Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2679 – Der Herr der Gesichter

PR 2679 – Der Herr der Gesichter

Titel: PR 2679 – Der Herr der Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
betreten. Der Protektor war uneingeschränkter Herrscher auf der MEEGUA und von 2324 anderen Zapfenraumern der 34. Flotte. Wem war es gelungen, die strengen Sicherheitsprotokolle zu umgehen und in sein Arbeitszimmer einzudringen?
    Langsam drehte er sich um, aktivierte dabei mit einer unmerklichen Bewegung des Handgelenks den darin eingepflanzten Paralysator.
    Beim Anblick der ansonsten kahlen Wand stockte Mekaren der Atem. Dort stand niemand. Alles, was er sah, war ein Gesicht, das sich aus der graumetallenen Wandverkleidung wölbte und immer deutlichere Züge annahm. Seine Züge.
    »Wer bist du?«, flüsterte er, obwohl er es wusste.
    Die Gerüchte.
    Konzentriert musterte er das Gesicht. Es war das seine, zweifellos. Doch jede Falte, jede mimische Regung, jedes Lächeln war schärfer, energischer, grausamer. Das dort war nicht sein Ebenbild – es war eine Extrapolation. Der perfekte Protektor Mekaren, den es zu keinem Zeitpunkt würde geben können, weil solche Reinheit unerreichbar war.
    Disziplin, Beherrschung und Entsagung. Kein xylthisches Gesicht hatte diese Werte je deutlicher gespiegelt als jenes, das ihm dort aus der Wand seines Arbeitszimmers entgegensah.
    Die metallgrauen Lippen des Gesichts formten lautlose Worte. Mekaren las sie ab, zeitgleich entstanden sie in seinem Verstand.
    »Wie hältst du es mit Zweifeln an deinem Herrn, Protektor Mekaren?«, fragte die Stimme höhnisch. »Widerspricht er nicht deinem Anspruch an die allumfassende Disziplin?«
    »Ich bin dein Diener«, keuchte der Xylthe. Er sank auf die Knie, neigte sein Haupt. »Auf ewig dein Diener, QIN SHI.«
    »Das ist richtig«, sagte der Herr der Gesichter. »Auf ewig.«
    Mekaren schloss die Augen. Er bereitete sich vor.
    Auf die Ewigkeit.

3.
    Von einem, der bedient wurde
    Dosa
     
    QIN SHI schlief, und QIN SHI fraß.
    In unregelmäßigen Abständen sah er im Sternenreich der Xylthen nach dem Rechten. Das Volk entwickelte sich dank seiner Mithilfe prächtig.
    Sie eroberten Planetensystem um Planetensystem. Wo der Widerstand zu stark wurde, griff der Herr der Gesichter ein und beendete die Auseinandersetzungen auf seine Art und Weise.
    In sieben von acht Fällen erledigten die Lebenskraft-Kollektoren ihre Arbeit zuverlässig. Keines der gegnerischen Völker besaß auch nur ansatzweise eine Möglichkeit, sich vor den Weltengeißeln zu schützen.
    Je schneller sich die Xylthen ausbreiteten und Planeten entvölkerten, desto deutlicher wurde die Gefahr, die von der raschen Expansion ausging: Über kurz oder lang würde es in Dosa keine geeigneten Völker mehr geben, die QIN SHI aufnehmen konnte.
    Aus diesem Grund starteten die Xylthen ein groß angelegtes Zuchtprogramm. Sie suchten sich gezielt Völker mit hohen Vermehrungsraten aus und schufen auf deren Planeten optimale Lebensbedingungen. Wo es zuvor Hunger und Armut gegeben hatte, sorgten die Xylthen nun für genügend Nahrungsquellen und verteilten Werkzeuge und Baumaschinen.
    Sobald das Wachstum seine Grenzen erreicht hatte, nahmen sie einen Teil der Bevölkerung in ihre Raumschiffsflotte auf und sandten QIN SHI den vereinbarten Ruf. Nachdem der Herr der Gesichter sich an der Bevölkerung gütlich getan hatte, durften die restlichen Bewohner auf den Planeten zurückkehren und den nächsten Zuchtzyklus beginnen.
    QIN SHI wuchs und gedieh.
    Die Tage, an denen er selbst nach bevölkerten Planeten suchen musste, schienen vorbei zu sein. QIN SHI hatte nun genügend Zeit, um sich seinen Anfängen zu widmen.
    Er reiste zurück nach Chalkada, zu jenem Raumsektor, in dem er einst entstanden war. Zu seiner Befriedigung stellte er fest, dass entgegen der ursprünglichen Planung mehr als zehn Millionen Oraccameo überlebt hatten.
    Sie fristeten ein Dasein, das von Unterdrückung geprägt war. Ihre Zahl nahm aufgrund der gezielten Verfolgung durch die anderen Völker rapide ab.
    Diese hatten die Verbindung zwischen den ersten entvölkerten Planeten in Chalkada und QIN SHIS Ursprungsvolk hergestellt, wenngleich sie weder seinen Namen noch die genauen geschichtlichen Zusammenhänge kannten.
    Die Oraccameo hatten ihre Planeten längst aufgeben müssen und lebten in den Handelsstationen und den Freiwelten der Völkergemeinschaft. Die meisten von ihnen waren Bettler und Verstoßene. Viele hatten sich in den Untergrund krimineller Organisationen zurückgezogen und waren dort als Händler oder Befehlsempfänger für niedrigste Arbeiten tätig.
    Einige wenige hatten es geschafft, sich einen Status zu

Weitere Kostenlose Bücher