte es sich bei seinen Darbietungen. Die Rolle seines Volkes neu auszugestalten, bevor sie alle dem Lynchmob der Völkergemeinschaft Chalkadas zum Opfer fielen.
    Die ersten Zuhörer blieben auf dem kreisrunden, von windschiefen Häusern umringten Platz stehen, in dessen Mitte der Oraccameo auf einer Kiste um Aufmerksamkeit heischte. Im Hintergrund, hinter den als Mahnmal dienenden Ruinen, ragten die Hochhäuser der neuen Planetenbewohner in den grauen Himmel.
    Wie immer breitete sich ein flaues Gefühl in Görgolds Magengrube aus. Was, wenn sie ihn enttarnten? Wenn sie ihn als Oraccameo erkannten? Würde er sie von ihrer Unschuld überzeugen können?
    »Sprich!«, rief ein Pamflone aus dem Publikum.
    Es war ein wuchtiger, vierbeiniger Klotz mit aus dem grobschlächtigen Körper ragenden, filigranen Greifwerkzeugen, einem kreisrunden Fressschlund und einer kleineren, schmallippigen Sprechöffnung darüber. Er musterte Drumand Görgold aus drei facettierten Augen, die aus seinem Rückenkamm ragten. Es existierten nur noch wenige Angehörige dieses Volkes. Der Großteil lebte nun in QIN SHI.
    Gefressen worden, dachte Görgold verbittert.
    Als erste ungeduldige Rufe laut wurden, bemerkte der Oraccameo, dass er zu lange geschwiegen hatte. Er räusperte sich laut. Der aufkommende Unmut und das nachlassende Interesse waren wie weggefegt.
    »Ich will euch berichten«, hob Drumand Görgold an, »wie die Oraccameo den Lügen QIN SHIS zum Opfer fielen und damit Chalkada dem Unheil. Oraccameo, welchen Glanz, welche Zuneigung verbreitete einst allein die Erwähnung dieses Namens! Sie waren überall beliebt, Freunde der glorreichen Bewohner dieser Sterneninsel. Und sie hatten einen Traum, den Traum der Unsterblichkeit, einen Traum, den sie mit all ihren Freunden teilen wollten. Daher verfielen sie den Versprechungen eines Wesens, das so viel mächtiger war als alles, was den Völkern Chalkadas bis dahin untergekommen war: des Herrn der Gesichter ...«
    Görgold sprach und sprach, gestikulierte und schmeichelte den tapferen Bewohnern Chalkadas, die dem Schrecken QIN SHIS trotzten. Immer wieder betonte er, wie er Oraccameo begegnet sei, die unter ihrer Rolle litten. Wie sehr diese armen Geschöpfe von QIN SHI betrogen worden waren. Welches Unrecht ihnen doch getan würde, indem man sie verurteilte, am Wirken QIN SHIS die Schuld zu tragen. Sie hätten schließlich stets nur das Wohl aller im Sinn gehabt.
    Görgold redete sich die Kehle heiser. Es war schwierig, in den Mienen der Pamflonen und der anderen Wesen zu lesen. Ihre Körperhaltungen drückten Misstrauen aus. Seine Beschreibung der Oraccameo war nicht dieselbe, die sie selbst kannten, die ihre Wirklichkeit bedeutete.
    Er spürte, wie sich sein Körper erhitzte. Er erfand eine Geschichte über eine große Expedition der Oraccameo, die von Planet zu Planet gezogen war und den Bewohnern dort Hilfe und Frieden gebracht hatte.
    Der Himmel verdüsterte sich

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